Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
gegangen, also gab es nichts mehr, das ihn hier hielt. Sogar Simone war heute früher aufgebrochen, weil sie noch einen Zahnarzttermin hatte. Die große Abschiedsfeier war ohnehin erst für den nächsten Nachmittag geplant, wenn alle Kollegen ihre Freizeit hatten.
"Störe ich?"
Michael durchzuckte ein süßer Schmerz. Er schaute auf und sah all seine Hoffnungen erfüllt. "Stefanie, du?"
Die Besucherin nickte. "Ich wollte nur bei dir sein an deinem letzten Arbeitstag. Sicher bist du traurig, dass es vorbei ist. Das könnte ich mir jedenfalls sehr gut vorstel-len. Die Arbeit und vor allem das Klima hier in diesem Haus ist sehr angenehm."
"Warum bist du gekommen, Stefanie? Wir hatten uns doch vor zwei Tagen verabschiedet."
Stefanie zuckte zusammen. Hastig drehte sie sich um, doch an der Tür blieb sie noch einmal stehen. "Ich weiß, ich hab gesagt, dass wir nicht darüber reden sollten. Inzwischen aber hat sich etwas verändert. Mein Vater... er kann wieder laufen und er wird heiraten. Er hat eine Frau gefunden, die er liebt und mit der er leben will." Sie öffnete die Tür und wollte gerade das Sprechzimmer verlassen.
Michael sprang auf und war mit wenigen großen Schritten bei Stefanie. "Was hast du da gesagt?", fragte er ungläubig. "Heißt das, dass du frei bist?"
Sie nickte, ohne ihn dabei anzusehen. "Ja, ich kann tun und lassen, was ich will. Jetzt bin ich siebenundzwanzig Jahre alt, und zum ersten Mal seit vielen Jahren kann ich mein Leben wieder selbst bestimmen. Das wollte ich dir nur noch sagen, ehe du fährst."
"Ich dachte, ich hätte dich verloren, noch ehe ich dich für mich gewonnen habe", sagte der Arzt leise. Er legte seine Hände an Stefanies Schultern und drehte sie sanft zu sich herum. "Stefanie, willst du mich heiraten?", fragte er mit weicher Stimme. "Ich liebe dich von ganzem Herzen und ich kann mir für mein Leben nichts Schöneres vorstellen, als mit dir alles zu teilen, was das Schicksal für mich vorgesehen hat."
"Ach Michael, ich dachte gestern noch, ich hätte dich für alle Zeit verloren. In meinem Innern wusste ich, dass Vater wieder laufen kann und dass er bald auch für sich selbst hätte sorgen können. Dennoch hätte ich es nicht übers Herz gebracht, ihn allein zu lassen. Jetzt aber..."
"... hat er sich verliebt, und für dich ist der Weg in ein neues Leben frei geworden. Ich bin so glücklich, Stefanie. Meine Stefanie ist zu mir gekommen", jubelte Michael. Dann zog er die Frau seines Herzens sanft an sich und küsste sie.
Stefanie schloss die Augen. Sie spürte seine Lippen sanft und leidenschaftlich, und dabei erfüllte sie ein Glücksge-fühl, das sie noch nie zuvor in dieser Intensität empfunden hatte.
"Ja, ich bin zu dir gekommen", antwortete sie zwischen zwei Küssen, "und ich werde immer hier bleiben, solange du mich haben willst."
"Immer und ewig", antwortete Martin feierlich.
* * *
Der erste Tag nach seinem Urlaub war vorbei. Dr. Werner Authenried packte seufzend seine Tasche, schaute sich noch einmal prüfend in seinem Sprechzimmer um, dann verließ er eilig die Praxis. Im Aufzug begegnete ihm Professor Doktor Baum, dem das Ärztehaus gehörte. Er grüßte freundlich, der ältere Herr grüßte mindestens ebenso freundlich zurück. "Ha-ben Sie sich in Ihrem Urlaub gut erholt?"
Werner Authenried zuckte zusammen. "Ich... ja, eigentlich schon", stammelte er. Der Professor hatte so eine autoritäre Ausstrahlung, dass sogar er noch immer das Gefühl hatte, in seiner Gegenwart ein kleiner, dummer Junge zu sein. "Aber ich bin auch wieder gern an meinem Arbeitsplatz."
Professor Baum nickte lächelnd. "Wenn Sie mögen, dann kommen Sie doch mal sonntags mit Ihrem Söhnchen zu mir zu Besuch", schlug er vor. "Ich hab den Kleinen schon lange nicht mehr gesehen."
"Das werde ich sehr gern tun. Danke für die Einladung." Der Lift war im Erdgeschoss angekommen. Die beiden Männer trennten sich, denn Werner Authenried musste noch tiefer hinunter zum Parkdeck, wo sein Wagen stand. Wenig später fuhr er mit aufgeblendeten Scheinwerfern ins Freie.
Die Strasse, die Auenfelde in zwei Hälften teilte, hatte er bald hinter sich gebracht. Hier draußen, am Stadtrand, lebte er mit seinem Söhnchen Benjamin und Frau Krämer, seiner Haushälterin, die schon seit einigen Jahren bei ihm arbeitete. Sie hatte alles mitbekommen, die ganze
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