Verteidigung
ist gerade dabei, einen Arzt als Sachverständigen zu beauftragen, hier in Chicago. Dieser Arzt wird jeden Patienten untersuchen und ein Gutachten erstellen.«
»Und Sie gehen davon aus, dass jeder dieser Mandanten einen berechtigten Anspruch hat?«, fragte David.
»Ich gehe von gar nichts aus.«
»Wie viel wird eine Untersuchung kosten?«, fragte Oscar.
»Das wissen wir erst, wenn der Arzt gefunden ist.«
»Wer bezahlt die Untersuchungen?«
»Die Krayoxx-Prozess-Gruppe. Kurz KPG.«
»Müssen wir uns an den Kosten beteiligen?«
»Nein.«
»Bist du sicher?«
»Was soll das?«, fuhr Wally ihn wütend an. »Warum hacken alle auf mir rum? Bei unserer ersten Kanzleibesprechung ging es nur um meine Freundin. Bei dieser Besprechung geht es nur um meine Fälle. Ich fange langsam an, eine Abneigung gegen Kanzleibesprechungen zu entwickeln. Was habt ihr denn nur alle?«
»Ich habe diese Anrufe so satt«, sagte Rochelle. »Es hört gar nicht mehr auf. Manche Leute fangen an zu weinen, weil Sie sie zu Tode erschreckt haben, Mr. Figg. Einige kommen sogar hierher und wollen, dass ich ihnen die Hand halte. Sie glauben, dass sie herzkrank sind, und das nur wegen Ihnen und der FDA.«
»Und wenn sie tatsächlich herzkrank sind und Krayoxx schuld daran ist und wir ihnen etwas Geld verschaffen können? Ist das denn nicht die Aufgabe eines Anwalts?«
»Und wenn wir für ein paar Monate jemanden einstellen?«, schlug David ziemlich plötzlich vor. Er wartete gespannt auf Reaktionen. Als keiner der drei anderen schnell genug den Mund aufbekam, fuhr er fort: »Wir können ihn oder sie in die Rumpelkammer oben stecken und alle Krayoxx-Fälle hochschicken. Ich helfe ihm oder ihr dabei, die Prozesssoftware und die Ablage einzurichten, damit er oder sie nicht den Überblick über die Fälle verliert. Wenn Sie möchten, kümmere ich mich persönlich um das Projekt. Alle Anrufe, die etwas mit Krayoxx zu tun haben, werden in das neue Büro weitergeschaltet. Damit entlasten wir Rochelle, und Wally kann das machen, was er am besten kann – Fälle beschaffen.«
»Wir haben kein Geld, um jemanden einzustellen«, sagte Oscar sofort. Das war vorauszusehen gewesen. »Dank Krayoxx ist unser Cashflow erheblich niedriger als sonst. Und da Sie, David, nicht so viel zum Umsatz beitragen – noch nicht einmal ansatzweise, wenn ich das hinzufügen darf-, dass sich davon Rechnungen bezahlen lassen, können Sie es sich, glaube ich, nicht erlauben, uns vorzuschlagen, noch mehr Geld auszugeben.«
»Ich verstehe«, sagte David. »Aber ich suche nur nach einer Möglichkeit, um die Kanzlei besser zu organisieren.«
Eigentlich haben Sie ja Glück gehabt, dass wir Sie eingestellt haben, dachte Oscar. Um ein Haar hätte er es laut gesagt.
Wally gefiel die Idee, doch er hatte im Moment keine Lust auf eine Auseinandersetzung mit seinem Seniorpartner. Rochelle bewunderte David für seine Direktheit, aber bei Themen, die mit den Fixkosten zu tun hatten, hielt sie prinzipiell den Mund.
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte Oscar zu David. »Warum übernehmen nicht Sie die Organisation der Krayoxx-Fälle? Ihr Büro ist schon oben. Sie kennen sich mit der Prozesssoftware aus. Sie nörgeln ständig rum, dass wir uns besser organisieren müssen. Sie wollen eine neue Ablage. Und Ihrem monatlichen Bruttoumsatz nach zu urteilen, hätten Sie Zeit genug. Das würde uns ein wenig Geld sparen. Was meinen Sie?«
All das war richtig, und David wollte keinen Rückzieher machen. »Einverstanden. Wie hoch ist mein Anteil an der Entschädigungssumme?«
Oscar und Wally sahen sich an. Vier Augen verengten sich, zwei Gehirne fingen an zu rattern. Die beiden hatten noch gar nicht darüber gesprochen, wie sie das Geld zwischen sich aufteilen wollten. Es hatte ein paar dahingeworfene Sätze gegeben, in denen von einem Bonus für Rochelle und David die Rede gewesen war, doch das war auch schon alles gewesen.
»Darüber werden wir uns noch unterhalten müssen«, sagte Wally.
»Ja, das müssen wir Partner besprechen«, fügte Oscar hinzu, als wäre die Partnerschaft in der Kanzlei Finley & Figg gleichbedeutend damit, einem exklusiven, mächtigen Zirkel anzugehören.
»Dann beeilen Sie sich bitte damit«, sagte Rochelle. »Ich schaffe es nicht, alle Anrufe entgegenzunehmen und die Ablage zu machen.«
Es klopfte an der Tür. DeeAnna war wieder da.
25
Reuben Masseys genialer Plan, den neuesten Arzneimittelskandal seiner Firma unter den Teppich zu kehren, war durch den Tod von
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