Vertrau der Stimme deines Herzens!
nötige Zeit gegeben, um die Fassung wiederzugewinnen. „Du hast nicht die geringste Ahnung, wer ich bin.“
„Eine Katze lässt das Mausen nicht“, erwiderte er lakonisch. „Ich habe unzählige Frauen wie dich kennengelernt, seitdem ich Australien verlassen habe – und ich weiß, dass ihr nur auf euren eigenen Vorteil bedacht seid.“
„Ich habe dir bereits erklärt, dass es hier nicht nur um mich geht“, protestierte sie vehement.
„Mir brauchst du nichts vorzumachen, Rachel. Du willst deine Modefirma retten und nicht deine Freundin oder Angestellten. Und ich habe den Eindruck, dass du immer noch um die Anerkennung deines Vaters buhlst. Das Scheitern deiner Firma ängstigt dich so sehr, weil du damit die einzige Möglichkeit verlieren würdest, ihm zu beweisen, dass du mehr als ein hübsches Gesicht bist.“
Rachel verkniff sich ihren Widerspruch, weil ihr plötzlich bewusst wurde, dass ein Körnchen Wahrheit in seinen Worten steckte. Sie hatte immer danach gestrebt, ihren Vater stolz zu machen – es aber nie wirklich geschafft.
„Du solltest es endlich lassen, um sein Lob und seine Zustimmung zu ringen“, fuhr Alessandro fort. „Selbst wenn dein Modelabel das erfolgreichste der Welt werden würde, wäre er nicht stolz auf dich. Weil er ein Narziss ist und es ihm nur darum geht, selbst gut vor den anderen dazustehen. Du würdest ihm also nur das Rampenlicht stehlen.“
„Ich will es nicht meinem Vater, sondern mir selbst beweisen“, widersprach sie trotzig. „Ich weiß, dass ich Talent habe. Aber ich muss mir einen Namen in Europa machen, um die Dinge ins Rollen zu bringen.“
„Mit meiner Hilfe kannst du dir sogar weltweit einen Namen machen. Können wir unseren kleinen Deal also endlich abschließen?“
„Und ich soll wirklich nur so tun, als ob ich deine Freundin wäre, um im Gegenzug deine Unterstützung zu erhalten?“, hakte Rachel mit einem mulmigen Gefühl im Bauch nach. „Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein – was normalerweise bedeutet, dass es irgendwo einen Haken gibt.“
„Ich habe keine Zeit für doppelte Spielchen“, entgegnete Alessandro ungeduldig. „Natürlich werde ich deine Unternehmensstruktur genau unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls Änderungen fordern, bevor ich mein Geld investiere.“
„Dann kann ich dein Angebot wohl unmöglich ausschlagen“, sagte Rachel leise.
„Ich habe für morgen bereits ein Treffen mit einem der größten Textilhersteller Italiens arrangiert. Er wird am späten Nachmittag vorbeikommen.“
„Sollte ich nicht lieber zu ihm gehen?“, fragte Rachel stirnrunzelnd.
„Ich führe alle meine Geschäfte momentan von hier aus“, lautete die trockene Erklärung. „Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest – ich möchte meine Übungen zu Ende bringen.“
An der Tür drehte Rachel sich noch einmal um. „Weiß etwa niemand aus deinem Mitarbeiterstab, was dir passiert ist?“
Seine saphirblauen Augen verengten sich zu zwei engen Schlitzen. „Nein. Und ich möchte auch, dass es so bleibt.“
„Aber wer weiß, wie lange es noch dauert, bis du wieder auf die Beine kommst. Werden die Leute nicht anfangen, sich zu wundern, wo du steckst?“
„Das Gute am Chefsein ist, dass man sich aussuchen kann, ob und zu welchen Treffen man geht“, sagte er und griff zu dem Handtuch, das auf der Hantelbank lag. „Und ich habe sehr kompetente Vorstandsmitglieder, die mich in vielen Dingen vertreten können. Außerdem habe ich bestimmt nicht vor, mich von dieser Krankheit noch lange außer Gefecht setzen zu lassen. Darum habe ich auch bereits für nächste Woche einige wichtige Termine in Paris ausgemacht, die ich persönlich wahrnehmen muss. Und du wirst mich begleiten.“
Mit einem Kribbeln im Bauch dachte Rachel an Paris. Die Stadt der Liebe. Allerdings würde bei ihrer Rolle als Alessandros Ersatzfreundin wohl keine große Romantik aufkommen.
„Muss man dir immer alles zweimal sagen, Rachel?“, riss Alessandros ungeduldige Stimme sie aus ihrer Erstarrung. „Mach, dass du rauskommst.“
Ihr Blick fiel auf den Rollstuhl, der nicht in Alessandros greifbarer Reichweite stand. „Wenn du willst, kann ich dir helfen …“, sagte sie und machte bereits einen Schritt in Richtung des Rollstuhls.
„Verdammt noch mal! Jetzt geh endlich!“, fuhr er sie an. „Ich bin kein Pflegefall, der auf deine oder auf jemand anderes Barmherzigkeit angewiesen ist, kapiert?“
„Ich wollte nur freundlich sein …“, setzte sie an,
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