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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Vorstellungsrunde servierte ein Kellner im weißen Smoking Cocktails. Reuben Massey hatte Ms. Karros schon seit Monaten treffen und näher kennenlernen wollen. Er wurde nicht enttäuscht. Sie versprühte ihren Charme, und nach dem ersten Cocktail war Massey ihr hoffnungslos verfallen. Frauen waren seine große Schwäche, und da er immer auf der Suche war, barg jede neue Bekanntschaft ungeahnte Möglichkeiten. Allerdings war sie seinen Informationen zufolge glücklich verheiratet, und ihr einziges Hobby war die Arbeit. In den zehn Monaten ihrer Zusammenarbeit hatte Walker Nadine nur als absolut professionell erlebt. »Ich fürchte, Sie haben keine Chance«, hatte er seinen Chef bereits in dessen Büro bei Varrick gewarnt.
    Zum Abendessen gab es den von Massey bevorzugten Hummersalat mit Muschelnudeln. Er saß neben Nadine und hing geradezu an ihren Lippen. Für ihre Prozessführung und ihre Leistung in der Verhandlung fand er nur lobende Worte. Wie jeder andere am Tisch wartete er gespannt auf das alles entscheidende Urteil der Geschworenen.
    »Wir sind zu Gesprächen hier«, sagte Nick Walker, nachdem die Dessertteller abgeräumt waren. »Zunächst einmal möchte ich jedoch Ms. Karros bitten, uns einen kurzen Überblick über die Verhandlung zu liefern.«
    Sie begann mit der Zusammenfassung. »Wir gehen davon aus, dass die Klägerseite keine weiteren Zeugen aufzubieten hat. Falls der Pharmakologe morgen früh auftauchen sollte, dürfte er noch aussagen, aber unseren Quellen zufolge ist Dr. Threadgill zu Hause in Cincinnati in Deckung gegangen. Die Klägerpartei dürfte also bereits um neun Uhr erklären, dass ihre Beweisführung abgeschlossen ist. Dann haben wir die Wahl. Zunächst einmal können wir natürlich ein Urteil im beschleunigten Verfahren beantragen. Bei Richter Seawright kann dieser Antrag sowohl mündlich als auch schriftlich gestellt werden. Wenn wir uns für diese Option entscheiden, werden wir beides gleichzeitig tun. Mein Team und ich sind der Meinung, dass der Richter unserem Antrag voraussichtlich unverzüglich stattgeben wird. Die Klägerpartei hat ihr Klagebegehren nicht einmal notdürftig begründen können, das weiß jeder, der Anwalt der Klägerin eingeschlossen. Richter Seawright war dieses Verfahren von Anfang an suspekt, und ich glaube, offen gesagt, er kann es gar nicht erwarten, die Sache zu Ende zu bringen.«
    »Wie hat der Richter in der Vergangenheit über Anträge auf ein Urteil im beschleunigten Verfahren entschieden, wenn diese gestellt wurden, sobald die Klägerpartei ihre Beweisführung abgeschlossen hatte?«, erkundigte sich Massey.
    »In den vergangenen zwanzig Jahren hat er mehr solche Urteile verkündet als jeder andere Bundesrichter in Chicago und im Staat Illinois. Er hat nicht die geringste Geduld mit Klagen, die nicht einmal die Mindeststandards der Beweisführung erfüllen.«
    »Aber ich will ein Geschworenenurteil«, maulte Massey.
    »Dann vergessen wir das beschleunigte Verfahren und rufen unsere Zeugen auf. Davon haben wir mehr als genug. Sie haben sie bezahlt, und sie sind über jeden Zweifel erhaben. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass die Geschworenen die Nase voll haben.«
    »Und wie«, stimmte Nick Walker zu, der die Verhandlung aufmerksam verfolgt hatte. »Ich habe den Verdacht, dass sie sich schon beraten, da kann Richter Seawright noch so viel mahnen.«
    Judy Beck war seiner Meinung. »Unsere Berater sind der Ansicht, wir sollten das Verfahren so schnell wie möglich zu Ende bringen, auf jeden Fall vor dem Wochenende. Das Geschworenenurteil ist so gut wie unter Dach und Fach.«
    Massey lächelte Nadine an. »Und was raten Sie?«
    »Für mich ist ein Sieg ein Sieg. Ein Urteil im beschleunigten Verfahren ist eine sichere Bank. Wenn die Geschworenen entscheiden, besteht immer ein Restrisiko. Ich würde mich für die unkomplizierte Variante entscheiden, aber mir ist klar, dass es um mehr geht als eine gerichtliche Entscheidung.«
    »Wie viele Prozesse führen Sie pro Jahr?«
    »Durchschnittlich sechs. Wenn ich mich richtig vorbereiten will, schaffe ich nicht mehr, da können noch so viele Mitarbeiter für mich im Einsatz sein.«
    »Und seit wie vielen Jahren haben Sie nicht mehr verloren?«
    »Seit elf. Vierundsechzig gewonnene Prozesse hintereinander, aber ich zähle schon lange nicht mehr.« Der müde Scherz wurde mehr belacht, als er es verdient hatte, doch alle freuten sich über den entspannten Moment.
    »Und waren Sie sich eines Verfahrens und

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