Vertrau der Stimme deines Herzens!
gemacht?“
„Was gemacht?“
„Wie bist du bis zu dem Tisch hier gekommen? Ich habe weder deinen Rollstuhl noch die Krücken gesehen.“
„Ich habe mich an den Möbeln festgehalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Den Rollstuhl habe ich absichtlich außer Sichtweite stehen lassen.“
„Aber warum hast du bis zum letzten Moment gewartet, um mir von deiner Krankheit zu erzählen?“ fragte sie immer noch verständnislos.
„Ich wollte sichergehen, dass du wegen des Geldes hierbleibst und nicht aus Mitleid. Und dass ich dich mit Geld überzeugen können würde, daran hatte ich keinen Zweifel.“
Wortlos setzte sie sich gegenüber von Alessandro. Dass er sie als geldgierige Person definierte, war entwürdigend – aber angesichts ihres Verhaltens und ihrer Taten in der Vergangenheit mehr als verständlich. Würde sie ihre früheren Fehler je wieder wettmachen können? Die Aussichten standen nicht gerade gut. Denn im Moment brauchte sie Geld.
„Hast du das Kleid, das du trägst, selbst entworfen?“
Mit einer betont ungezwungenen Geste strich sie über den Seidenstoff. „Das alte Ding hier? Ach, das habe ich einmal an einem Nachmittag zusammengeschneidert, als ich nichts Besseres zu tun hatte.“
„Ich wusste nicht, dass du auch nähen kannst“, erwiderte er verwundert.
„Doch, natürlich. So hat alles angefangen. Ich hatte schon als junges Mädchen Spaß daran, mein ganz persönliches Outfit zu gestalten. Immer wieder fragten mich Menschen auf der Straße oder auf Partys, wo ich meine Kleider gekauft hätte. Das war es auch, was mich dazu bewogen hat, die Akademie für Modedesign zu besuchen. Und dort habe ich meine jetzige Geschäftspartnerin Caitlyn kennengelernt.“
Rachel biss sich verlegen auf die Lippe. „Ich fühle mich für sie verantwortlich, weil sie viel Geld in unser Projekt investiert hat. Mehr als ich. Ich war nämlich etwas knapp bei Kasse, nachdem … ähm, ich will dich nicht mit Details aus der Vergangenheit langweilen. Fakt ist, dass ich nach dem Desaster mit Craig nicht gerade rosige Zeiten hatte. Keine einzige Bank wollte mir ein Darlehen geben, nachdem er mit seinen Machenschaften meinen Namen in den Schmutz gezogen hatte.“
Alessandros undurchdringlicher Blick haftete an ihr wie ein Magnet.
Als sie bemerkte, dass er das Schweigen in die Länge zog, schob sie ihren Stuhl zurück. „Vielleicht sollte ich lieber die Vorspeis…“
„Hast du dich entschieden?“, fragte er, bevor sie aufgestanden war.
Sie blickte auf das Dokument, das neben seinem Tischgedeck lag. „Du weißt, dass ich keine Wahl habe“, erwiderte sie leise.
„Du solltest es positiv sehen. Schließlich zahle ich dir für ein paar Wochen Arbeit – wenn man es überhaupt Arbeit nennen kann – eine mehr als großzügige Summe.“
Rachel überflog schnell die zwei Seiten. Es kam ihr vor, als würde sie mit ihrer flüchtig hingekritzelten Unterschrift ihr Schicksal besiegeln. Ohne länger darüber nachdenken zu wollen, schob sie Alessandro den Vertrag zurück und ging in die Küche.
Als sie mit der Vorspeise wiederkam, hatte Alessandro bereits den Wein eingeschenkt. Sie nahm Platz und bemühte sich, so zu tun, als handle es sich um ein ganz normales Essen zwischen zwei Freunden, die gemeinsam einen angenehmen Abend verbringen wollten.
„Du hast wirklich ein traumhaftes Anwesen, Alessandro“, begann sie. „Alles ist so inspirierend. Heute Nachmittag habe ich im Garten gesessen und unzählige Entwürfe gemacht.“
„Es freut mich, dass es dir hier gefällt“, antwortete Alessandro ebenfalls in einem vertraulichen Plauderton. „Erzähl mir mehr über deine Entwürfe. Was ist es, das deine Kreativität hier so beflügelt?“
Sie trank einen Schluck von ihrem Wein und umfasste dann nachdenklich mit beiden Händen das Glas. „Es ist schwer in Worte zu fassen … ich denke, es ist einfach die ganze Atmosphäre. Ich kenne zwar die Geschichte dieser Villa nicht, aber man kann sich leicht vorstellen, dass sie einst Mittelpunkt des mondänen Lebens war … Empfänge mit klassischer Musik, festliche Partys, kulturelle Abende. Ich sehe vor meinem geistigen Auge Frauen in stilvollen Abendkleidern der Epoche und Männer in zeitlos-eleganten Smokings. Und dann dieser atemberaubende Garten. Ich kann von meinem Zimmer aus die verschiedensten Blumen riechen. Die Villa wäre der perfekte Ort für eine Hochzeit …“ Entsetzt hielt sie inne und nippte verlegen an ihrem Wein. Warum um Himmels willen
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