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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zweifelhaft war, dass die Anwesenheit von Oscar Finley die Gegenseite nervös machen würde. Bei voller Besetzung saßen auf der Seite von Finley & Figg drei Anwälte am Tisch. Jetzt war es einer weniger. Drei Meter weiter, auf der anderen Seite, zählte Wally acht Anwälte. Sieben Anwälte, die einfach nur dasaßen und sich Notizen machten, während Nadine Karros als Einzige etwas sagte? Lächerlich. Doch während Iris ihre Antworten herunterleierte, kam Wally der Gedanke, dass diese offenkundige Machtdemonstration womöglich etwas Gutes hatte. Vielleicht war Varrick schon dermaßen beunruhigt, dass das Unternehmen Rogan Rothberg angewiesen hatte, weder Kosten noch Mühe zu scheuen. Vielleicht hatte Finley & Figg die Gegenseite schon in die Ecke getrieben und wusste es nur noch nicht.
    Als es mit der Aussage weiterging und Iris von Nadine aufgefordert wurde, über Percys Krankengeschichte zu sprechen, schweiften Wallys Gedanken ab. Er war immer noch verärgert darüber, dass Jerry Alisandros schon wieder fehlte. Zuerst hatte Alisandros große Töne gespuckt und davon gesprochen, an der Aufnahme der Aussagen mit seiner kompletten Entourage teilzunehmen, um sich so einen dramatischen Einstieg in den Fall zu verschaffen, den Kampf mit Rogan Rothberg aufzunehmen und sein Revier abzustecken. Doch eine andere dringliche Sache, dieses Mal in Seattle, war wichtiger gewesen. »Das sind doch nur die Aussagen«, hatte Alisandros einem gereizten Wally tags zuvor am Telefon gesagt: »Ganz einfache Sache.«
    Ganz einfache Sache. Ja klar.
    Iris sprach gerade über einen von Percys alten Leistenbrüchen.
    Davids Rolle war begrenzt. Er war als Stuhlwärmer mitgekommen, als echter Anwalt, der Platz in Anspruch nahm, aber außer Notizenmachen und Lesen nichts zu tun hatte. Er sah gerade eine Studie der Arzneimittelzulassungsbehörde FDA über Bleivergiftungen bei Kindern durch.
    Gelegentlich sagte Wally höflich: »Einspruch. Verlangt von der Zeugin eine Schlussfolgerung.«
    In diesem Fall unterbrach sich Ms. Karros und wartete, bis Wally zu Ende gesprochen hatte. Dann sagte sie: »Sie können die Frage beantworten, Ms. Klopeck.« Und die gute Iris erzählte ihr alles, was sie hören wollte.
    Die von Richter Seawright angesetzten zwei Stunden für eine Aussage wurden strikt eingehalten. Um 10.58 Uhr stellte Ms. Karros ihre letzte Frage, dann bedankte sie sich bei Iris dafür, dass diese so eine gute Zeugin gewesen sei. Iris tastete nach ihrer Handtasche, in der sie das Xanax mit sich herumtrug. Wally begleitete sie zur Tür und versicherte ihr, dass sie ihre Sache hervorragend gemacht habe.
    »Was glauben Sie? Wann wollen die einen Vergleich?«, flüsterte sie.
    Wally legte einen Finger auf die Lippen und schob sie nach draußen.
    Die Nächste war Millie Marino, Witwe von Chester, Stiefmutter von Lyle, dem Erben der Baseballkartensammlung und Wallys erster Informationsquelle über Krayoxx. Millie war neunundvierzig, attraktiv, einigermaßen fit, einigermaßen gut angezogen und stand offenbar nicht unter dem Einfluss von Medikamenten, womit sie sich erheblich von der vorherigen Zeugin unterschied. Sie war zwar zu ihrer Aussage erschienen, aber immer noch nicht restlos von der Klage überzeugt. Sie und Wally stritten sich nach wie vor über den Nachlass ihres verstorbenen Mannes. Sie drohte immer noch damit, ihm das Mandat für die Klage zu entziehen und sich einen anderen Anwalt zu suchen. Wally hatte angeboten, ihr eine Entschädigungssumme in Millionenhöhe zu garantieren, und zwar schriftlich.
    Ms. Karros stellte die gleichen Fragen wie zuvor. Wally machte die gleichen Einsprüche. David las dasselbe Memo und dachte: nur noch sechs nach dieser Zeugin.
     
    Nach einem schnellen Mittagessen kamen die Anwälte wieder zusammen, um die nächste Aussage aufzunehmen. Sie kam von Adam Grand, dem stellvertretenden Restaurantleiter des Pizza-Schnellrestaurants mit All-you-can-eat-Büffet, dessen Mutter im vergangenen Jahr gestorben war, nachdem sie zwei Jahre lang Krayoxx genommen hatte. (Es war ebenjenes Pizza-Schnellrestaurant, in dem Wally jetzt öfter anzutreffen war, allerdings nur, um heimlich seine »Warnung vor Krayoxx«-Broschüren in den Toiletten zu deponieren.)
    Nadine Karros machte eine Pause; ihre rechte Hand, Luther Hotchkin, nahm die Aussage auf. Offenbar hatte Nadine ihm ihren Fragenkatalog überlassen, denn er wollte exakt das Gleiche wissen wie sie.
    Während seiner verhängnisvollen Karriere bei Rogan Rothberg hatte David

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