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Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Titel: Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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auf die kühle Stirn gegeben hatte, eilig das Schlafzimmer. "Wenn du etwas brauchst, dann läute bitte." Noch ehe er antworten konnte, hatte sie bereits die Türe geschlossen.
       Mit einem leisen Seufzer lehnte sich die junge Frau an die Wand und schloss die Augen. Wie sollte das alles nur weitergehen? Stefanie wischte die Tränen ab, die ihr unablässig über die Wangen liefen. Sie war eine bildhübsche Frau, das Ebenbild ihrer viel zu früh verstorbenen Mutter. Warum nur hatte sie den Eltern damals nicht von dieser Fahrt abgeraten? Sie hatte von Anfang an Angst gehabt, dass etwas passieren könnte.
       Stefanies Atem ging schwer. Wieder standen die Bilder vor ihrem geistigen Auge, wie damals die Polizei an ihrem Arbeitsplatz erschienen war, um sie darüber zu informieren, dass ein Geisterfahrer in das Auto ihres Vaters hinein gebrettert war. Zwei Tage hatte die Mutter noch gelebt, und eine Weile hatte es sogar so ausgesehen, als würde sie den Kampf gegen den Tod gewinnen. Eine plötzlich aufgetretene, zu spät erkannte Sepsis hatte jedoch all diese Hoffnungen innerhalb weniger Stunden zunichte gemacht.
       Martin Guske hatte von dem ganzen Unglück zunächst nicht viel mitbekommen. Seine Verletzungen waren ebenfalls sehr schwer gewesen. Wochenlang dämmerte er im Wachkoma dahin, und als er endlich die grausame Wahrheit erfahren musste, war er wie erstarrt vor Schmerz. Seine zunächst guten Fortschritte begannen, sich zurück zu entwickeln. Die Ärzte standen vor einem Rätsel. Martin Guske konnte mit einem Mal seine Beine nicht mehr gebrauchen.
       Stefanie füllte plötzlich Angst vor der Zukunft in sich aufsteigen. Wie sollte es weitergehen? Der Vater war neunundfünfzig Jahre alt, und bis auf seine Lähmung befand er sich in einem ausgezeichneten Gesundheitszustand. Also konnte sich die junge Frau drauf einrichten, dass es für sie eines Tages zu spät für eine eigene Familie sein würde.
       Der Gedanke daran, den Rest Ihres Lebens als einsame, verbitterte Frau, abgestellt als Krankenschwester ihres ständig nörgelnden Vaters, verbringen zu müssen, löste ein Gefühl der Panik in ihr aus. Sie fühlte sich wie ein gefangenes Tier im Zoo. Nirgends gab es eine Möglichkeit, diesem Gefängnis zu entrinnen. Der Eindruck, langsam aber sicher verrückt zu werden, breitete sich in ihr aus wie die langen Arme eines Polypen.
       "Ich kann das nicht", stöhnte sie verzweifelt und zog hastig ihre Strickjacke aus, weil ihr der Angstschweiß in Bächen über den Rücken lief. In wilder Panik rannte sie die Treppe hinunter und verließ eilig das Haus. Dabei vergaß sie sogar, die Haustür leise zu schließen. Mit einem lauten Krach rumpelte sie ins Schloss.
       Erst als Stefanie draußen auf der Straße stand, kam sie wieder ein wenig zu sich. Schwer atmend blieb sie stehen und drehte sich um. Alle Fenster des Hauses waren dunkel, so dunkel wie die Gemüter der Menschen, die darinnen wohnten. Plötzlich jedoch glaubte sie, eine Bewegung an einem der Fenster gesehen zu haben. Es war das Fenster des Zimmers ihres Vaters. Jemand hatte die Gardine ein Stückchen zurückgezogen und sie dann gleich wieder losgelassen.
       "Unsinn", schalt Stefanie sich selbst. "Vater kann das nicht gewesen sein. Du fängst langsam an zu spinnen, meine Liebe. So kann das mit dir nicht weitergehen. Du hast auch ein Recht auf dein eigenes Leben. Nicht einmal dein Vater darf es dir nehmen." Seltsam gestärkt ging Stefanie langsam die Straße entlang, die durch die vornehme Wohnsiedlung etwas außerhalb von Auenfelde führte.
       Es war bereits stockdunkel. Rechts und links der Straße standen in gleichmäßigen Abständen Straßenlaternen, die ein mattes, fast weißes Licht spendeten. Immer wieder blieb sie stehen und schaute zu den schönen Häusern, deren Fenster fast ausnahmslos hell erleuchtet waren. Hier wohnte das Glück, davon war Stefanie in diesem Moment fest überzeugt. Doch tief in ihrem Herz wusste sie, dass dieser Gedanke nur ein schöner Traum war. Hinter jedem Fenster wohnten Glück und Leid, meist nicht gleichzeitig sondern abwechselnd. Das gehörte zum Leben. Nur – wenn irgendwann das Leid die Oberhand gewann, dann wurde Leben nicht mehr lebenswert. Und genau an diesem Punkt war Stefanie jetzt angelangt.
     
                             * * *
       Die vergangene Woche war angefüllt mit vielen neuen Ein-drücken. Dr. Michael Horbach war zufrieden mit dem, was er geleistet hatte. Immerhin

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