Vertrau deinem Herzen
seufzte zufrieden auf. „Du bist ein bisschen schwer von Begriff.“
Er küsste sie noch einmal, und dieser Kuss ließ keine Fragen offen. Er spürte, wie sie zögerte, sich von ihm zu lösen.
„Ich muss wirklich zurück, bevor die Kinder aufwachen“, sagte sie. Dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. „Wir könnten alle zusammen nach Seattle fahren.“
„Kate ...“
„Wirklich, das macht gar nichts. Ich habe auch ein paar Dinge in der Stadt zu erledigen.“ Sie sah aus, als ob sie gleich platzen würde. „Ich habe Neuigkeiten. Los, frag mich danach!“ Ihr Lächeln war ansteckend und berührte sein Herz.
„Ich frage.“
„Ich habe alle Unterlagen beim Jugendamt eingereicht. Aaron und ich werden Callies Pflegefamilie! Ich bin so aufgeregt, JD! Das wird ganz toll für uns alle.“
Bei ihr klang das so einfach – und für Kate war es das auch. Callie brauchte ein Zuhause, und sie konnte ihr eines bieten. Endlich verstand JD, wieso sie seine Kritik an ihrer Arbeit so schwer getroffen hatte. Wenn man jemanden liebte, bedeutete seine Anerkennung einem alles. Er umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen. „Du bist unglaublich.“
„Ja, genau“, sagte sie. „So bin ich ... unglaublich.“
32. KAPITEL
D as letzte Mal, als Kate einem Mann gesagt hatte, dass sie ihn liebe, hatte er sie schwanger sitzen lassen. Kein Wunder, dass es zehn Jahre gedauert hatte, bis sie den Mut hatte, es wieder zu tun. Sie war jetzt ein anderer Mensch – eine erwachsene Frau, alleinerziehende Mutter. Und doch war sie so aufgekratzt wie ein Teenie vor dem ersten Date. Sie schwebte mit einem idiotischen Grinsen durch den Morgen. JD hatte versprochen, zum Frühstück zu kommen, und später würden sie alle zusammen nach Seattle fahren. Sie duschte, dann spülte sie die Brombeeren ab, die sie am Tag zuvor gemeinsam mit den Kindern gepflückt hatte. Im Radio lief „Dancing in the Street“ von Martha and the Vandellas, und sie sang so laut mit, dass Callie davon wach wurde und in die Küche kam, wo sie von Kate sofort in einen spontanen Tanz gerissen wurde.
Am Ende des Liedes hatten sie beide rote Wangen und lachten.
Callies Lächeln blieb auch, als sie ihre Geräte zum Messen des Blutzuckers hervorholte; ein inzwischen unveränderlicher Teil ihrer morgendlichen Routine. Bisher waren alle Werte in einem akzeptablen Rahmen, sodass sie keine Medikamente brauchte. Kate versuchte, nicht zu ungeduldig zu sein. Callie war schon bald erwachsen und würde auf eigenen Füßen stehen. Dann musste sie auch alleine mit der Krankheit zurechtkommen.
„Sittin’ on the Dock of the Bay“ summten beide mit, während sie das Frühstück vorbereiteten. Als sie die Eier in der Schüssel verrührte, rief Kate nach Aaron.
Callie warf ihr ein Lächeln zu. „Er kann dich nicht hören. Er ist auf dem See.“
Kate ließ den Quirl in die Spüle fallen und rannte hinaus. Bandit sprang auf dem Steg hin und her und behielt das auf dem See treibende Boot fest im Blick. Aaron und JD saßen darin.
„Ich bringe sie beide um!“, schnaubte Kate, obwohl alleine der Anblick von JD ihre Haut vor Glück kribbeln ließ. „Sie wissen, dass sie mich um Erlaubnis fragen müssen.“
„Er ist aufgetaucht, während du unter der Dusche warst“, erklärte Callie, die neben sie getreten war. „Ich habe gesagt, dass das bestimmt in Ordnung geht.“
Kate atmete tief durch. Die ganze Welt sah aus wie neu. Der Sturm hatte alles reingewaschen, einen klaren blauen Himmel hinterlassen und das Grün des Waldes aufgefrischt. Der See sah so unberührt und durchsichtig aus wie ein Spiegel. Die Luft roch so süß, dass einem beinahe schwindelig wurde, erfüllt vom Gesang der Vögel.
„Habt ihr euch wieder vertragen?“, fragte Callie.
Kate spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. „Wie kommst du darauf?“
„Du bist gestern Abend zu ihm gefahren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sich heimlich nachts hinausschleichen! Das ist doch eigentlich meine Spezialität.“
„Ich bin nicht geschlichen.“
„Nein, du bist nur sehr leise gegangen – ohne jemandem Bescheid zu sagen.“
„Aber ...“
„Mein Gott, Kate, entspann dich!“, lachte Callie. „Ich finde es großartig, dass ihr wieder zusammen seid!“ Sie winkte dem Boot in der Ferne zu und bedeutete ihnen zurückzukommen. „Er war auf der Suche nach dir, aber dann hat Aaron ihn gesehen und so lange nicht in Ruhe gelassen, bis JD ihm eine Bootsfahrt versprochen hat.“
Als das schlanke, hölzerne
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