Verteidigung
er mehrfach.
Zwei Wochen nach Senator Maxwells Tod knickte die FDA ein und ließ Krayoxx vom Markt nehmen. Die Sammelklagenanwälte waren völlig aus dem Häuschen, und in einem Dutzend Städten gaben Anwälte Pressemeldungen heraus, die alle einen ähnlichen Tenor hatten: Varrick wird wegen grober Fahrlässigkeit zur Rechenschaft gezogen werden. Es muss eine Untersuchung auf Bundesebene angeordnet werden. Die FDA hätte das Medikament nie genehmigen dürfen. Varrick wusste, dass es Probleme mit dem Medikament gab, hat es aber trotzdem vorschnell auf den Markt gebracht und innerhalb von sechs Jahren dreißig Milliarden Dollar Umsatz damit gemacht. Wer weiß, was in Varricks Forschungsabteilung noch so alles vergraben ist.
Oscar verfolgte die Berichterstattung mit gemischten Gefühlen. Einerseits war klar, dass er möglichst viel schlechte Presse für das Medikament wollte, um das Unternehmen zu zwingen, sich mit den Klägeranwälten an einen Tisch zu setzen. Andererseits hoffte er insgeheim, dass Krayoxx seine Frau aus dem Weg räumen würde. Das Medikament vom Markt zu nehmen erhöhte den Druck auf Varrick, aber es sorgte auch dafür, dass es aus Paulas Medizinschrank verschwand. Oscar wäre es am liebsten gewesen, wenn er die Nachricht eines bevorstehenden Vergleichs zu dem Zeitpunkt bekommen würde, an dem seine Frau wegen Krayoxx ins Gras biss. Dann konnte er das ganze Geld behalten, eine hässliche Scheidung vermeiden und schließlich im Namen seiner lieben verstorbenen Frau eine Klage einreichen und Varrick noch einmal drankriegen.
Davon träumte er hinter verschlossener Tür. Die Telefonleitungen glühten, doch er weigerte sich, zum Hörer zu greifen. Die meisten Anrufe waren von Wallys »Fällen ohne Todesfolge«, Leuten, die er durch seine diversen Werbeaktionen gefunden hatte. Sollten sich doch Rochelle, Wally und der junge David um die Anrufe und die hysterischen Mandanten kümmern. Oscar hatte vor, in seinem Büro zu bleiben und der ganzen Aufregung so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.
Rochelle stand kurz davor zu kündigen und forderte vehement eine weitere Kanzleibesprechung. »Da sehen Sie, was Sie angerichtet haben«, machte sich Oscar über David lustig, als sich alle vier an einem späten Nachmittag an den Tisch setzten.
»Was steht auf der Tagesordnung?«, fragte Wally, obwohl es alle wussten.
Rochelle hatte so lange auf David eingeredet, bis er bereit gewesen war, sich für sie einzusetzen. Er räusperte sich und kam sofort zur Sache. »Wir müssen die Krayoxx-Fälle organisieren. Seit das Medikament vom Markt genommen wurde, klingelt ununterbrochen das Telefon. Die Anrufer sind entweder Leute, die uns schon ein Mandat erteilt haben, oder solche, die das noch tun wollen.«
»Ist das nicht großartig?«, sagte Wally mit einem breiten, zufriedenen Grinsen.
»Das mag sein, Wally, aber wir sind keine Sammelklagenkanzlei. Wir sind einfach nicht darauf eingerichtet, vierhundert Fälle gleichzeitig zu bearbeiten. Die Sammelklagenkanzleien haben Dutzende Anwälte und noch mehr Assistenten, die die Arbeit machen.«
»Wir haben vierhundert Fälle?«, fragte Oscar. Es war nicht ganz klar, ob er sich freute oder lediglich überwältigt war.
Wally schlürfte an seiner Diätlimonade und sagte dann stolz: »Wir haben die acht Todesfälle und vierhundertsieben Fälle ohne Todesfolge, Tendenz steigend. Es tut mir ja leid, dass diese kleinen Fälle so viel Arbeit machen, aber wenn der Vergleich geschlossen wird und unsere Fälle nach den von Jerry Alisandros ausgehandelten Entschädigungssummen abgerechnet werden, werden wir vermutlich feststellen, dass jeder Fall ohne Todesfolge läppische hunderttausend Dollar wert ist. Multipliziert mit vierhundertsieben. Möchte jemand nachrechnen?«
»Darum geht es nicht, Wally«, entgegnete David. »Die Zahlen sprechen für sich. Aber ich glaube, Sie übersehen, dass diese Fälle unter Umständen gar keine Fälle sind. Bis jetzt wurde kein einziger Mandant ohne Todesfolge von einem Arzt untersucht. Wir wissen doch gar nicht, ob gesundheitliche Schäden vorliegen, oder?«
»Nein, das wissen wir nicht, jedenfalls noch nicht, aber bis jetzt haben wir ja auch noch für keinen dieser Mandanten Klage eingereicht, oder?«
»Stimmt, aber diese Leute glauben, dass sie vollwertige Mandanten sind und entschädigt werden. Sie haben ihnen das zu positiv dargestellt.«
»Wann werden sie zu einem Arzt gehen?«, fragte Oscar.
»Bald«, antwortete Wally. »Jerry
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