Vertrau mir
natürlich darf der Duftspender nicht fehlen, um unangenehme Düfte zu überdecken.
Heutzutage hat fast jeder einen Computer, ob auf der Arbeit oder zu Hause, dessen Ausdünstungen in die Luft er einatmet. Welche Wirkungen haben die auf uns? Na egal. Irgend jemand wird schon dahinterkommen und uns prompt das Gegenmittel dafür präsentieren.«
Anna ließ ihren Blick über die Zuhörer schweifen, las die stumme Frage in ihren Gesichtern: Worauf will die Frau hinaus? Das sollten sie jetzt erfahren. »Jedes dieser chemischen Produkte, das wir erwerben können, wurde, bevor es auf dem Markt kam, auf eventuelle schädliche Nebenwirkungen in umfangreichen Tests untersucht. Tests an Tieren. Millionen von Tieren. Diese Tests haben vielen Versuchstieren Leiden und jedem einzelnen den Tod gebracht. Im typischen Tierversuch, der in Verbindung mit dem Test von Stoffen und Chemikalien durchgeführt wird, wird das Tier – meist Mäuse, Ratten und Hamster – dem zu untersuchenden Stoff in einer festgesetzten Menge ausgesetzt, mit der man rechnet, dass sie giftig für das Tier ist. Danach überwacht man das Tier vierzehn Tage und beobachtet, ob Verhaltensänderungen auftreten. Schäden an der Haut, den Augen oder Schleimhäuten. Einige Tiere erleiden Schmerzen; diese werden normalerweise sofort getötet. Am Schluss des Experimentes werden alle Tiere getötet und ihre Organe untersucht. Wenn die Versuchstiere die erwarteten Zeichen von Vergiftung nicht aufweisen, gibt man einer neuen Gruppe von Tieren eine höhere Dosis. So setzt man fort, bis eine Idee entsteht, wie giftig die Stoffe wohl für Menschen sein könnten. Darüber hinaus werden die Stoffe natürlich auch auf lange Zeit hin getestet, zum Beispiel, ob sie Krebs hervorrufen.« Anna machte eine kleine Pause, schaute erneut in die Gesichter vor ihr und wusste: Ihr war die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Anwesenden zuteil. Jetzt konnte sie ihren Schockangriff starten. »Die junge Dame dort mit den gefärbten Haaren. Wussten Sie, dass für die Zulassung dieser Haarfarbe, genauer gesagt für die Zulassung der in der Farbe enthaltenen Chemikalien, zwischen zwanzig- und vierzigtausend Tiere im Versuch ihr Leben verloren?« Die Frau blickte Anna halb entsetzt, halb verlegen an. »Für ein im Supermarkt erhältliches Haarpflegemittel sterben pro enthaltene Chemikalie 1500 bis 2000 Versuchstiere. Für die Zulassung eines einzigen Zusatzstoffes in Lebensmitteln müssen nach EU-Norm Tierversuche durchgeführt werden, die mindestens 340 Versuchstiere umfassen. Wir sind in unserem Alltag von Tierkadavern umgeben.« Anna machte erneut eine Pause, gab ihren Zuhörern Zeit, sich von den »Neuigkeiten« zu erholen. Einige von denen, die nicht allein gekommen waren, flüsterten miteinander. Hielten sie, was sie hörten, für übertrieben? »Glauben Sie mir. Was ich Ihnen erzähle, stammt aus offiziellen Quellen. Diese Zahlen sind nicht geheim. Aber leider auch nicht weitläufig bekannt. Fakt ist, wir Menschen leben fortgesetzt in einem Sumpf von Chemikalien, der uns krank macht – Allergien, Hautprobleme, Krebs, Herzprobleme . . . Und um diesen Sumpf zu entfliehen, opfern wir Millionen und aber Millionen Tiere in einem unüberschaubaren Kampf gegen chemische Stoffe.«
»Das klingt, als wären wir Barbaren«, warf jemand ein. »So fühle ich mich also wirklich nicht.«
»Nein. Das glaube ich Ihnen gern. Und Sie sind auch nicht der Barbar. Aber Sie sind Nutznießer barbarischer Methoden. Und dagegen sollte Sie sich verwehren.«
»Wie denn?«
»Ganz einfach. Lehnen Sie es ab, Produkte zu benutzen, die unnütz Tierleiden verursachen. Tierschutz ist etwas, in dem jeder aktiv sein kann. Man muss nur vergleichen, hinterfragen und handeln. Es ist so leicht. Leider sind sich viele Menschen dessen nicht bewusst. Schauen Sie einfach bei Ihrem nächsten Einkauf genauer hin. Lesen Sie, welche Chemikalien das Produkt, das Sie kaufen wollen, enthält. Je kürzer die Inhaltsangabe über Chemikalien und Zusatzstoffe, um so weniger Tiere mussten für das Produkt ihr Leben lassen. Kleiner Tipp: Ökologische Lebensmittel kommen mit 38 Zusatzstoffen aus, während für konventionelle Lebensmittel 350 Zusatzstoffe zugelassen sind.«
»Die Produkte sind Teil unserer Lebensqualität, unseres Fortschritts«, meldete sich ein junger Mann zu Wort.
»Sind Haarfärbemittel Fortschritt? Ich bezeichne sie als Luxusartikel. Die noch dazu ungesund für die Kopfhaut sind. Und wie viel Wasch- und
Weitere Kostenlose Bücher