Vertrau deinem Herzen
geworden, weil du mich nicht unterstützt hast?“
Er hatte ihre Ambitionen angegriffen und ihren Traum herabgesetzt. So ging man nicht mit jemandem um, den man liebte.
Sie ließ ihre Vergangenheit Revue passieren. Die Männer waren immer gegangen, ohne sie wirklich kennengelernt zu haben, ohne ihren Träumen eine Chance zu geben. Sie hatte gedacht, JD sei anders. Aber das war wohl Wunschdenken gewesen.
Egal, sie machte weiter. Das Treffen mit Callies Fürsorger war gut gelaufen, auch wenn der Bewerbungsprozess ihr noch einmal die Augen geöffnet hatte. Pflegeeltern mussten sich auf alles Mögliche einstellen. Sie sollte ein sicheres und liebendes Heim bereitstellen und versprechen, mit Leib und Seele hinter ihrer Bewerbung zu stehen. Kate hatte festgestellt, dass sie nicht nur sicher war, das leisten zu können, sondern dass sie sich sogar darauf freute.
Ihre Mutter hatte sie davor gewarnt, sich zu sehr in die Sache zu verstricken. Sie hatte darauf hingewiesen, was für eine Pflicht und Verantwortung sie damit übernahm, und wie riskant das ganze Unternehmen möglicherweise war. Aber Kate sah das anders. Sie wollte das tun, wollte das Mädchen zu einem Teil ihres Lebens machen. Die Sachbearbeiterin hatte versprochen, Kates Hintergrund, ihre Unterlagen und Referenzen so schnell als möglich zu überprüfen. Und wenn alles gut ging, würde Callie bald schon offiziell zu ihrer Familie gehören. Die Sehnsucht nach diesem Schritt war bei Kate groß. Sie liebte und respektierte Callie, und sie wollte, dass sie die gleichen Chancen und Möglichkeiten hatte, die jedem Teenager zustanden. Manchmal lag sie nachts wach und fragte sich, ob sie diesem Mädchen überhaupt genug zu bieten hatte. Sie hoffte es. Aaron und sie waren zwar keine traditionelle Familie. Aber nur weil sie keinen Mann hatte, hieß das doch nicht, dass sie sich – und ihren Sohn – um ein weiteres Kind in ihrem Haushalt bringen musste.
Das ganze Erlebnis mit Callie hatte Kate gezeigt, dass sie die Wahl hatte. Callie bei sich zu haben, und sei es nur für den Sommer, hatte sie für Möglichkeiten geöffnet, die sie früher nie in Betracht gezogen hätte. Ihre Finger rasten wie ein Trommelfeuer über die Tastatur. Vielleicht würde sie diese Erfahrung in ihrem nächsten Artikel verarbeiten. Der Weg von einer alleinerziehenden Mutter zur Pflegemutter. Ihre Redakteurin hatte schon nachgefragt, welches ihr nächstes Projekt wäre. Vielleicht ist es das, dachte Kate, was ich schon immer tun wollte. Aus einem persönlichen Blickwinkel heraus Geschichten von ganz normalen Frauen erzählen.
In dem Moment, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, schoss eine Hitzewelle durch ihren Körper, und sie vibrierte wie eine Stimmgabel. Wenn etwas sich so richtig anfühlte, dann hallte es in ihren Knochen wider, und genau das fühlte sie jetzt. Sie setzte sich aufrecht hin und konzentrierte sich darauf. Es war kein radikal neues Konzept. Es war nicht mal besonders originell. Und doch fühlte sich die Idee richtig an. Sie passte zu ihr, und sie wusste, dass sie ihre eigene Stimme und ihre eigenen Erfahrungen mit würde einbringen können.
Sie seufzte aus tiefstem Herzen. „Puh“, murmelte sie. „Gut, dass ich darauf gekommen bin.“
„Worauf?“ Mit Schürze und Gummihandschuhen bewaffnet betrat Callie das Wohnzimmer. Es war erstaunlich, wie dramatisch sie sich seit ihrem Geburtstag verändert hatte. Sie war Sonja wie aus dem Gesicht geschnitten, nur dass ihre Mutter dunkelhaarig, Callie aber blond war. Und je mehr die Pfunde purzelten, je gesünder sie wurde, desto mehr kam diese Schönheit an die Oberfläche.
„Auf die Richtung, die ich einschlagen werde, auf mein nächstes Projekt. Ich fand es wirklich großartig, den Artikel über dich zu schreiben, Callie, und wenn er fertig ist, möchte ich mehr in dieser Richtung machen und weiter über andere Frauen schreiben.“
„Was für Frauen?“
„Über alle möglichen. Frauen, die mit einem Verlust umgehen müssen wie Mrs Newman. Oder alleinerziehende Mütter, die jeden Tag erneut kämpfen, oder ...“ Sie hielt inne, wollte den nächsten Satz nicht laut aussprechen: oder über Frauen, die nach einer zerbrochenen Beziehung wieder neu anfangen müssen. „... über Frauen, egal wie alt sie sind, die Entscheidungen treffen müssen“, sagte sie stattdessen. „Wie klingt das?“
„Wie aus einem Frauenmagazin.“
„Genau.“ Kate speicherte ihr Dokument und schloss den Laptop. „Lass uns Essen machen.
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