Vertrau deinem Herzen
gerne. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun.“
Mom ...“
„Noch ein Piep, und ich hänge noch einen Extratag ohne Schwimmen und Radfahren daran.“
Er sackte merklich zusammen.
Kate fühlte sich schrecklich, aber sie wusste, dass sie konsequent bleiben musste. Ihm das Radfahren und Schwimmen zu verbieten war jetzt besonders gemein, wo der Sommer sich dem Ende näherte und jeder Tag zählte.
Er sah so unglücklich aus, und für seine Ausdauer mit Bandit hatte er wirklich eine Belohnung verdient.
„Weißt du was?“, schlug Kate vor. „Lass uns mit dem Kajak rausfahren.“
„Jaaa!“ Er rannte los, um Schwimmwesten und Paddel zu holen. Wenige Minuten später paddelten sie schon in Richtung Seemitte, und die Sonne glitzerte auf den Wassertropfen, die von den Ruderblättern rannen.
Wahrscheinlich hätte sie es ihm verbieten sollen – andererseits waren ein Radfahr- und Schwimmverbot schlimm genug. Und Kajakfahren war schließlich eine relativ sichere Art, das Wasser zu genießen.
Sie saß hinter ihm in dem schmalen Boot, und ihr fiel auf, wie stark seine Arme in diesem Sommer geworden waren, wie hell die Sonne seine Haare gebleicht hatte. Sommersprossen sprenkelten seine Haut. Er war in den letzten Wochen auch größer geworden – nicht nur äußerlich, auch innerlich; er war selbstsicherer, weniger wütend. Mein Junge wird erwachsen, dachte sie.
Eine Weile ruderten sie schweigend vor sich hin. Der Schatten des Kajaks jagte die dunkelblauen Tiefen unter ihnen. Sie verspürte einen Anflug von Melancholie. Egal, wie oft sie über diesen See fuhr, er fühlte sich immer wieder neu an und überwältigte sie mit seiner Schönheit.
Den stetigen Rhythmus der Ruderbewegung beibehaltend, sagte Aaron: „Ich vermisse JD.“
Ich auch.
„Warum kommt er nicht mehr zu uns? Etwa weil ich mit meinen Fahrrad vom Steg in den See gesprungen bin?“
Kate seufzte. Aaron gab immer sich die Schuld, wenn Männer sie sitzen ließen. „Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun“, widersprach sie. „Sei nicht dumm!“
„Ich dachte, ihr seid so was wie Freund und Freundin.“
Kate biss die Zähne zusammen. Sie war eine Idiotin! Sie hätte es inzwischen doch besser wissen müssen! Sobald sie einen Mann auch nur zweimal anschaute, fing Aaron an, sich Hoffnungen zu machen. Wenn sie sich in jemanden verliebte, setzte sie mehr als nur ihr Herz aufs Spiel; sie riskierte, dass auch Aarons Herz gebrochen wurde. Das wusste sie. Wie hatte sie nur so sorglos sein können? Es war egal, dass sie von Anfang an immer wieder erklärt hatte, dass JD nicht dauerhaft in ihrem Leben sein würde. Aarons Vaterfantasien waren trotzdem mit ihm durchgegangen.
Als sie die Traurigkeit in der Stimme ihres Sohnes hörte, hätte sie am liebsten auch geweint. „Wir waren ... nicht füreinander bestimmt“, versuchte sie sich an einer Erklärung. „Darum gehen wir wieder getrennte Wege.“
Ihr Sohn behielt seinen stetigen Ruderschlag bei. „Das ist dumm.“
„Warum sagst du das?“
„Weil JD dich mag. Er mag sogar mich.“
„Sei nicht albern! Jeder mag dich.“
„Ja, genau. Ich weiß, in deinen Augen bin ich nur ein dummer Junge ...“
„Aaron!“
„Aber ich weiß mehr, als du denkst.“
„Ich denke, dass du eine ganze Menge weißt.“
„Wie zum Beispiel, dass er perfekt für uns ist“, offenbarte Aaron. „Und ich finde es doof, dass du ihn vertrieben hast.“
„Ich habe ihn nicht vertrieben! Er ist aus freien Stücken gegangen, und es gibt keinen Grund, darauf zu hoffen, dass er wiederkommt. Denn das wird nicht passieren – nicht mal, wenn ich es mir wünschen würde. Es ist besser so, Aaron! Besser, es passiert jetzt als später. Wir beide halten uns lieber voneinander fern.“
„Warum?“
„Das ist kompliziert.“
„Ist es nicht! Es ist einfach. Er mochte uns, Mom! Er wollte bei uns sein. Ich wette, er hatte sogar schon angefangen, uns zu lieben. Und das passiert uns nicht jeden Tag.“
Beinahe hätte Kate das Paddel fallen lassen. Wer war dieser Mensch, der so erwachsen und selbstsicher klang?
„Niemand hat irgendetwas angefangen.“ Was bin ich nur für eine Lügnerin, dachte sie. Kein Wunder, dass Aaron alles, was sie sagte, skeptisch betrachtete. Sie nahm einen tiefen Atemzug und versuchte es erneut. „Es gibt viele verschiedene Arten von Liebe, mein Großer. Einige sind dafür gemacht, ein Leben lang zu halten, so wie meine Liebe für dich. Und manche halten nur einen Sommer lang, dann lässt
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