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Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Titel: Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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der Mann eilig sein Zimmer. Bis jetzt hatte er es noch nie gewagt, die Treppen zu laufen. Nun aber blieb ihm gar nichts anderes übrig als all seinen Mut zusammen zu nehmen und es zu versuchen. Er nahm den Stock in die linke Hand, mit der rechten klammerte er sich am Geländer fest.
       Das Hindernis erschien ihm plötzlich unüberwindlich. "Das schaffe ich nicht", stöhnte er. "Das ist zu schwer für mich." Er war schon bereit, wieder umzukehren, da hörte er Tim schreien. "Nein! Ich will nicht. Lass mich zufrieden. Du bist nicht mehr mein Vater. Ich will nichts wissen von dir."
      Martin konnte zwar nicht jedes Wort verstehen, aber er merkte, in welch einer furchtbaren Not der Zwölfjährige war. Vor seinem geistigen Auge zogen die schrecklichsten  Bilder vorbei, die man sich nur vorstellen kann.
       "Ich komme, Tim. Hab keine Angst, ich bin gleich bei dir!" Martin vergaß seine Angst vor einem erneuten Sturz, er wusste nur, er musste Tim zu Hilfe kommen. Das hatte er versprochen, und das war er Melanie und ihrem Sohn schuldig. Jetzt konnte er beweisen, wie tief und wie ehrlich seine Liebe zu beiden war.
       Wieder klammerte er sich am Geländer fest, und dieses Mal schaffte er mit größter Anstrengung die erste Stufe. Dann kam die zweite, die dritte, und schließlich hatte er die ganze Treppe bezwungen. Der Schweiß rann in Bächen über seinen Rücken und sein Gesicht, aber er hatte es geschafft.
       Der Rest war eine Kleinigkeit. Laufen konnte er ja schon einigermaßen, aber jetzt beflügelte die Angst um Tim und der Zorn auf seinen gewalttätigen Vater ihn. Nur noch auf den Stock gestützt marschierte er ziemlich schnell aus dem Haus und den Weg entlang bis zum Zaun.
       Noch immer hörte er Tims Stimme und war unendlich erleichtert darüber. "Tim, ich komme. Brauchst du meine Hilfe?", rief er und war bereits am Zaun. Er fasste nach einem der dickeren Äste und zog sich nach drüben.
      "Martin, bitte sag ihm, dass er verschwinden soll. Mir glaubt er nicht, dass er nicht mehr mein Vater ist. Er soll ganz einfach nur gehen." Der Junge war den Tränen nahe. Hil-fesuchend schaute er zu Martin. Dabei fiel ihm gar nicht auf, dass der ja gar nicht im Rollstuhl saß.
       Martin ging mit hoch erhobenem Haupt auf den Eindringling zu. "Ich muss Sie bitten, das Grundstück von Frau Strömer zu verlassen."
       Der Mann lachte. "Ich bin Herr Strömer, und das Grundstück gehört meiner Frau. Ich bin gekommen, meinen Sohn zu einer kleinen Fahrt abzuholen. Und Ihnen bin ich keine Rechenschaft schuldig, also gehen Sie mir aus dem Weg."
      "Das werde ich nicht tun. Sie verlassen jetzt das Grund-stück, sonst hole ich die Polizei. Lauf weg, Tim, ich werde mich mit deinem Vater unterhalten. Er muss einsehen, dass er euch in Ruhe lassen muss."
        "Müssen muss ich gar nichts", spöttelte der Mann. "Gehen Sie mal lieber wieder zurück, dorthin, woher Sie gekommen sind, ehe ich Sie zu Tierfutter verarbeite." Thorsten Strömer krempelte seine Ärmel hoch und kam drohend auf Martin zu. "Was willst du noch, Kleiner?"
       Martin überlegte einen Moment, was er tun sollte. So hatte er gegen den Mann keine Chance. Also holte er mit seinem Stock aus und schlug dem Angreifer im letzten Moment gegen den Arm, dass dieser vor Schmerz aufschrie. Für einen Augenblick schien Thorsten alles vergessen zu haben, denn er hielt sich jammernd den schmerzenden Arm.
       "Sind Sie verrückt geworden? Sie können doch nicht einfach einen wildfremden Mann schlagen. Ich habe Ihnen nichts getan."
       "Sie wollen Tim mitnehmen und das ist nicht in Ordnung. Ich kenne den Gerichtsbeschluss."
       "Quatsch, woher sollten Sie..."
      "Was ist denn hier los?" Melanie und Stefanie hatten eben das Grundstück betreten. Mit einem Blick übersahen sie die Situation. Melanie stand da wie erstarrt. Sie war unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen. Ihre Hand tastete ängstlich nach der von Martin.
       Stefanie stellte sich schützend vor Tim. "Gehen Sie", sagte sie freundlich, aber bestimmt. "Sie haben hier nichts zu suchen. Kommen Sie mit jemandem vom Jugendamt wieder, dann ist das in Ordnung."
       "Was geht das Sie an?"
       "Ich bin Melanies Freundin. Ich werde ihr beistehen, wenn sie mich braucht. Bitte, gehen Sie jetzt."
       "Klar werde ich gehen", antwortete Thorsten und grinste hämisch. "Aber nur in Begleitung meines Sohnes. Komm zu mir, Tim, sonst..."
       "... sonst?" Jetzt mischte sich Martin wieder ein. "Gehen Sie."
      

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