Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
mindert.
Ob sich gesunde Menschen mit einer täglichen Nasendusche vor Infektionen schützen können, ist nicht untersucht. 2009 führte ein US -Allergologe an Patienten mit chronischer Nasennebenhöhlenentzündung zwei Studien durch, die sogar einen nachteiligen Effekt täglichen Nasenduschens zeigten. Allerdings wurden die Studien nicht in einem Fachmagazin publiziert, und die Zahl der Probanden war klein – ihre Aussagekraft ist somit gering. Deutsche Lungenärzte raten daher von täglichen Nasenduschen ab und empfehlen sie nur bei akuten Infekten für maximal eine Woche.
Die Akzeptanz der Nasendusche bei Patienten ist sehr unterschiedlich. Nicht wenige finden sie abstoßend, manche werden regelrecht süchtig danach. Man sollte immer lauwarmes Wasser nehmen, in dem man Salz aus einem für diesen Zweck abgepackten Salztütchen aufgelöst hat. Kaltes Wasser ohne Salz reizt die Schleimhäute und führt auf Dauer zu Veränderungen der Schleimhäute.
JENS LUBBADEH
Einlauf statt Auflauf
Jedes Jahr mache ich eine Heilfastenkur. Die ersten Tage sind hart, aber dann wird man regelrecht high.
Eines meiner liebsten Rituale nach dem Winter ist es, mit meinem völlig verschlammten Rad an die Tanke zu fahren, eine Euro-Münze in den Schlitz zu stecken und mit dem Hochdruckreiniger den ganzen Schlamm abzukärchern. Fahrradnerds werden jetzt den Kopf schütteln. Ich weiß, Wasser ist Gift fürs Rad. Wenn das in die Tretlager kommt, also nein. Ist mir aber egal. Ich hab keinen Bock, stundenlang mit der Zahnbürste in Zahnkränzen herumzuschubbern.
Und genauso wenig habe ich Bock, den Rest des Jahres immer Reis statt Pommes als Beilage zu nehmen. Also kärchere ich mich selbst auch einmal im Jahr durch: mit einer Heilfastenkur. Zehn Tage Brühe statt Braten, zehn Tage Einlauf statt Auflauf. Ich sehe es als kalorische Katharsis. Jetzt sind die Ernährungsnerds dran mit dem Kopfschütteln: Ich weiß, Heilfasten ist umstritten, von Radikalkuren wird in der Regel abgeraten. Aber es geht mir nicht nur darum, ein paar Pfunde zu verlieren. Heilfasten macht high.
Heilfasten, Buchinger-Style, geht so: einen Tag lang runterbremsen, Gang rausnehmen, sieben Tage lang rollen lassen, langsam wieder beschleunigen und dann so lange wie möglich mit Tempo 90 auf der rechten Spur bleiben. Denn den Nachhall der Askese sollte man sich bewahren. Erlaubt ist während der sieben Tage nur Flüssiges. Ja, richtig, Kaffee und Alkohol sind auch Flüssigkeiten, aber trotzdem verboten. Ebenso wie alle zuckrigen Limonaden und Säfte. Und kommen Sie nicht auf die Idee, Cola light zu trinken!! Da ist zum einen Koffein drin, zum anderen Süßstoff. Die Idee beim Heilfasten ist es, sich von diesem Dreck zu befreien.
Aber erst mal fühlt man sich so, als wenn genau der mit geballter Kraft hochkommt. Die berüchtigte Fastenkrise fühlt sich an wie ein Kater, dauert aber drei Tage lang. Der Motor muss sich schließlich umstellen – von Benzin auf Brühe. Das verwirrt jede Maschine. Doch wenn dieses Tal der Tränen durchschritten ist, fühlt man sich so leicht wie ein Wölkchen über Mecklenburg-Vorpommern. Das liegt am Serotonin, das nun aus den Neuronen spritzt. Der Kopf wird kristallklar, die Sinne geschärft, alles riecht intensiver. Leider riecht man selbst auch intensiver, was man, wenn’s dumm läuft, selbst wiederum intensiver riecht. Drum ist es sinnvoll, sich für die Tage der Askese freiwillig in die Isolation zu begeben. Das erspart es einem, mit leerem Magen, Hundenase und Röntgenblick an leeren Wodkaflaschen, duftenden Dönerbuden und schwülstigen Schwarzwälder Kirschtorten vorbeilaufen zu müssen. Stattdessen Rückzug an einen ruhigen, einsamen Ort. Ideal wäre Sibirien, Pripjat oder Fukushima. Aber Hiddensee, Kirchentellinsfurt oder die Lüneburger Heide tun’s auch. Meinetwegen auch Mecklenburg-Vorpommern. Raus aus der Gesellschaft, rein in den Ostblock.
Die zehn Tage sind genauestens durchgeplant. Am Entlastungstag habe ich noch die Wahl zwischen Kartoffeln, Reis oder Äpfeln. Ab dem zweiten Tag haben meine Zähne erst mal Pause. Morgens gibt’s Kräutertee, mittags Gemüsebrühe, abends darf ich mir aussuchen, welches Getränk ich wiederhole. Bei solch kulinarischer Monokultur wird die Darmentleerung jeden zweiten Tag für mich fast schon zum Festakt. Ich habe die Wahl: von oben oder von unten. Heißt im Klartext: Abführmittel oder Einlauf. Mein Tipp: Seien Sie zärtlich zu Ihrem Darm. Probieren Sie erst Pflaumensaft, Buttermilch
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