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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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hinunter und erhaschte einen Blick auf ihr Spiegelbild in einem Schaufenster. Ein Mädchen, das alleine die Straße entlangging, die Hände in den Taschen. Sogar mit Kate und Aaron zusammen fühlte sie sich manchmal so alleine. Die beiden waren toll, aber es war so lange her, dass sie jemanden in ihrem Alter um sich gehabt hatte, dass es schon beinahe körperlich schmerzte. Oft träumte sie davon, mit einer Gruppe Gleichaltriger zusammen zu sein, mit ihnen zu lachen wie ...
    Sie betrachtete die Gruppe Jugendlicher am anderen Ende des Straßenblocks, die sich vor dem Rekrutierungsbüro versammelt hatten. Luke. Sie war sich sicher, dass er es war. Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Er hatte furchtbar viel zu tun. Vor ein paar Wochen hatte er ihr gesagt, dass er deshalb nicht mehr so oft vorbeikommen könnte wie bisher.
    Aber jetzt schien er Zeit zu haben. Er stand mit zwei anderen Jungs und drei Mädchen zusammen und wirkte fröhlich und ausgelassen; seine Haltung war ganz entspannt. Callie hatte ihn gefragt, ob es komisch für ihn war, dass sie nicht so alt war, wie sie behauptet hatte, und er hatte Nein gesagt. Sie hatte ihn auch gefragt, ob es komisch sei, dass sie diese Krankheit habe, und auch das hatte er verneint.
    Aber irgendetwas war definitiv komisch.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und überdachte die Situation. Er hatte sie bisher noch nicht entdeckt. Sie könnte einfach um die nächste Ecke biegen und die ganze Sache vergessen. Aber sie wusste, dass sie genau das eben nicht konnte. Die Sache vergessen. Sie würde darüber nachgrübeln. Den ganzen Sommer über hatte er behauptet, hier auf der Halbinsel keine Freunde zu haben, und sie hatte ihm geglaubt. Aber die sechs Teenager wirkten sehr vertraut.
    Na und? Er hatte ein paar Freundschaften geschlossen. Das kann richtig gut werden, sagte Callie sich. Es wäre doch lustig, die letzten Sommerwochen mit einer Gruppe anderer Jugendlicher zu verbringen. Die Mädchen trugen Miniröcke und bauchfreie enge T-Shirts. Bestimmt hatten sie auch Nabelpiercings – etwas, was Callie sich versprochen hatte, wenn sie endlich ihr gewünschtes Gewicht erreicht hatte. Eines der Mädchen, das mit den blauschwarzen glatten Haaren, flirtete mit Luke, beugte sich immer nah zu ihm, wenn sie mit ihm sprach, lachte und legte eine Hand auf seinen Arm.
    Okay, dachte Callie. Genug ist genug. Sie straffte die Schultern und ging auf ihn zu. Es war lustig, dass er genau vor dem Poster von JD stand, das inzwischen von der Sonne ganz verblasst war. Manchmal brannte Callie nahezu darauf, Luke davon zu erzählen. Es war das coolste Geheimnis aller Zeiten. Vielleicht würde er wieder mehr Zeit mir ihr verbringen, wenn sie ihm verriet, wer JD wirklich war.
    Als sie sich der Gruppe näherte, setzte sie ein Lächeln auf. Die anderen erkannten sie natürlich nicht, Luke dafür aber umso mehr. Und er tat so, als hätte er einen Geist gesehen.
    Das ist schlecht, dachte Callie und bereute ihre Entscheidung sofort. Das ist ganz, ganz schlecht. „Hey, Luke“, sagte sie und hoffte, dass ihre Fröhlichkeit nicht so gezwungen klang, wie sie sich anfühlte.
    Er lehnte sich gegen die Mauer des Gebäudes. „Hey.“
    Sie wartete darauf, dass er sie den anderen vorstellen würde. Sie spürte, wie die sie mit ihren Blicken durchbohrten. „Was macht ihr gerade?“, fragte sie.
    „Dies und das“, erwiderte er mit gelangweilter Stimme und schmalen Augen.
    „Das sehe ich.“ Callie wäre am liebsten gestorben. Sie betete, dass die Erde sich unter ihr auftun und sie verschlingen würde. Sie wusste, es war feige, sich zurückzuziehen, wenn sie ihm ihre Meinung eigentlich direkt ins Gesicht sagen sollte. Trotzdem wählte sie den einfacheren Weg. Er ist es nicht wert, sagte sie sich. Er ist es nicht wert, hierzubleiben und um ihn zu kämpfen. „Na ja, ich muss auch wieder los“, gab sie zurück. „Man sieht sich.“
    „Ciao.“
    Sie drehte sich auf der Stelle um und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Auch wenn sie versuchte, nicht hinzuhören, waren ihre Ohren perfekt auf die richtige Frequenz eingestellt. Sie hörte, wie Luke ein kurzes, nervöses Lachen ausstieß.
    „... niemand“, sagte er. „Nur ein Mädchen, das Häuser für meine Großmutter sauber macht.“
    Callie ging immer weiter und hielt erst an, als sie den Aussichtsturm am Fährhafen erreicht hatte. Sie sah Kates Jeep am Fuß des Turmes stehen und hoch darüber Kate und Aaron, die den

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