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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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stehen.
    »Ja, aber die ist weg«, sagte Soe. »Im Müll, schon lange.«
    »Keine Verpackung«, fügte Lwin hinzu.
    Die Wohnung hatte zwei Schlafzimmer – eines wurde von den Eltern benutzt, das andere von den Kindern. David folgte Soe, während die Frauen im Wohnzimmer blieben. Thuyas Bett war eine kleine Matratze auf dem Boden neben denen seiner Schwestern. Die Kinder hatten ein kleines, billiges Regal, in dem Mal- und Taschenbücher waren. Daneben stand eine Plastikkiste mit Spielzeug für einen Jungen.
    »Das ist seins«, sagte Soe, während er auf die Kiste deutete.
    »Darf ich mir die Sachen ansehen?«, fragte David.
    »Ja, bitte.«
    David ließ sich auf die Knie fallen und ging langsam den Inhalt der Kiste durch – Actionfiguren, Rennautos, Flugzeuge, eine Pistole, Handschellen, das übliche Sortiment von billigem Spielzeug für einen Fünfjährigen. Er stand auf. »Ich sehe mir das später noch einmal an. Sorgen Sie bitte dafür, dass alles hierbleibt.«
    Als sie wieder im Wohnzimmer waren, wurden die Vampirzähne zurück in den Plastikbeutel gesteckt. David erklärte, dass er sie zu einem Experten für Bleivergiftung schicken und testen lassen wolle. Wenn die Gebisse tatsächlich einen zu hohen Bleigehalt aufwiesen, würden sie sich wieder treffen und die Klage besprechen. Er warnte die Eltern vor, dass es schwierig sein könne, den Hersteller des Spielzeugs herauszufinden, und versuchte, jegliche Hoffnungen auf eine Entschädigung zu dämpfen. Als die Zincs gingen, schienen die drei – Zaw, Lwin und Soe – genauso verwirrt und besorgt zu sein wie vorher. Dann machte sich Soe auf den Weg ins Krankenhaus, um die Nacht über bei Thuya zu bleiben.
     
    Am nächsten Morgen schickte David den Satz Vampirzähne per Kurierdienst an ein Labor in Akron. Der Leiter, Dr. Biff Sandroni, war ein führender Experte für Bleivergiftungen bei Kindern. David schickte gleich einen Scheck über zweitausendfünfhundert Dollar mit, nicht von Finley & Figg, sondern von seinem privaten Bankkonto. Er musste den Fall erst noch mit seinen beiden Chefs besprechen und hatte vor, das so lange aufzuschieben, bis er mehr wusste.
    Zwei Tage später rief Sandroni an, um ihm mitzuteilen, dass er das Päckchen und den Scheck bekommen habe und es etwa eine Woche dauern werde, bis er die Vampirzähne testen könne. Er war sehr interessiert an dem Fall, weil er noch nie ein Spielzeug gesehen hatte, das im Mund behalten werden sollte. So gut wie jedes Spielzeug, das von seinem Labor untersucht wurde, war eines, auf dem ein Kind aus welchen Gründen auch immer herumgekaut hatte. Das Spielzeug stammte vermutiich aus China, Mexiko oder Indien, und ohne die Verpackung war es praktisch unmöglich, Importeur und Hersteller zu bestimmen.
    Sandroni redete gern und fing an, von seinen wichtigsten Fällen zu erzählen. Er sage ständig als Sachverständiger aus – »ich liebe den Gerichtssaal« – und sei entscheidend an Urteilen mit Entschädigungssummen in Höhe von mehreren Millionen Dollar beteiligt gewesen. Er nannte David »David« und bestand darauf, »Biff« genannt zu werden. Während David zuhörte, fiel ihm auf, dass er sich noch nie mit jemandem unterhalten hatte, der Biff hieß. Angesichts des Redeschwalls wäre er normalerweise beunruhigt gewesen, doch seine Recherche zu Experten für Bleivergiftung hatte ergeben, dass Dr. Sandroni einen hervorragenden Ruf besaß.
     
    Um sieben Uhr am nächsten Samstagmorgen fuhren David und Helen zur Mighty Mall und fanden nach längerem Suchen auch einen Parkplatz. Es herrschte dichter Verkehr, und das Einkaufszentrum war bereits gut gefüllt. Draußen war es knapp über null Grad, drinnen nicht viel wärmer. Sie warteten in einer langen Schlange vor einem Verkaufsstand, kauften zwei große Becher heißen Kakao und machten sich an die Arbeit. Der Markt wirkte chaotisch, doch es herrschte tatsächlich eine gewisse Ordnung. Die Imbissbuden in der Nähe des Eingangs verkauften Köstlichkeiten wie Hotdogs, Donuts und Zuckerwatte, die regen Zuspruch fanden. Als Nächstes kam eine Reihe Verkaufsstände, an denen billige Kleidung und Schuhe angeboten wurden. Ein zweiter Gang enthielt Stände mit Büchern und Schmuck, dann kamen Möbel und Autoteile.
    Kunden und Verkäufer stammten aus allen Teilen der Welt. Neben Englisch und Spanisch waren zahlreiche andere Sprachen zu hören: asiatische, etwas Afrikanisches, dann eine laute Stimme, die vermutlich Russisch sprach.
    David und Helen ließen sich mit der

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