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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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Fläschchen davon in meinem Schrank bereithalte. Und immer, wenn ich es sehe, macht sich in mir eine gewisse Vorfreude breit. Sie finden das seltsam? Ist es auch.
    Doch dieser Saft macht die leidvollen Abende im Bett fast so schön wie einen Restaurantbesuch beim Griechen. Denn er ist nicht nur unverschämt lecker, sondern ein Becherchen davon schafft das, was sonst nur in «Alien» und « 2001 » möglich ist: Es versetzt einen umgehend in Hyperschlaf. Das kann noch nicht mal Ouzo. Jedenfalls nicht einer.
    Wie der Zaubertrank das schafft? Zunächst mit 18 Prozent Alkohol, in dem jede Menge Paracetamol gelöst ist. Gut, das könnte man zur Not auch noch selbst mixen. In ihm stecken aber auch noch Dextromethorphan, Doxylamin und Ephedrin. Paracetamol ist klar – das ist ein Schmerzmittel und Fiebersenker. Aber Dextromethorphan? Doxylamin? Ephedrin?
    Dextromethorphan ist ein Antitussivum, ein Hustenblocker. Allerdings sagt Wikipedia auch: «Dextromethorphan sollte nicht mit Alkohol kombiniert werden, da dies zu Wechselwirkungen wie Übelkeit führen kann.» Hoppla. Ob das so gut aufgehoben ist in dem Ouzo-Verschnitt? Dextromethorphan ist auch nicht ohne. Es ist ein Verwandter des Codeins und kann bei Überdosierung eine Drogenpsychose auslösen. Na, wenn man dann mal nicht beim Aufwachen tatsächlich ein Alien-Baby in seinem Bauch wähnt …
    Doxylamin wiederum ist ein Antihistaminikum und Schlafmittel – und wirkt in Kombination mit Alkohol noch stärker. Ephedrin hat eine unrühmliche Reputation als Droge und Aufputschmittel, das auch Sportler und Bodybuilder gern mal nehmen. Was für eine Mischung: ein Schlaf- und ein Aufputschmittel in einem Trank!
    «Es erweckt den subjektiven Eindruck, geistig oder körperlich mehr leisten zu können, was objektiv aber nicht nachgewiesen werden konnte.» Aha, deswegen fühle ich mich dann auch nicht mehr elend und krank, wenn ich meine Ouzo-Medizin genommen habe. Eigentlich ein Wunder, dass sie ohne Rezept zu haben ist. In jedem Fall ist mein Hustensaft ein ziemlich leckerer Trank, der Absinth-Freund Vincent van Gogh gefallen hätte.
    Überhaupt ist das ein Phänomen, das ich in letzter Zeit des Öfteren beobachtet habe: Alles ist auf «lecker» getrimmt; die Auslagen in den Apotheken ähneln fast schon den Süßigkeitenregalen im Supermarkt. Vitaminpräparate gibt es in den Geschmacksvarianten «Heißer Holunder» und «Cranberry». Und Hals-Lutschpastillen kommen wie Kaugummis daher: in den Varianten «cool» und «warm».
    Die Grenzen zerfließen: Medikamente werden immer schmackhafter und Lebensmittel immer gesünder. Ginge es nach der Pharma- und Lebensmittelindustrie, hielten wir das Leben tatsächlich für eine Krankheit, die hundertprozentig tödlich endet. Dabei ist es eine wichtige und gute Erfahrung, auch mal krank zu sein. Es ist gut, wenn der Körper uns von Zeit zu Zeit mal ausbremst. Wir selbst tun es in unserer beschleunigten Gesellschaft viel zu selten.
    Vielleicht ist es daher der falsche Weg, sich in Hyperschlaf zu versetzen. Nachdem ich nun weiß, was für eine Mordsmischung er enthält, ist der Grippetrank für mich jedenfalls entzaubert. Es gibt ihn zwar auch in einer entschärften Version ohne Alkohol und Ephedrin. Aber heiße Milch mit Honig ist ja auch lecker – und vor allem viel, viel billiger.
    Erkältung und Grippe
    Viele verschiedene Viren lösen Erkältungen aus. Die verlaufen meist harmlos, nach drei bis fünf Tagen sind die Symptome wie Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, Heiserkeit und Halsschmerzen überstanden. Kurzzeitig kann die Temperatur erhöht sein (über 37,0 °C) oder sogar Fieber entstehen (über 38,0 °C).
    Auch wenn Viren die Erkältungen auslösen, können Bakterien dazukommen. Das ist allerdings selten. Bei viralen Infekten helfen Antibiotika nicht, sondern nur bei einer bakteriellen Infektion. Ansonsten bleibt nur eine Behandlung der Symptome, um die Beschwerden zu lindern. Die Dauer der Erkältung verkürzt diese symptomatische Therapie aber nicht.
    Influenzaviren lösen die echte Grippe aus. Sie beginnt schlagartig und dauert länger als eine Erkältung. Die Symptome sind ähnlich, aber stärker: Schlappheit, Kopf- und Gliederschmerzen, hohes Fieber bis hin zum Schüttelfrost.
    Unerkannt kann die Grippe deutlich schlimmere Folgen als ein Infekt haben. Vor allem bereits geschwächte Patienten (Kinder, chronisch Kranke) können an einer Influenzainfektion sogar sterben. Anders als bei Erkältungen geben Ärzte bei der echten

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