Verteidigung
geschätzt.
Nicht die schlechteste Art, seinen Beruf auszuüben.
David hatte es vorgezogen, Wally diese Zahlen nicht zu zeigen.
24
Kirk Maxwell vertrat den Bundesstaat Idaho seit fast dreißig Jahren im US-Senat. Er galt als Vertreter einer Politik der ruhigen Hand, der Publicity scheute und seine Arbeit lieber hinter den Kulissen machte. Senator Maxwell war ein ruhiger, bescheidener Mensch und zählte zu den beliebtesten Mitgliedern des Kongresses. Sein plötzlicher Tod erregte eine Menge Aufsehen.
Maxwell hatte gerade das Wort und diskutierte mit dem Mikrofon in der Hand mit einem Kollegen von der anderen Seite des Ganges, als er sich plötzlich an die Brust griff, das Mikrofon fallen ließ, den Mund vor Entsetzen aufriss und nach vorn kippte, wo er mit einem lauten Krachen auf dem nächsten Tisch landete. Er starb an Herzversagen, und sein Tod wurde von der offiziellen Kamera des Senats aufgenommen. Das Video wurde ohne Genehmigung freigegeben und auf YouTube eingestellt, bevor seine Frau im Krankenhaus angekommen war.
Zwei Tage nach dem Tod des Senators erwähnte sein ungeratener Sohn einem Reporter gegenüber, dass sein Vater Krayoxx genommen habe und die Familie in Erwägung ziehe, Varrick Labs zu verklagen. Nachdem die Information durch den 24-Stunden-Nachrichtenzyklus gepeitscht worden war, gab es nur noch wenig Zweifel daran, dass das Medikament schuld am Tod des Senators war. Maxwell war erst zweiundsechzig gewesen, gesund, allerdings mit einer familiären Vorbelastung für einen erhöhten Cholesterinspiegel.
Ein aufgebrachter Kollege aus dem Senat verkündete, dass bei einer Anhörung des entsprechenden Unterausschusses die gesundheitlichen Risiken von Krayoxx untersucht werden sollten. Die FDA wurde mit Forderungen bestürmt, das Medikament zu verbieten. Varrick Labs, das sich in den Hügeln von Montville verschanzte, war kein Kommentar zu entlocken. Es war ein weiterer schwarzer Tag für das Unternehmen, doch Reuben Massey hatte schon Schlimmeres erlebt.
Eine Klage der Familie wäre aus zwei Gründen eine Ironie der Geschichte gewesen. Erstens: In seinen dreißig Jahren in Washington hatte Senator Maxwell Millionen Dollar von den großen Pharmaunternehmen angenommen und stets ein diszipliniertes Abstimmungsverhalten gezeigt, das deren Interessen berücksichtigte. Zweitens: Der Senator war vehement für eine Reform des Schadenersatzrechts eingetreten und hatte jahrelang dafür gestimmt, strenge Beschränkungen für das Einreichen von Klagen einzuführen. Doch nach einer Tragödie verlieren die Hinterbliebenen oft jeden Sinn für Ironie. Seine Witwe suchte einen bekannten Klägeranwalt in Boise auf, allerdings nur »zur Beratung«.
Da Krayoxx Schlagzeilen machte, war Richter Seawright der Meinung, dass eine Verhandlung interessant werden könnte. Er entschied in allen Punkten gegen die Klägeranwälte. Die Klage, die Wally eingereicht und dann erweitert hatte, sollte in mehrere Klagen aufgeteilt werden, und der Fall des verstorbenen Percy Klopeck landete gemäß der örtlichen Prozessordnungsvorschrift 83 Absatz 19 als erste Klage auf der Schnellverfahrensliste.
Wally reagierte panisch, als ihm die Entscheidung zuging, doch während eines langen Gesprächs mit dem besänftigenden Jerry Alisandros beruhigte er sich wieder. Jerry erklärte, der Tod von Senator Maxwell sei ein Geschenk des Himmels – in mehr als nur einer Hinsicht, da ein vehementer Verfechter der Reform des Schadenersatzrechts endlich zum Schweigen gebracht worden sei – und setze Varrick nur noch mehr unter Druck, bald mit den Verhandlungen über einen Vergleich zu beginnen. Und außerdem freue er sich, wie Jerry wiederholt sagte, über die Gelegenheit, Ms. Karros in einem brechend vollen Chicagoer Gerichtssaal gegenüberzutreten. »Glauben Sie mir, der Gegenseite wäre es lieber, wenn ich nicht in den Gerichtssaal gehe«, sagte Jerry ein ums andere Mal. Sein »Klopeck-Team« arbeite momentan fieberhaft an der Vorbereitung auf die Verhandlung. Außerdem sei seine Kanzlei schon mit vielen egozentrischen Bundesrichtern fertig geworden, die alle ihre eigene Version der Schnellverfahrensliste hätten.
»Dann hat Seawright die Schnellverfahrensliste also gar nicht selbst erfunden?«, fragte Wally etwas unbedarft.
»Großer Gott, nein. Diesen Begriff habe ich schon vor dreißig Jahren im Norden von New York gehört.« Jerry forderte Wally auf, noch mehr Krayoxx-Fälle zu beschaffen. »Ich werde Sie reich machen, Wally«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher