Verteidigung
eröffnete er seine eigene Firma, die auf Regierungsangelegenheiten spezialisierte Koane Group. Nach zehn Jahren war er Multimillionär. Nach zwanzig wurde er Jahr für Jahr als einer der drei einflussreichsten Lobbyisten in Washington genannt. (Führt irgendeine andere Demokratie Ranglisten ihrer Lobbyisten?)
Varrick zahlte jährlich eine Pauschale von einer Million Dollar an die Koane-Gruppe und deutlich mehr, wenn tatsächlich etwas zu tun war. Für dieses Geld stand Mr. Layton Koane auf der Matte, wenn sein Mandant es verlangte.
Als Zeugen des bevorstehenden Gemetzels wählte Reuben Massey seine bewährten Rechtsberater Nicholas Walker und Judy Beck. Alle drei hatten sich bereits eingerichtet, als Koane eintraf, allein, wie Massey es verlangt hatte. Koane besaß mittlerweile einen Jet, hielt sich einen Chauffeur und reiste gern mit Gefolge, aber diesmal musste er darauf verzichten.
Das Treffen begann freundlich, mit einem Austausch von Höflichkeitsfloskeln, während alle Croissants aßen. Koane war noch dicker geworden, und sein Maßanzug drohte aus den Nähten zu platzen. Das glänzende Grau erinnerte an die Anzüge mancher Fernsehprediger. Das adrett gestärkte weiße Hemd bauschte sich um die Taille. Das fleischige Doppelkinn quoll aus dem Kragen. Wie immer waren Krawatte und Einstecktuch orange. Bei allem Reichtum hatte er nie gelernt, sich richtig zu kleiden.
Massey verabscheute Koane und hielt ihn für einen Hinterwäldler, einen beschränkten Opportunisten, einen Profiteur, der das Glück gehabt hatte, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Allerdings hasste Massey praktisch alles an Washington: die Bundesregierung mit ihren einengenden Vorschriften, das Heer von Schreiberlingen, die sie verfassten, die Politiker, die sie beschlossen, die Bürokraten, die sie durchsetzten. Um in diesem Chaos zu überleben, musste man wohl so schmierig sein wie Layton Koane.
»Wir stehen in Washington gewaltig unter Druck«, sagte Massey, obwohl das keiner Erwähnung bedurfte.
»Nicht nur in Washington«, näselte Koane mit seinem Südstaatenakzent. »Ich halte vierzigtausend Ihrer Aktien, das wissen Sie ja wohl noch.«
Das stimmte. Varrick Labs hatte die Koane Group einmal in Aktienoptionen bezahlt.
Massey griff nach seinen Notizen und fixierte Koane über die Lesebrille hinweg. »Letztes Jahr hat Ihr Unternehmen mehr als drei Millionen von uns kassiert.«
»Drei Millionen zweihunderttausend«, bestätigte Koane.
»Außerdem haben wir den Wahlkampf von achtundachtzig Mitgliedern eines Senats, der nur aus einhundert Senatoren besteht, mit dem Höchstbetrag unterstützt; dazu gehörte auch der selige Maxwell, er ruhe in Frieden. Mehr als dreihundert Abgeordnete haben ebenfalls den maximalen Betrag erhalten. In beiden Kammern des Kongresses haben wir die grauen Kassen beider Parteizentralen, wie auch immer die offiziell heißen mögen, kräftig aufgefüllt. Die Wahlkampfkomitees von vierzig Abgeordneten wurden mit dem Höchstbetrag unterstützt, sodass wir wohl entsprechende Gegenleistungen erwarten dürfen. Außerdem haben sich zwei Dutzend unserer Topmanager unter Ihrer Anleitung ebenfalls als großzügige Spender hervorgetan. Und dank der Weisheit des Obersten Gerichtshofs können wir nun große Mengen Bargeld ins Wahlsystem einschleusen, die nicht nachzuverfolgen sind. Allein im vergangenen Jahr waren es fünf Millionen. Alle offiziellen und inoffiziellen Zahlungen zusammengenommen, haben Varrick und seine Führungskräfte im vergangenen Jahr fast vierzig Millionen Dollar lockergemacht, um dafür zu sorgen, dass unsere Demokratie nicht vom Pfad der Tugend abkommt.«
Massey ließ die Papiere sinken und starrte Koane wütend an. »Vierzig Millionen für eine einzige Sache, Koane, das einzige Produkt, das Sie zu verkaufen haben. Einfluss.«
Koane nickte bedächtig.
»Würden Sie uns dann bitte verraten, wie es möglich ist, dass wir über die Jahre hinweg so viel Geld für Ihren Einfluss ausgeben und die FDA trotzdem Krayoxx vom Markt nimmt?«
»Die FDA ist eben die FDA«, erwiderte Koane. »Die Arzneimittelzulassungsbehörde hat ihre eigenen Regeln und lässt sich durch politischen Druck nicht beeinflussen. Heißt es zumindest.«
»Politischer Druck? Bis es einen Politiker erwischt hat, war doch alles in schönster Ordnung. Seine Kumpel im Senat müssen die FDA in den Schraubstock genommen haben.«
»Natürlich haben sie das.«
»Und wo waren Sie? Ich dachte, Sie hätten frühere FDA-Chefs auf Ihrer
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