Verteidigung
einfach wiederholen. Können wir anfangen?«
»Ja«, sagte Iris, die alles doppelt sah.
Neben Iris saß eine Gerichtsstenografin, die nun bat: »Heben Sie die rechte Hand.« Iris tat, wie ihr geheißen. Dann schwor sie, die Wahrheit zu sagen.
»Ms. Klopeck, Ihre Anwälte haben Ihnen sicher schon erklärt, dass wir Ihre Aussage auf Video aufnehmen«, sagte Ms. Karros. »Dieses Video kann dann vor Gericht verwendet werden, wenn Sie aus irgendwelchen Gründen nicht selbst aussagen können. Haben Sie das verstanden?«
»Ich glaube, ja.«
»Wenn Sie also bitte in die Kamera sehen, wenn Sie reden.«
»Ich werde es versuchen. Ja, das schaffe ich schon.«
»Großartig. Ms. Klopeck, nehmen Sie zurzeit Medikamente?«
Iris starrte in die Kamera, als wartete sie darauf, dass diese ihr signalisierte, was sie sagen sollte. Sie nahm jeden Tag elf Tabletten gegen Diabetes, Bluthochdruck, Cholesterin, Herzrhythmusstörungen, Arthritis, Nierensteine und einige andere Gebrechen, doch Sorgen machte sie sich nur wegen Xanax, weil das Beruhigungsmittel ihre psychische Verfassung beeinflussen konnte. Wally hatte ihr geraten, jeder Diskussion über Xanax aus dem Weg zu gehen, falls sie danach gefragt wurde – und jetzt fing Ms. Karros ausgerechnet damit an.
Iris kicherte. »Ja, natürlich, ich nehme eine ganze Menge Zeug.«
Es dauerte fünfzehn Minuten, bis sie alle Medikamente aufgezählt hatte, wobei das Xanax keine große Hilfe war. Gerade als Iris am Ende ihrer Liste angekommen war, fiel ihr noch ein anderes Medikament ein, und sie platzte heraus: »Krayoxx habe ich auch genommen, aber damit habe ich aufgehört. Das Zeug bringt einen ja um.«
Wally brüllte vor Lachen. Oscar fand es auch witzig. David unterdrückte ein Schmunzeln, während er sich die ausdruckslosen Gesichter der gegnerischen Anwälte ansah, von denen sich kein Einziger auch nur den Ansatz eines Grinsens erlaubte.
Doch Nadine lächelte. »Ist das alles, Ms. Klopeck?«
»Ich glaube, ja«, erwiderte Iris, aber sicher war sie nicht.
»Sie nehmen also nichts, was Einfluss auf Ihre Urteilskraft, Ihr Erinnerungsvermögen oder Ihre Fähigkeit, wahrheitsgemäß zu antworten, haben könnte?«
Iris warf einen Blick in Richtung Wally, der sich hinter seinem Notizblock versteckte, und für eine Sekunde war klar, dass hier etwas verschwiegen wurde. »Das ist richtig«, sagte Iris.
»Nichts gegen Depressionen, Stress, Panikattacken, Angststörungen?«
Es hatte den Anschein, als würde Ms. Karros die Gedanken von Iris lesen und wissen, dass sie log. Iris saß ein dicker Kloß im Hals, als sie sagte: »Normalerweise nicht.«
Zehn Minuten später versuchten sie immer noch, »normalerweise nicht« zu definieren, und schließlich gab Iris zu, dass sie »hin und wieder« ein Xanax einwarf. Sie wand sich wie ein Aal, als Ms. Karros versuchte, ihr genauere Angaben zur Dosis zu entlocken. Sie nannte das Medikament »meine Glückspillen«, kam aus dem Konzept und begann zu stottern, mühte sich aber tapfer weiter. Trotz ihrer undeutlichen Aussprache und schweren Augenlider versicherte sie der Phalanx von Anwälten zu ihrer Linken, dass sie einen klaren Kopf habe und es jetzt losgehen könne.
Adresse, Geburtsdatum, Familienangehörige, Beruf, Ausbildung, die Aussage versank schnell in Eintönigkeit, während Nadine und Iris die Familie Klopeck beschrieben, mit besonderer Betonung von Percy, dem Verstorbenen. Iris, die gerade einen lichten Moment hatte, schaffte es sogar ganze zwei Mal, ein ersticktes Schluchzen von sich zu geben, als sie über ihren geliebten Ehemann sprach, der jetzt seit fast zwei Jahren tot war. Ms. Karros erkundigte sich nach Percys Gesundheit und Gewohnheiten – Alkohol, Zigaretten, Bewegung, Ernährung. Sosehr Iris auch versuchte, den alten Herrn in guter Verfassung erscheinen zu lassen, machte sie ihre Sache doch ordentlich und zeichnete ein genaues Bild von ihm. Percy wirkte wie ein fetter, kranker Mann, der sich ungesund ernährt, zu viel Bier getrunken und fast die ganze Zeit auf dem Sofa gelegen hatte. »Aber das mit dem Rauchen hatte er sich abgewöhnt«, fügte Iris mindestens zweimal hinzu.
Nach einer Stunde machten sie eine Pause. Oscar entschuldigte sich mit der Begründung, er habe bei Gericht zu tun, was Wally ihm nicht abkaufte. Er hatte seinen Seniorpartner praktisch gezwungen, ihn zur Aufnahme der Aussagen zu begleiten, als eine Art Machtdemonstration angesichts der Bodentruppen, die Rogan Rothberg schicken würde, obwohl höchst
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