Verteidigung
Gehaltsliste!«
»Einen, aber der ist eben nicht mehr Chef. Hat keine Entscheidungsbefugnis mehr.«
»Sie haben sich also ausmanövrieren lassen.«
»Für den Augenblick vielleicht, Mr. Massey. Wir haben die erste Schlacht verloren, aber den Krieg werden wir gewinnen. Maxwell ist weg vom Fenster und gerät von Minute zu Minute mehr in Vergessenheit. So ist das in Washington – die Leute haben ein kurzes Gedächtnis. In Idaho läuft bereits der Wahlkampf um seine Nachfolge. Geben Sie der Sache ein wenig Zeit, und sein Tod ist vergessen.«
»Zeit? Wegen der FDA entgeht uns täglich ein Umsatz von achtzehn Millionen Dollar. Seit Sie heute Morgen hier angekommen sind und Ihr Auto abgestellt haben, sind vierhunderttausend Dollar weggefallen. Kommen Sie mir nicht mit Zeit, Koane.«
Nicholas Walker und Judy Beck machten sich eifrig Notizen. Zumindest kritzelten sie auf ihren Notizblöcken herum. Keiner von beiden sah auf, aber sie genossen das Schauspiel.
»Sie geben doch nicht mir die Schuld, Mr. Massey?« Koane klang geradezu verzweifelt.
»Und ob! Ich verstehe nicht, wie der Saftladen da oben läuft, deswegen zahle ich Ihnen ein Vermögen, damit Sie meine Firma sicher durch dieses Minenfeld manövrieren. Das heißt, wenn etwas schiefläuft, gebe ich sehr wohl Ihnen die Schuld. Ein völlig unbedenkliches Medikament wird ohne jeden Grund vom Markt genommen. Erklären Sie mir das, wenn Sie können.«
»Ich kann es nicht erklären, aber es ist nicht fair, mir die Schuld zu geben. Wir sind an der Sache dran, seit die ersten Klagen eingereicht wurden. Wir hatten auf allen Ebenen beste Kontakte, und die FDA zeigte wenig Interesse daran, das Medikament vom Markt zu nehmen, auch wenn die Anwälte noch so laut blökten. Wir waren auf der sicheren Seite. Und dann bricht dieser Maxwell vor laufender Kamera zusammen. Das hat alles verändert.«
Es trat eine Pause ein, während alle vier zu ihren Kaffeetassen griffen.
Koane hatte wie immer ein Gerücht in petto, Insiderinformationen, die nur im Flüsterton weitergegeben wurden, und er konnte es kaum erwarten, damit herauszurücken.
»Eine meiner Quellen sagt, die Familie Maxwell wolle keinen Prozess. Eine sehr zuverlässige Quelle.«
»Wer?«, fragte Massey.
»Auch einer, den wir unterstützen, ein Senator, der Maxwell und seiner Familie sehr nahestand. Er hat sich gestern telefonisch bei mir gemeldet. Wir waren zusammen was trinken.
Sherry Maxwell will keinen Prozess, aber ihr Anwalt drängt darauf. Der Mann ist nicht dumm, er weiß, dass er Varrick im Fadenkreuz hat. Falls Klage eingereicht wird, ist das für die Firma ein weiterer Schlag, weil sich der Druck auf die FDA erhöht, das Medikament nicht wieder zuzulassen. Aber wenn es nicht zum Prozess kommt, wird Maxwell bald vergessen sein. Ein Problem weniger.«
Massey schlenkerte mit der rechten Hand. »Weiter. Reden Sie.«
»Fünf Millionen, und es gibt keinen Prozess. Ich wickle die Geschichte über mein Büro ab. Eine vertrauliche Einigung, Einzelheiten werden nicht bekannt gegeben.«
»Fünf Millionen? Wofür? Für ein völlig unschädliches Medikament?«
»Nein. Fünf Millionen, um ein gewaltiges Problem aus dem Weg zu räumen«, erwiderte Koane. »Der Mann war fast dreißig Jahre lang Senator und unbestechlich, sodass es finanziell nicht allzu rosig aussieht. Die Familie braucht Geld.«
»Wenn das den Sammelklagenhaien zu Ohren kommt, werden wir uns vor Klagen nicht retten können«, gab Nicholas Walker zu bedenken. »Das lässt sich nicht vertuschen. Dafür ist das Medieninteresse zu groß.«
»Ich weiß, wie man die Presse manipuliert. Wir einigen uns mündlich, unterzeichnen die Papiere hinter verschlossenen Türen und warten ab. Die Familie Maxwell und ihr Anwalt werden sich nicht äußern, und ich lasse durchsickern, dass die Familie nicht klagen wird. Es existiert kein Gesetz, das sie dazu zwingen würde, nicht einmal in diesem unserem Land. Es gibt alle möglichen Gründe, warum Leute nicht vor Gericht gehen wollen, so was passiert ständig. Wir einigen uns, unterzeichnen die Papiere und zahlen in zwei Jahren, zuzüglich Zinsen. Das kriege ich hin.«
Massey erhob sich und streckte den Rücken. Er ging zu einem hohen Fenster und sah nach draußen, wo sich Nebel und Dunkelheit über die Wälder legten. »Was meinen Sie, Nick?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
Walker überlegte laut. »Es wäre schon sehr günstig, wenn wir die Maxwell-Geschichte aus dem Weg räumen könnten. Mr. Koane hat
Weitere Kostenlose Bücher