Vertrag ohne Extras
doch zum einen hatte er keine Lust, seinem Vater Rede und Antwort stehen zu müssen, zum anderen brauchte er unbedingt jemanden zum Reden. Kurz entschlossen hielt er am Straßenrand an und zog sein Handy heraus. Rasch drückte er die Kurzwahltaste mit Johns Nummer, und zu seiner Erleichterung klang ihm kurz darauf die Stimme seines Freundes entgegen.
»Hi John, ich bin‘s.«
»Ryan, schön dich zu hören. Bist du schon wieder zurück?«
»Ja, vor einer knappen Stunde angekommen. – John, wie sieht es aus, hast du Zeit?«
John kannte Ryan lange genug, um an seiner Stimme zu erkennen, dass es dringend war.
»Eigentlich bin ich mit Betsy verabredet, aber ich sage das ab, das ist kein Problem.«
»Danke«, sagte Ryan aufatmend, »Treffen wir uns im ‚Roma‘?«
»In zwanzig Minuten bin ich da.«
»Okay, bis gleich.«
Ryan legte auf und fuhr wieder los, froh, dass John sich Zeit für ihn nahm.
Wenig später saß er an einem kleinen Tisch in einer Ecke des Lokals, und es dauerte nicht lange, bis John auch eintraf.
Sie bestellten sich jeder ein Bier, dann sah John seinen Freund gespannt an.
»Wie war euer Urlaub?«
»Deswegen muss ich mit dir reden.« Unglücklich verzog Ryan das Gesicht. »Ich glaube, ich habe ein ziemlich großes Problem.«
»Was ist passiert?«
»Ich hätte die Finger von dieser Hochzeit lassen sollen. Es erschien alles so einfach, aber das ist es nicht, nicht mehr nach dieser Woche.«
John schaute ihn prüfend an.
»Hast du …?«
»Nein«, unterbrach Ryan ihn sofort, er wusste genau, was sein Freund fragen wollte. »Nein. Ich wollte, und wenn ich es drauf angelegt hätte, hätte ich Kim so weit gebracht, ich war auch kurz davor. Aber ich konnte das nicht tun, nicht so.«
»Das dachte ich mir schon«, sagte John trocken. »Bereits in der Sekunde, als du mir von dieser Hochzeit erzählt hast, wusste ich, dass da mehr dahinter steckt als nur ein Geschäft. Ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der aus Berechnung einfach irgendeine Frau heiraten würde. Mir war klar, dass du dich verliebt hattest, auch wenn du selbst es vielleicht nicht wahrhaben wolltest, und mir war auch klar, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis deine Gefühle außer Kontrolle geraten würden.«
Ryan hob abwehrend die Hände, wollte widersprechen, doch dann nickte er hilflos.
»Ja, du hast recht«, gab er leise zu. »Kim gefiel mir vom ersten Augenblick an, sonst hätte ich das alles vermutlich nicht getan. Es war ein Fehler, den ich wohl nicht gemacht hätte, wenn mein Vater mich nicht die ganze Zeit so unter Druck gesetzt hätte. Anfangs war ich mir sicher, dass ich damit umgehen könnte, doch so wie es aussieht, habe ich mich jetzt ironischerweise in meine eigene Frau verliebt.«
»Na also, du bist in sie verliebt, du hast sie geheiratet, da dürfte der Rest doch auch nicht so schwer sein.«
»Du verstehst das nicht.« Ryan schüttelte den Kopf. »Das Problem ist, dass Kim keinerlei Gefühle für mich hat, verständlich, so wie das alles gelaufen ist. Sie hält mich für ein herzloses Ungeheuer, und es würde bestimmt nicht besser werden, wenn ich versuchen würde, sie gegen ihren Willen dazu zu bringen, mit mir zu schlafen, nur weil ich bis zu meinem dreißigsten Geburtstag einen Erben vorweisen muss. Ich dachte ich könnte das, aber ich kann es eben nicht – nicht, solange sie nicht von sich aus dazu bereit ist.«
»Ich glaube du täuschst dich, ich habe nicht den Eindruck, dass Kim dir so sehr abgeneigt ist«, sagte John nachdenklich.
»Da irrst du dich, du solltest sehen, wie sie jedes Mal sofort auf Abwehr schaltet, sobald ich mich ihr auch nur ein wenig nähere. Nach außen hin mag das vielleicht nicht so erscheinen, aber ich spüre es, und für sie ist es das, was es von Anfang an nur sein sollte: Eine geschäftliche Vereinbarung.«
»Dann rede mit ihr, sag ihr, was du für sie fühlst, erklär ihr alles.«
Resigniert verzog Ryan das Gesicht.
»Dafür ist es jetzt wohl ein bisschen zu spät, wenn ich das mache, würde ich endgültig alles vermasseln. So habe ich wenigstens die Hoffnung, dass ich es doch noch irgendwie in Ordnung bringen kann, ich muss eben Geduld haben.«
»Und was ist mit deinem Vater? In ein paar Monaten wirst du neunundzwanzig, viel Zeit bleibt dir nicht mehr«, gab John zu bedenken.
Ryan wurde blass, dann sah er seinen Freund entschlossen an.
»Ganz ehrlich, das ist mir jetzt völlig egal. Soll er toben, soll er mich enterben, es interessiert mich nicht mehr –
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