Vertrau deinem Herzen
lösen. Außerdem, darauf hatte Sam ihn hingewiesen, musste man alle Joker ziehen, um einen Platz an der medizinischen Fakultät zu bekommen, selbst wenn das bedeutete, zuzugeben, dass man das Thema der Abendnachrichten war. JD wusste verdammt gut, dass er ausreichend qualifiziert war. Er brauchte nur eine Pause.
Er massierte sich die Schläfen und stellte sich sein Leben als Student vor. Wie ein Mönch würde er lange Nächte an seinem Schreibtisch verbringen und früh am Morgen aufstehen. Arzt zu werden würde ihn vollkommen in Anspruch nehmen. Er hatte es an anderen Sanitätern der Special Forces gesehen, die ein Medizinstudium angefangen hatten. Nachdem sie sich einmal dafür entschieden hatten, verlangte es genauso viel Zeit und Konzentration wie die Ausbildung bei der Army. Es würde dann in seinem Leben keinen Platz mehr für irgendetwas anderes als das Studium und seine Arbeit geben.
Schluss jetzt! dachte er. Er hatte ausreichend Gründe, sich von Kate fernzuhalten. Und nur einen, um sie an sich heranzulassen.
Und auch wenn er versuchte, es nicht zu tun, fragte er sich doch, was sie wohl gerade in diesem Augenblick tat.
27. KAPITEL
K ate sah wegen des Fototermins für die Vanity Fair nervöser aus, als Callie sich fühlte. „Flipp jetzt nicht aus“, sagte Callie zu ihr. „Sonst flipp ich mit.“
„Okay. Ich arbeite dran.“ Kate streckte ihre Finger am Lenkrad, als sie auf den Parkplatz bog. Callie hatte einen Termin beim Friseur.
Das ist ganz schön einschüchternd, dachte Callie, und Kate ist im Moment keine große Hilfe.
„Ich flippe auch nicht aus“, warf Aaron vom Rücksitz ein. Er hauchte wieder ans Fenster und malte mit dem Finger lustige Gesichter auf die beschlagene Scheibe. Meine Güte, schenk dem Jungen einen Gameboy! hätte Callie Kate am liebsten zugerufen. „Warum überhaupt die ganze Aufregung?“, fragte er.
„Ich mag es nicht, fotografiert zu werden.“
„Warum nicht?“
„Weil ich mein Aussehen nicht mag, okay?“
„Nein, das ist nicht okay“, sagte Kate, die um die Schlaglöcher herumnavigierte. „Und du meinst das auch nicht so.“
„Okay.“ Callie wollte vor Aarons Ohren keinen Streit vom Zaun brechen. Außerdem hatte Kate vielleicht ein kleines bisschen recht. Seit sie dieses Diabetes-Kontrollprojekt angefangen hatte, hatte sie an Gewicht verloren, und ihre Haut war auch besser geworden – keine dunklen Flecken und Pickel mehr. Mit Erleichterung hatte sie erfahren, dass Acanthosis nigricans und Akne keine Art kosmischer Strafe, sondern Symptome der Diabetes waren. Nachdem sie die unter Kontrolle bekommen hatte, waren auch die Hautprobleme nach und nach verschwunden. Gott sei Dank! „Nein, ich meinte das nicht so. Ich liebe mein Aussehen, und die Bilder werden einfach großartig werden.“
„Jetzt bist du sarkastisch.“
„Was ist sarkastisch?“, wollte Aaron wissen.
Beide ignorierten ihn. „Ich kann doch nichts für meine Gefühle“, sagte Callie.
„Ich mag, wie du aussiehst“, ertönte es von der Rückbank.
Die beiden ignorierten ihn weiter. „Natürlich kannst du“, erwiderte Kate.
„Ich sagte“, brüllte Aaron so laut, dass es unmöglich zu überhören war, „ich mag es, wie du aussiehst. Ich mag dein ganzes dummes Gesicht. Da hast du’s.“
„Du machst mich fertig“, grinste Callie.
„Das bist du schon.“
„Du bist ein Spinner!“
„Und du bist diejenige, die ihr Haar gebügelt und ihr Gesicht angemalt bekommt“, erwiderte er. „Wer ist hier wohl der Spinner?“
Kate fand einen Parkplatz in der Nähe des Friseursalons. „Alle bereit?“, fragte sie fröhlich.
„Äh, hör mal“, sagte Callie zögerlich. „Würde es dir was ausmachen, mich hier einfach nur abzusetzen. Ich meine, dann müsste Aaron sich nicht so langweilen während der Wartezeit ...“
„Es macht mir nichts aus zuzugucken“, krähte er.
Callie sah Kate in die Augen, und sie trafen eine schweigende Übereinkunft.
„Ich bin in einer Stunde wieder da.“
„Danke.“
Callie stand auf dem Bürgersteig und blickte den beiden nach. Sie fuhren den Berg hinunter in Richtung Fährhafen. Dort gab es einen Aussichtspunkt, von dem aus man bis hinüber nach Vancouver Island sehen konnte, bis nach Kanada. Callie warf einen Blick auf ihre Uhr. Noch eine Viertelstunde bis zu ihrem Termin. Eines der Dinge, die sie während ihrer Obdachlosenzeit gelernt hatte, war es, wie man Zeit totschlug. Darin war sie sozusagen Expertin. Sie ging ein kleines Stück die Straße
Weitere Kostenlose Bücher