Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
hat.
Problematisch ist allerdings alles Flüssige, besonders wenn es Zucker enthält – nicht umsonst züchtet man Bakterien im Labor in Zuckerlösungen! Also Vorsicht mit Säften und Tropfen, wenn sie angebrochen sind. Aber ein Hustensaft, der nach Anbruch noch 6 Monate haltbar ist, wird das auch noch nach 10 Monaten sein, denke ich mir. Wer will schon mit Bestimmtheit sagen, wie viele Bakterien sich bis dahin dort drin befinden? Und bis zu dem Datum MUSS er ja noch haltbar sein, da wird wohl eine Sicherheitszeitspanne eingerechnet sein. Natürlich möchte ich hier nicht generell dazu aufrufen, abgelaufene Medikamente zu benutzen. Jeder muss selbst die Verantwortung übernehmen, falls er das tut. Aber es schadet ja nicht, den Verstand einzuschalten. Bei lebensnotwendigen Arzneimitteln kommt es natürlich nicht in Frage, bei anderen Mitteln, wie z.B. Aspirin, schon. Am besten informiert man sich, was mit einem Medikament passieren kann, wenn es altert.
Zum Teil ist es schon absurd: Selbst Ohrstöpsel haben heute ein Verfallsdatum – als ob sie sich just nach diesem Tag in innenohrvertilgende Maden verwandeln würden! Falls jemand unbenutzte Ohrstöpsel über dem Verfallsdatum hat – bitte an den Verlag schicken. Ich werde sie benutzen.
«Auch ich nehme abgelaufene Medikamente.»
Jörg Breitkreutz, Direktor des Instituts für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Uni Düsseldorf, über Arzneimittel jenseits des Verwendbarkeitsdatums.
Es ist ein weitverbreitetes Vorurteil, dass Pharmaunternehmen absichtlich kurze Haltbarkeitsdaten ausweisen, um dadurch mehr Medikamente zu verkaufen – aber es stimmt nicht. Mir ist kein einziger solcher Fall bekannt. In Wirklichkeit legen die Behörden das Verwendbarkeitsdatum fest – bei uns sind dies das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Berlin und die European Medicines Agency in London. Firmen streben immer einen möglichst langen Verwendbarkeitszeitraum an, weil sie die Medikamente dann länger lagern können, ohne dass sie unverkäuflich werden.
Bei einigen Arzneimitteln ist eine Verwendung nach Ablauf des Verwendbarkeitsdatums unproblematisch, zum Beispiel bei Aspirin. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure zersetzt sich in zwei ungiftige Produkte: die Salicylsäure, die sogar weiterhin als Schmerzmittel wirksam ist, und die Essigsäure. Die Tablette schmeckt und riecht vielleicht nicht mehr so gut, und die Dosierung wird etwas niedriger sein, das ist alles. Trotzdem bekommt kein Medikament eine Haltbarkeit länger als 5 Jahre – weil man immer davon ausgeht, dass die Informationen in der Packungsbeilage veralten können. Abgelaufene Vitamin-C-Produkte würde ich noch verwenden, weil die Abbauprodukte unschädlich sind. Anders ist das bei Codein-Tropfen gegen Reizhusten, darin kann ein krebserregendes Abbauprodukt entstehen. Augentropfen, die über dem Verwendbarkeitsdatum sind, würde ich nicht mehr benutzen, auch in Einmal-Behältnissen wäre mir das Risiko zu groß. Wenn Sie die abgelaufene Jodsalbe verwenden, wird Ihnen nichts passieren, aber die Wirksamkeit wird schlechter sein. Gerade diese antiseptischen Produkte würde ich mir oder meinen Kindern dann nicht mehr auf die Haut schmieren, weil ich nicht weiß, was damit passiert ist. Ich nehme auch manchmal abgelaufene Medikamente – aber nur, wenn ich genau weiß, dass es ungefährlich ist, sonst würde ich es nicht machen.
JENS LUBBADEH
Der entzauberte Hustentrank
Eine Grippe fesselt mich ans Bett. Hurra! Jetzt gibt es wieder meinen Lieblingshustensaft!
Es gibt nicht viel, was man tun kann, wenn Husten, Schnupfen und Heiserkeit zuschlagen. Nun gut, da ist die Woody-Allen- DVD -Box, die man endlich mal durchgucken könnte. Man könnte auch den «Ulysses» lesen. Aber jeder leidet anders. Es gibt Grippekranke, die sind zu gar nichts mehr imstande, die würden sich am liebsten in Hyperschlaf versetzen lassen, so wie die Astronauten in «Alien» oder die in « 2001 – Odyssee im Weltraum».
Wie praktisch: Man legt sich in eine Box und verschläft die unproduktive, unangenehme Zeit einfach. Vorausgesetzt natürlich, dass man nicht von einem durchgeknallten Supercomputer eingeschläfert wird oder ein Alien-Baby im Bauch hat.
Im Allgemeinen also gibt es nicht viel Positives, das man einer Grippe abgewinnen könnte. Bei mir ist das anders: Wenn ich krank bin, freue ich mich – auf meinen Hustensaft. Er schmeckt ähnlich wie Ouzo und ist so lecker, dass ich immer ein volles
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