Vertrau der Stimme deines Herzens!
wollte.“
„Und er wollte, dass du einen Mann mit Geld heiratest“, stellte er nüchtern fest.
„So bin ich nun mal aufgewachsen. In meinem sozialen Umfeld war es wichtig, sich mit den richtigen Personen zu umgeben.“
„Aber ab und zu hast du dir den Spaß gegönnt, dich mit einem Vertreter der Unterschicht zu amüsieren.“
Sie musste sich zwingen, seinem eisigen Blick nicht auszuweichen. „Ich kann mir mein Verhalten von damals selbst nicht erklären“, brachte sie nach einer Weile mühsam hervor. „Ich … hatte wirklich nicht die Absicht, dich zu verletzten. Über Jahre hinweg warst du für mich nur der Gärtner, den man herumkommandieren konnte. Aber dann …“ Sie zögerte merklich, bevor sie weitersprach, „… hast du eines Tages plötzlich eine so große Anziehungskraft auf mich ausgeübt, dass ich …“
Am Ende war es Alessandro, der das entstandene Schweigen unterbrach. „Du hast die Verlobung also aus heiterem Himmel aufgelöst?“
Ohne ein Wort zu sagen, nickte sie nur und knabberte mit einer unschuldig wirkenden Art an ihrer Unterlippe, wie sie es oft tat, wenn sie verlegen war. Diese unbewusste Marotte von ihr weckte jedes Mal unweigerlich seinen Beschützerinstinkt. Oder eher ein anderes tiefes Gefühl, das er nicht genau definieren konnte.
„Ja, nur wenige Tage vor der Hochzeit“, erklärte sie mit fast tonloser Stimme. „Und mein Vater hat mich nie vergessen lassen, dass ich damit seinen finanziellen Ruin ausgelöst habe. Ich wusste zwar, dass Craig an dem Unternehmen meines Vaters beteiligt war, aber nicht, in welchem Maß. Natürlich hat er sofort sein gesamtes Geld abgezogen, als ich die Hochzeit abgesagt habe. Und dann waren da noch das bereits bestellte und bezahlte Buffet, die Blumen, das Brautkleid, der Kuchen – du kannst dir sicherlich vorstellen, was für ein Drama es gab.“
„Ja, sehr gut“, stellte er knapp fest.
Wieder biss sie sich nachdenklich auf die Unterlippe. Alessandro musste sich gegen den Drang wehren, mit dem Daumen über ihren Mund zu streichen, um die sanfte Fülle ihrer Lippen zu spüren.
Stattdessen griff er zu seinem Glas und nahm einen weiteren Schluck Champagner. Er wollte nicht an Rachel und ihren Exverlobten denken. Jeder Tag ihrer Beziehung hatte ihn geschmerzt wie ein glühender Schürhaken auf seiner Haut. Sich vorzustellen, dass dieser selbstherrliche Chauvi mit seinen aufdringlichen Händen und seinem Mund Rachels Körper berührte, war eine reine Folter für ihn gewesen. Er hatte jahrelang gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Doch in diesem Moment kamen diese längst vergessen geglaubten Gefühle plötzlich wieder hoch. Es war, als ob die alte Verbitterung wie eine dunkle schäumende Flut in ihm aufstieg.
„Du hast ihn nie besonders gemocht, oder?“, riss Rachel ihn aus seinen Gedanken.
Er stellte das Glas ab. „Meinst du deinen Exverlobten oder deinen Vater?“
Ihr Gesicht rötete sich leicht, und sie senkte verlegen den Blick. „Wahrscheinlich beide …“
„Oft sieht man nur die positiven Seiten an den Menschen, die einem sehr nahestehen. Mit der Zeit sollte man diese kindliche Verblendung aber verlieren.“
„Ich war wirklich sehr weit davon entfernt, erwachsen und reif zu sein, als du angefangen hast, für meinen Vater zu arbeiten. Gerade einmal achtzehn.“
Damals war sie in der Tat eine reiche verzogene Göre gewesen, die keine Ahnung vom wirklichen Leben außerhalb ihrer wohlbehüteten Seifenblase gehabt hatte. Er hatte ihre abschätzigen Bemerkungen über seinen Gebrauchtwagen oder seine Kleider, die nicht der letzten Mode entsprachen, mit Gleichgültigkeit ertragen. Aber irgendwann hatte sie angefangen, schamlos mit ihm zu flirten. Zuerst hatte er versucht, ihr aufreizendes Verhalten zu ignorieren – bis es nicht mehr ging.
Ihr erster Kuss brachte seine Sinne zum Explodieren. Sein Körper verzehrte sich geradezu nach ihr, doch er hatte sie auch in den folgenden Wochen ihrer geheimen Liebelei nie dazu gedrängt, mit ihm zu schlafen. Er wollte ihre Beziehung erst offiziell machen. Doch sie fand immer wieder Ausflüchte, um das nicht zu tun. Lange hatte er gebraucht, um zu begreifen, dass er für sie nichts weiter war als ein vergnüglicher Zeitvertreib. Rachel hatte ihn schließlich von sich gestoßen wie einen räudigen Bastard, der es sich angemaßt hatte, ihren edlen Stammbaum zu beschmutzen.
Alessandro wusste, dass er sich damals nur in ein Wunschbild verliebt hatte. Und jetzt saß sie ihm tatsächlich
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