Vertrau mir! - Thriller
worden - er hörte in der Ferne die aufgeregte Stimme des Stadionsprechers. Das Team der Zielschule hatte gewonnen. Der Neonazi rieb sich über die schwarze Tätowierung auf seinem Hals, das stilisierte Hakenkreuz, er biss die Zähne zusammen und dachte: An den Spielausgang wird sich niemand erinnern. Als die Menschenmenge zum Parkplatz herausströmte - Fahnen schwenkend, lachende Mädchen Arm in Arm mit Jungen -, drückte er den ersten Knopf.
Der Kofferraum des Wagens, den er mitten auf dem Parkplatz abgestellt hatte, sprang auf.
Er sah ein weißes Mädchen, untergehakt bei einem Jungen, der mexikanisch aussah; sie blickte zu dem aufspringenden
Kofferraum hinüber. Der Neonazi biss die Zähne zusammen. In zwei Generationen würden die Rassen hoffnungslos vermischt sein, dachte er, wenn die Leute nicht endlich einsahen, dass sie nicht einfach tun konnten, was sie wollten.
Er wartete, bis noch mehr Leute auf dem Parkplatz waren, aber nicht so lange, dass zu viele in ihre schützenden Autos einsteigen konnten.
Dann drückte er den zweiten Knopf.
Die Bombe war nicht groß; sie war vor einem Monat von Snow zusammengebaut worden. Der Neonazi, der sie letzte Woche bei ihr abgeholt hatte, hatte ihr Werk durch jede Menge Nägel und Schrauben ergänzt.
Ein Blitz brannte in seinen Augen. Schreie und eine ferne Hitze und, so stellte er sich vor, das Pfeifen von Tausenden fliegenden Klingen, die sich durch Fleisch und Knochen schnitten. Und er hörte die Schreie - viel schlimmer noch als erwartet. Ein Gruß aus der Hölle.
Er stieg in seinen Wagen ein und fuhr weg, aber nur auf kleineren Nebenstraßen. Bald schon würde hier ein riesiges Verkehrschaos herrschen. Er fuhr Richtung Süden und wählte eine Telefonnummer. »Meine Arbeit ist erfolgreich erledigt«, meldete er. »Ich bin bei Hellfire dabei.«
Henry Shawcross - wenngleich der Neonazi ihn nicht unter diesem Namen kannte - sagte: »Der Plan wird geändert.«
»Ist Hellfire gestrichen?«
»Nein. Schau auf dem folgenden E-Mail-Account nach.« Henry gab ihm Namen und Passwort. »Die Nachricht enthält den Namen einer Stadt. Fahr dorthin und warte auf weitere Anweisungen.«
»Wann krieg ich mein Geld?«
»Folge deinen Anweisungen.« Er legte auf.
Der Neonazi biss sich auf die Lippe. Nicht einmal ein
Wort der Anerkennung? Sein Kontaktmann klang, als hätte er den Mut für diesen Kampf verloren. Dem Neonazi gefiel gar nicht, was er da gehört hatte, aber was sollte er machen? Sich beklagen? Die Mission kam an erster Stelle, das hatte man ihm immer wieder gesagt, seit er sich mit dem Mann mit der Brille und dem grauen Anzug in dem Café getroffen hatte. Er hatte so viele Jahre lang einfach nur fruchtlos über die verdammten Juden (und verschiedene andere Gruppen) geschimpft, die Amerika ausraubten, dass es guttat, als endlich jemand sein einzigartiges Potenzial erkannte. Und nachdem die erste Welle von Anschlägen fast abgeschlossen war, konnten sie jetzt darangehen, dieser verhassten Welt einen wirklich schweren Schlag zu versetzen. Er fuhr noch eine Weile - er wollte genügend Abstand zu der Schule gewinnen - und hielt schließlich nach fünfzehn Kilometern bei einem Vorortcafé mit freiem Internetzugang an. Er schaltete seinen Laptop ein und sah auf dem Account nach.
Die einzige Nachricht, die er vorfand, bestand aus einem Wort: CHICAGO.
Er sah auf den Nachrichten-Webseiten nach. Der Bombenanschlag war natürlich das Thema Nummer eins. Er lächelte und lachte schließlich ganz leise, mit einem heißen Kribbeln auf der Haut. Es fühlte sich gut an, im Namen der Gerechtigkeit die Faust zu ballen und hart zuzuschlagen. Und Hellfire würde noch viel mehr sein als nur ein gewöhnlicher Fausthieb. Er zitterte vor Aufregung. Mit dem Geld, das man ihm versprochen hatte, konnte er neue Leute rekrutieren. Und automatische Waffen kaufen. Außerdem besseres Material für die Bomben, besseren Sprengstoff, und von allem viel mehr als bisher. Er konnte Operationen durchführen, die sich über den gesamten mittleren Westen zogen.
Er würde zu denen gehören, die die Welt neu gestalteten.
Er verspürte den Drang, auf die Webseiten der Night Road zu gehen - aber nein. Nicht jetzt. Nicht hier. Es waren ein paar Gäste da, die bei ihrem Kaffee saßen. Und die Frau an der Theke - sie sah jüdisch aus - schien dauernd auf seine Tätowierung am Hals zu blicken. Was begaffte sie ihn so, verdammt.
Er setzte sich wieder in seinen Wagen und fuhr nordwärts Richtung Chicago; die
Weitere Kostenlose Bücher