Vertrau mir! - Thriller
das schwache Leuchten eines Geldautomaten zu sehen war.
»Schneid ihm den Weg ab, lass ihn nicht entkommen«, sagte Eric.
Luke lenkte den BMW zwischen den Penner und das Gebäude und stieg auf die Bremse. Der Wagen stand so, dass die Beifahrerseite näher bei dem Alten war. Der Mann blieb abrupt stehen, dann machte er kehrt und lief in die andere Richtung.
Die Pistole verschwand von Lukes Rippen.
»Nein!«, rief er, doch Eric beugte sich bereits aus dem Fenster und drückte ab. Es knallte dreimal. Der Obdachlose stürzte und lag verkrümmt am Boden. Aus seinem Hinterkopf quoll Blut hervor.
Luke stürzte sich auf Erics Arm, auf die Waffe; er nahm den Fuß von der Bremse, und der BMW rollte mit einem Ruck am Geldautomaten vorbei. Eric hieb mit dem Ellbogen nach hinten, und Lukes Kopf knallte gegen das Fahrerfenster. Ein jäher Schmerz durchzuckte seine Nase und sein Gesicht. Die noch warme Pistole drückte sich an seinen Hals.
Eric hielt mit der anderen Hand sein Mobiltelefon hoch und knipste ein Foto von dem toten Mann. Er klappte das Handy zu und drückte die Pistole noch fester gegen Lukes Hals.
»Oh Gott, du hast ihn erschossen«, flüsterte Luke.
»Fahr los!«
Luke fuhr mit zitternden Händen, sein ganzer Körper war wie betäubt von dem Schock. Er lenkte den Wagen auf die Straße zurück. Die Pistole lag warm an seiner Haut. Großer Gott. Er hatte gerade einen Mord miterlebt. Angst schnürte ihm die Brust zu. Er wusste nicht genau, was er empfand - er wusste nur, dass er nicht sterben wollte.
»Und jetzt auf den Highway.« Erics Stimme brach. »Schnell.«
»W-welchen?« Als ob das noch wichtig wäre, dachte Luke. Eric hatte gerade einen Menschen ermordet, und Luke wusste, dass er der Nächste war.
»Fahr einfach auf einen Highway, weg von hier.« Eric klappte sein Mobiltelefon auf, und seine Hand zitterte, als er die Tasten mit dem Daumen drückte. Er stieß ein hartes, nervöses Lachen aus und hob das Handy ans Ohr.
»Es ist erledigt. Er ist tot. Ich habe Ihnen gerade den Beweis geschickt. Jetzt sagen Sie mir, wo sie steckt.«
Luke spürte Erics starren Blick auf seiner Haut. Er fuhr wie ein Roboter; er versuchte sich auf das Fahren zu konzentrieren. Wo sie steckt.
Eric klappte das Telefon zu. »Fahr auf den Highway 59, Richtung Nordosten.«
»Soll ich dich zum Nächsten fahren, den du umbringen willst?«
»Nein. Jetzt werden wir ein Leben retten.« Und wie ein alter Freund kehrte die Pistole an Lukes Rippen zurück.
5
Sie waren schon ein gutes Stück von der Stadt weg, weg von den Lichtern, von den Vororten und kleineren Ortschaften, in einer Gegend mit weiten Nadelwäldern. Luke musste dringend auf die Toilette, und der Hunger drückte ihm den Magen zusammen. Die Tankanzeige näherte sich dem roten Bereich.
»Wir müssen tanken«, sagte er.
»Du hältst an, wenn ich es dir sage.«
Zwei Minuten später kamen sie auf eine schmale Landstraße ohne jeden Verkehr. Die Kiefern zu beiden Seiten standen wie Wächter in der Landschaft.
»Fahr ein Stück die Straße hinunter«, befahl Eric.
Jetzt bringt er mich um. Aus irgendeinem Grund war ich ihm bisher nützlich, aber jetzt will er mich beseitigen. Die Angst stieg ihm in die Kehle.
»Stopp.«
Luke hielt an.
Eric zog den Zündschlüssel ab. »Steig aus. Langsam.«
Die letzten Bewegungen, die seine Muskeln ausführen würden. Luke gehorchte. Er hatte jetzt mehrere Stunden hinter dem Lenkrad gesessen, unbeweglich in seiner Angst. Die Nacht war still, die Sterne waren stumme Zeugen.
»Musst du pinkeln?«
»Ja.« Sollte das eine letzte Gefälligkeit sein? Was machte es noch aus?
»Geh auf die andere Seite des Wagens.« Er drückte Luke die Pistole zwischen die Schulterblätter.
Luke erleichterte sich. Als er fertig war, lenkte Eric ihn zum Kofferraum. Er öffnete den Deckel mit der Fernbedienung.
»Ich gebe dir eine Pause vom Fahren. Aber wenn ich auch nur einen Mucks aus dem Kofferraum höre, lege ich dich um. So viel Spaß wir auch zusammen hatten, ich werd mir einfach vorstellen, dass du der Typ bist, den ich erschossen hab - und peng.« Das Zittern war aus Erics Stimme verschwunden. Er hatte vorhin gesagt, dass es einen veränderte, wenn man einmal das Gesetz brach, und jetzt hatte er das oberste Gesetz des Menschen gebrochen. Er hatte ein Menschenleben ausgelöscht.
»Ich weiß.« Zitternd kletterte Luke in den Kofferraum. Der Deckel wurde zugeknallt. Dunkelheit. Der Motor sprang an. Die Reifen zischten leise auf dem Schotter, und
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