Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
Wütend stieß der Eindringling gegen Martins Brust. Der taumelte und stürzte zu Boden. Dann packte er Tim und zog den sich verzweifelt wehrenden Jungen mit sich. "Das werden wir doch sehen, wer hier Recht bekommt", schimpfte er vor sich hin.
Im ersten Moment war Melanie starr vor Schreck. Stefanie war ins Haus gerannt, um die Polizei zu verständigen. Aber sie wusste, dass alles zu spät war. Bis Hilfe kam, war der Mann längst mit seinem Sohn über alle Berge.
Martin lag auf dem Boden und verzweifelte fast. Wie sollte er nur aufstehen ohne sich an etwas hochziehen zu können? Das hatte er noch nie versucht. Jetzt musste er es tun, denn Tim war in Not.
Der Mann drehte sich auf die Seite, dann winkelte er beide Beine an und rollte sich nach vorne auf die Knie. Das hatte er bald geschafft. Schließlich richtete er seinen Oberkörper auf, stützte sich auf seinen Stock und dann – stand er. Er konnte sein Glück selbst kaum fassen.
Jetzt aber musste er handeln. So schnell er konnte rannte er Thorsten Strömer und Tim hinterher. "Tim bleibt hier, und wenn Sie mich noch einmal zusammen schlagen. Seien Sie vor-sichtig, ich werde Sie bei der Polizei anzeigen." Er packte Tims Hand, die der Junge ihn hilfesuchend entgegenstreckte.
In dem Moment drehte sich der Mann um und hob die Hand, wollte Martin schlagen. Der jedoch reagierte schneller. Er hob seinen Stock und ließ ihn mit aller Kraft auf dein An-greifer niedersausen. "So, das ist für all die Gemeinheiten, die Sie Ihrer Familie angetan haben. Sie sollen büßen, büßen, büßen." Und bei jedem Wort schlug er erneut auf den Mann ein, der kaum mehr die Prügel abwehren konnte.
"Sind Sie wahnsinnig geworden? Ich werde eine Anzeige ge-gen Sie schalten, darauf können Sie Gift nehmen." Sein Ge-sicht war dunkelrot vor Zorn. "Verschwinden Sie, ehe ich Ihnen alle Knochen breche."
"Nein, Sie verschwinden, Herr Strömer. Meine Tochter hat bereits die Polizei verständigt. Ich denke, die werden gleich hier sein." Wieder hob Martin drohend seinen Stock.
Thorsten zögerte noch einen Moment, dann drehte er sich um und tappte wie ein Tanzbär davon. Der große, schwere Mann gab auf.
Martin drehte sich zu den anderen um, als er Thorsten nicht mehr sehen konnte. Melandie hatte Tim im Arm und Stefanie stand neben ihr, starrte ihren Vater an wie ein Gespenst. In ihrem Gesicht stand Überraschung und gleichzeitig Entsetzen geschrieben. "Du ... kannst laufen, Vater?", fragte sie unnötigerweise.
Der Mann trat näher. Er wagte kaum Stefanie anzuschauen. "Ich habe geübt, wie du es von mir wolltest, aber so lange ich keine sichtbaren Erfolge erzielt hatte, wollte ich es dir nicht sagen", antwortete er leise. "Bitte Steffi, glaub mir, es sollte eine Überraschung sein."
"Wie lange weißt du das schon?"
"Ungefähr einen Monat", antwortete der Mann. "Ich konnte es nicht dem Doktor sagen, weil ich es allein schaffen woll-te, ohne Therapie und vor allem ohne Klinikaufenthalt. Ich hab es geschafft und ich bitte dich, Steffi, verzeih mir, dass ich geschwiegen habe."
Die junge Frau antwortete nicht. Sie war unendlich er-leichtert, dass das Versteckspielen endlich ein Ende hatte. "Ich wusste es schon länger", gestand sie mit rauer Stimme. "Einmal kam ich vom Einkaufen zurück, und da sah ich durch das Milchglas in der Badezimmertür, dass du am Waschbecken gestanden und dich gewaschen hast."
Martin atmete erleichtert auf. "Ach Steffi, jetzt wird alles wieder gut", sagte er, dann umarmte er seine Tochter innig. "Ich werde Karin nie vergessen, aber mein Leben geht weiter. Ich... liebe Melanie, und ich würde sie gern heira-ten, wenn sie mich auch will. Jetzt bin ich ja kein Krüppel mehr", fügte er mit unsicherem Lächeln hinzu.
Melanie ließ ihren Sohn los, dann trat sie zu Martin. "Ist das wahr?", fragte sie und schaute voll inniger Liebe zu ihm auf.
"Ja, das ist wahr", antwortete Martin einfach. Fest stand er da und musste sich nicht einmal mehr auf seinen Stock stützen. Beide Frauen hatten ihn umarmt, und Tim hielt seine Hand so fest, als wollte er sie nie wieder los lassen.
* * *
Michael Horbach fiel es nicht gerade leicht, den Schreib-tisch von seinen persönlichen Habseligkeiten zu befreien. Eben war Kollege Authenried gegangen, denn er hatte noch ei-nige dringende Dinge zu besorgen. Der letzte Patient war ebenfalls schon
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