Vertrau mir! - Thriller
vier Etagen, und Luke eilte durch die Reihen und drückte ständig die Fernbedienung, bis er von einem eher unauffälligen Ford einen Piepton hörte. Er öffnete den Kofferraum und fand eine Aktentasche und eine gepackte Reisetasche. Er nahm die Aktentasche und stellte sie nach vorne auf den Beifahrersitz. Das Auto roch noch neu; es hatte erst knapp über hundert Kilometer auf dem Tacho. Luke durchsuchte das Handschuhfach. Das Auto war an einen gewissen James Morgan verkauft worden.
Der Charterpilot Frankie Wu hatte davon gesprochen, dass sie nach Paris weiterfliegen würden. Es musste einen Grund haben, dass für Eric in New York ein Zwischenstopp geplant gewesen war - vielleicht hätte er sich mit Drummond treffen und einen Deal schließen sollen, bevor es nach Paris ging.
Aber warum nach Paris? Zu einem letzten Treffen? Drummond hatte gesagt, dass sich die Leute, die ihr Gespräch beobachteten, in Europa befanden.
Er ordnete sich in den Verkehr ein und entfernte sich von dem Chaos rund um Drummonds Haus. Im Rückspiegel hielt er nach Mouser Ausschau. Er musste immer wieder daran
denken, dass er Snow erschossen hatte. Ob es absichtlich passiert war oder nicht, spielte keine Rolle. Er hatte sie getötet. Er hatte ein Menschenleben beendet, obwohl sie ihr Schicksal mit ihren Taten selbst herbeigeführt hatte.
An einer roten Ampel öffnete er die Aktentasche: zwei kanadische Pässe, einer für Drummond, der andere für ihn. Der eine lautete auf den Namen James Morgan, der andere auf Tom Morgan. Das Foto war eine abgeänderte Version seines Fotos aus dem Führerschein. Beide Exemplare hatten Einreisestempel von den USA und den Bahamas. Für ihn sahen die Pässe sehr echt aus. Er zählte das Bargeld - es waren an die zweitausend Dollar. Er fand Kreditkarten auf den Namen Tom Morgan. Drummonds Versprechen, ihn zu verstecken, war also ehrlich gemeint. Außerdem lagen in der Tasche zwei Tickets für den heutigen Nachtflug nach Paris, auf dieselben falschen Namen ausgestellt. Zwei Plätze nebeneinander.
Der Wagen hatte GPS, und Luke gab bei der nächsten roten Ampel den Flughafen JFK als Fahrziel ein.
Aubrey lag auf dem Klappbett und hörte den narbengesichtigen Franzosen zu seinem Chef sagen: »Wir haben ein Signal von Drummonds Wagen.«
»Er hat es also geschafft?«, fragte der Chef. Das Satellitenbild von der Straße hatte vermuten lassen, dass Drummond möglicherweise getroffen worden war.
Der Franzose schwieg eine Weile. »Ich frage mich, wo sie hinfahren«, sagte er schließlich.
»Verfolge den Wagen weiter. Und finde heraus, wo Henry Shawcross steckt. Ich will wissen, ob er in einem Flugzeug sitzt oder in einem Zug, egal wo.«
»Schicken wir trotzdem ein Team hin?«
Aubrey schloss die Augen und tat so, als würde sie schlafen.
Wenn die zwei dachten, sie sei wieder eingenickt, würden sie vielleicht etwas lauter sprechen, sodass man sie bei dem Dröhnen des Flugzeugs besser verstand.
»Nein. Die Überlebenden müssen sich selbst helfen«, antwortete der Chef, und sie hörte die Bitterkeit in seiner Stimme. »Manchmal muss man Leute zurücklassen.«
»Wir könnten einfach im Auto anrufen«, schlug der Franzose vor. »Wenn Luke allein ist, hat er wahrscheinlich eine Todesangst.«
»Wir sollten tatsächlich das Vertrauen des jungen Mr. Dantry gewinnen«, antwortete der Chef. »Ja, rede mit ihm.«
Aubrey spürte einen Schatten über sich. Sie öffnete die Augen. Der Chef sah mit einem Stirnrunzeln auf seinem harten Gesicht auf sie herunter. »Wie macht Luke das?«
»Was?«
»Dass er sich so schlau verhält. Dass er uns gefunden hat. Dass er es schafft, diesen Leuten zu entwischen. Hat Shawcross ihn ausgebildet?«
»Ausgebildet? Er hat Psychologie studiert, sonst nichts, und ihr habt ihm eine Heidenangst eingejagt. Ein kluger Mensch, der Angst hat, kann eben gefährlich sein.«
»Sagen Sie mir lieber die Wahrheit, Aubrey.«
»Das tu ich.« Sie leckte sich über die trockenen Lippen. »Er und ich, wir wollen nur aus der Sache raus, wir wollen unser altes Leben zurück. Bitte.«
Der Mann beugte sich zu ihr hinunter. »Ihr könnt nach Hause gehen, wenn ihr uns helft. Diese fünfzig Millionen, die Luke gegenüber Drummond erwähnt hat: Wo sind die?«
»Ich weiß es nicht. Ich will nichts zu tun haben mit diesem Geld. Ich will nur nach Hause.«
»Nach Hause«, sagte der Chef. »Ich hoffe, das ist noch möglich.«
45
Henry wollte dabei sein, wenn sie Luke erwischten - oder wenigstens in dem Van
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