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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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oder?«, zischte Wally.
    »Nein. Wir wollen einen Vergleich und Kasse machen.«
    »Sie brauchen diesbezüglich keinen Antrag zu stellen, Mr. Figg«, sagte der Richter. »Ich wende auf diesen Fall Vorschrift 83 Absatz 19 an. Ab jetzt gilt das beschleunigte Verfahren, Mr. Figg, also sollten wir sehen, dass wir vorankommen.«
    »Ja, Sir«, brachte Wally heraus.
    Richter Seawright ließ den Hammer niedersausen. »Die nächste Sitzung findet in sechzig Tagen statt, und ich erwarte, dass Mr. Alisandros daran teilnimmt. Die Sitzung ist vertagt.«
     
    Während David und Wally Dokumente und Notizblöcke in ihre Aktenkoffer stopften und auf einen schnellen Abgang hofften, kam Nadine Karros zu ihnen herüber und stellte sich kurz vor. »Mr. Figg, Mr. Zinc, ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte sie mit einem Lächeln, das Wallys nervöses Herz zum Stolpern brachte.
    »Ganz meinerseits«, entgegnete er. David erwiderte ihr Lächeln und gab ihr die Hand.
    »Das scheint ein langer, harter Kampf zu werden«, sagte sie, »bei dem es um eine Menge Geld geht. Ich werde versuchen, so professionell wie möglich zu bleiben und Ressentiments erst gar nicht entstehen zu lassen. Und ich bin sicher, dass Ihre Kanzlei sich genauso verhalten wird.«
    »Aber natürlich«, beeilte sich Wally zu sagen. Um ein Haar hätte er sie auf einen Drink eingeladen. David war nicht so leicht zu manipulieren. Er hatte den Eindruck, dass hinter ihrem hübschen Gesicht und der sympathischen Art eine erbarmungslose Gegnerin steckte, die es genoss, wenn ihr Gegner im Gerichtssaal blutete.
    »Dann sehen wir uns nächsten Mittwoch«, sagte sie. »Wenn nicht schon früher«, erwiderte Wally, um einen lahmen Witz anzubringen.
    Als Nadine Karros zu ihrem Tisch zurückging, packte David seinen Kollegen am Arm und sagte: »Verschwinden wir von hier.«

20
    Seit Helen schwanger war und nur noch an die Zukunft mit ihrem Kind dachte, war ihr Studium an der Northwestern nicht mehr so wichtig. Sie ließ eines der Seminare ausfallen, weil ihr morgens immer schlecht war, und kämpfte in den meisten anderen mit Motivationsproblemen. David versuchte mehrfach, sie zum Weitermachen zu überreden, doch sie wollte nicht mehr. Sie war fast vierunddreißig, außer sich vor Freude darüber, Mutter zu werden, und verlor schnell das Interesse daran, ihre Promotion in Kunstgeschichte abzuschließen.
    An einem kalten Tag im März waren sie zum Mittagessen in einem Café in der Nähe des Campus, als zufällig Toni Vance, eine Freundin Helens von der Universität, hereinkam. David hatte sie bis jetzt nur einmal getroffen. Sie war zehn Jahre älter als Helen und hatte zwei Kinder im Teenageralter und einen Mann, der irgendetwas mit Containerlogistik machte. Und sie hatte eine myanmarische Haushälterin mit einem Enkel, der noch am Leben, aber vermutlich hirngeschädigt war. Helen hatte Toni gedrängt, ein Gespräch zu arrangieren, doch die Haushälterin hatte sich geweigert.
    Nachdem David sich ein wenig umgehört hatte, ohne gegen ein Gesetz zu verstoßen oder jemandes Privatsphäre zu verletzen, hatte er erfahren, dass der kleine Junge seit zwei Monaten auf der Intensivstation des Lakeshore Children’s Hospital in Chicagos North Side lag. Er hieß Thuya Khaing und war in Sacramento geboren worden, also US-Staatsbürger. Was seine Eltern anging, so hatte David keine Ahnung, ob sie eine Aufenthaltsgenehmigung besaßen. Zaw, die Haushälterin, hatte angeblich eine Greencard.
    »Ich glaube, Zaw würde jetzt mit euch reden«, sagte Toni, während sie ihren Espresso trank.
    »Wann und wo?«, fragte David.
    Toni sah auf die Uhr. »Mein nächstes Seminar ist um zwei zu Ende, dann gehe ich nach Hause. Warum kommt ihr dann nicht einfach vorbei?«
    Um 14.30 Uhr parkten David und Helen hinter einem Jaguar in der Einfahrt eines beeindruckenden, modernen Hauses in Oak Park. Was auch immer Mr. Vance mit Containerladungen machte, er machte es gut. Das Haus hatte an allen Ecken und Enden irgendwelche Vorsprünge und bestand aus Tonnen von Glas und Marmor ohne ein erkennbares Design. Verzweifelt bemühte es sich, ein Unikat zu sein, was ihm auch gelang. Nachdem sie ein wenig gesucht hatten, fanden sie die Haustür und wurden von Toni begrüßt, die sich inzwischen umgezogen hatte und es nicht mehr darauf anlegte, wie eine zwanzigjährige Studentin auszusehen. Sie führte sie in einen Wintergarten, der eine großartige Sicht auf den Himmel und die Wolken bot, und kurze Zeit später kam Zaw mit

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