Vertrau deinem Herzen
Ruderboot auf sie zuglitt, spürte Kate, dass Callie sie beobachtete. „Also ist jetzt alles gut zwischen euch, oder?“
Die letzte Nacht war perfekt, dachte Kate. Sie hatte sich nie so geschätzt gefühlt, so von Leidenschaft erfüllt, so sicher, am richtigen Ort zu sein. Callie gegenüber war sie jedoch etwas zurückhaltender. „Wir werden sehen.“ Ihre Unsicherheit überraschte sie selber. Heute Morgen in seinen Armen war alles so klar gewesen. Das war alles zu neu. Sie war nicht daran gewöhnt.
„Hat er dir erzählt ...“ Callie unterbrach sich und steckte die Hände in die Hosentaschen.
„Was soll er mir erzählt haben?“ Dass er mich liebt? Kate konnte das Grinsen nicht unterdrücken. Er hat es gesagt. Er hat es gesagt. Er hat es gesagt! sang es durch ihren Kopf.
Callie hielt den Blick gesenkt. Kate musterte sie eindringlich. Sie spürte, dass irgendetwas in ihr vorging. „Callie?“, hakte sie nach.
„Ich habe mich nur gefragt, ob er dir wohl gesagt hat, was er für dich empfindet.“
„Vielleicht haben wir uns ineinander verliebt.“ Kate konnte nicht anders. Es war zwar viel zu früh, es in die Welt hinauszuposaunen – aber sie musste es einfach laut aussprechen.
„Vielleicht?“, schnaubte Callie. „Daran gibt es ja wohl keinen Zweifel.“
„Wie kannst du dir da sicherer sein als ich?“, fragte Kate.
„Ich habe gute Augen. Und ich weiß, was ich sehe.“
Das Boot näherte sich dem Ende des Stegs. Bandit jaulte und rannte wild auf und ab.
„Mom!“, rief Aaron, während er aus dem Boot kletterte und gleichzeitig seine Schwimmweste öffnete. „Sieh dir mal JDs Boot an. Ist das nicht cool?“
„Ja, Großer, das ist wirklich cool“, erwiderte Kate abwesend. Sie war zu beschäftigt damit, JD verträumt anzuschauen.
Später am Tag holten sie JD ab, um zusammen nach Seattle zu fahren. Er hatte das Cottage verschlossen und wartete in der Einfahrt auf sie. In verschlissenen Jeans und mit seiner Pilotensonnenbrille sah er eher aus wie ein Model als der Mann aus dem Wald.
Das brachte Kate einen Moment lang aus der Fassung. Hier am See war es so einfach, zu vergessen, dass sie alle noch ein anderes Leben hatten – ein Leben, das mit anderen Menschen angefüllt war. Auch darüber wollte sie mit ihm reden. Sie wollte wissen, wer ihm wichtig war, wer ihn diesen Sommer über vermisst hatte. Sie wollte seine Eltern kennenlernen, ihn ihrer Mutter vorstellen.
„Wieso siehst du mich so komisch an“, fragte er lächelnd, während er die Heckklappe des Jeeps schloss.
Wenn er wüsste, welche Gedanken ihr gerade durch den Kopf gingen ... „Das wird bestimmt seltsam heute Abend in Seattle“, sagte sie. „Seit vor Aarons Geburt habe ich nicht mehr ... Niemand ist jemals über Nacht geblieben.“
Er beugte sich vor und küsste ihr die Anspannung von der Stirn. „Aaron kommt damit schon klar.“
Kann ich das auch? fragte sie sich. Sie war daran gewöhnt, über jeden Aspekt ihres Lebens das Sagen zu haben – typisch für eine alleinerziehende Mom. Und nun gab es quasi über Nacht zwei weitere Personen in ihrem Leben. Und auch wenn sie sowohl Callie als auch JD anbetete, wusste sie, dass ihre Welt sich ändern würde.
„Mehr nimmst du nicht mit?“, fragte sie. „Nur den Seesack?“
„Ich reise gern mit leichtem Gepäck.“
Sie nahm das als gutes Zeichen; er würde also definitiv wiederkommen, um seine restlichen Sachen zu holen. Dann wurde ihr bewusst, dass sie schon wieder anfing, an ihnen zu zweifeln. Hör auf damit, Kate! schalt sie sich. Sie setzte sich hinter das Lenkrad und schaltete das Radio an.
Auch wenn es nur etwas über hundert Meilen nach Seattle waren, fühlte es sich an, als würden sie ganze Kontinente und Zeitzonen durchqueren. Die hoch aufragenden, dichten Wälder der Olympic Peninsula machten den Sommerhäusern am Hood Canal Platz, die in die Gegend von Bainbridge Island übergingen. Dort fuhren sie auf die große, weiß-grün lackierte Fähre, die sie das letzte Stück des Weges bringen würde. Callie und Aaron gingen auf das Deck mit den Videospielen, während Kate und JD die Treppen zum Sonnendeck hinaufkletterten, um die schöne Landschaft zu betrachten. Auf dem Deck wimmelte es nur so von Urlaubern, die die letzten warmen Sonnenstrahlen aufsaugten. Touristen schössen Fotos von Mount Rainier oder der Space Needle, aufgedrehte Kinder spielten Fangen, und Raucher versammelten sich an der hinteren Reling.
Kate schaute sich eine Gruppe Teenager an, die ungefähr
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