Verteidigung
normalen Umständen wäre das auch nicht erforderlich, aber er hat sich als unzuverlässiger Zahler erwiesen.«
Und das war vor Krayoxx, dachte David. Gut, dass Patrick nicht weiß, wie das Konto jetzt aussieht.
»Und wie lange wollen Sie ihn diesmal behalten?«
»Seine Versicherung übernimmt die Kosten für dreißig Tage.«
»Also bleibt es bei dreißig Tagen, egal, welche Fortschritte der Patient macht. Die Versicherung ist alles, was zählt, was?«
»So ist die Realität.«
»Das stinkt doch zum Himmel. Und wenn der Patient mehr Zeit braucht? Ich hatte einen Schulfreund, der vom Kokain nicht wegkam. Der hat diese 30-Tage-Kur ein paarmal gemacht, hat aber nie was gebracht. Erst als er ein Jahr lang in einer geschlossenen Einrichtung war, hat er die Sucht in den Griff bekommen.«
»Solche Geschichten kennen wir alle, Mr. Zinc.«
»Kann ich mir vorstellen.« David hob resigniert die Hände. »Also gut, Mr. Haie, was schlagen Sie vor? Wir wissen beide, dass er heute Nacht hierbleibt, weil alles andere viel zu gefährlich wäre.«
»Wir können über die Außenstände hinwegsehen, aber wir brauchen ab jetzt einen Bürgen für die Kosten, die von der Versicherung nicht übernommen werden.«
»Und das sind fünfhundert Dollar pro Tag? Nicht ein Penny mehr?«
»Richtig.«
David zückte seine Brieftasche, holte eine Kreditkarte heraus und warf sie auf den Tisch. »Hier ist meine American-Express-Karte. Mein Limit reicht für höchstens zehn Tage. In zehn Tagen bin ich wieder hier und hole ihn, dann wird mir schon was einfallen.«
Haie notierte sich kurz die Kreditkartendaten und gab sie zurück. »Er braucht mehr als zehn Tage.«
»Ist mir klar. Er hat ja bereits bewiesen, dass dreißig nicht reichen.«
»Die meisten Alkoholiker brauchen drei oder vier Anläufe, wenn sie es überhaupt schaffen.«
»Zehn Tage, Mr. Haie. Ich bin nicht reich, und die Arbeit als Rechtsanwalt bei Mr. Figg erweist sich zunehmend als Verlustgeschäft. Ich weiß nicht, was Sie hier tun, aber tun Sie es schneller. In zehn Tagen bin ich wieder da.«
Als sich David der Kreuzung mit der Tri-State Tollway näherte, leuchtete in der Armaturentafel eine Warnlampe auf. Er hatte fast kein Benzin mehr. In den vergangenen drei Tagen hatte er die Tankanzeige nicht ein einziges Mal geprüft.
Die Raststätte war überfüllt, schmuddelig und renovierungsbedürftig. Auf der einen Seite befand sich ein Schnellrestaurant, auf der anderen ein rund um die Uhr geöffneter Shop. Er tankte, zahlte mit der Kreditkarte und ging in den Laden, um sich eine Limo zu kaufen. Da es nur eine Kasse gab, an der eine lange Schlange wartete, holte er sich in aller Ruhe ein Cola light und eine Tüte Erdnüsse. Auf dem Weg zur Kasse stutzte er plötzlich und blieb wie angewurzelt stehen.
Das Regal war vollgestopft mit billigen Spielsachen und verschiedenen Artikeln für Halloween. Mittendrin, auf Augenhöhe, lag eine durchsichtige Kunststoffverpackung mit grellbunten Nasty-Teeth-Vampirzähnen. Er griff danach und studierte das Kleingedruckte auf dem Etikett. Made in China. Importeur war Gunderson Toys, Louisville, Kentucky. Er nahm alle vier Packungen mit, zum einen als Beweismaterial, zum anderen musste das Zeug vom Markt, bevor noch mehr Kinder erkrankten. Die Kassiererin warf ihm einen misstrauischen Blick zu, als sie seine Einkäufe eintippte. Er bezahlte bar und lief zu seinem Wagen zurück. Dann fuhr er von der Zapfsäule weg und parkte unter einer hellen Laterne in der Nähe der Lkws.
Mit dem iPhone googelte er Gunderson Toys. Das Unternehmen bestand seit vierzig Jahren und war früher im Privatbesitz gewesen. Vier Jahre zuvor war es von Sonesta Games, Inc., der drittgrößten Spielwarenfirma der Vereinigten Staaten, übernommen worden.
Er hatte Material für eine Klage gegen Sonesta in der Hand.
43
Reuben Massey traf nach Einbruch der Dunkelheit mit einer Varrick-Gulfstream ein. Er landete am Midway Airport, wo er von seiner Entourage in Empfang genommen und mit einer Kolonne schwarzer Cadillacs in die Stadt gebracht wurde. Eine halbe Stunde später betrat er den Trust Tower und entschwebte sogleich in den einhundertsten Stock, wo Rogan Rothberg ein elegantes Kasino unterhielt, das ausschließlich leitenden Partnern und deren wichtigsten Mandanten vorbehalten war. Nicholas Walker und Judy Beck erwarteten ihn dort gemeinsam mit Nadine Karros und Marvin Macklow, dem geschäftsführenden Partner der Kanzlei. Während einer allgemeinen
Weitere Kostenlose Bücher