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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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viel. Sie nahmen für ihre Ideen und Ideale Gefängnis in Kauf, riskierten ihre bürgerliche Existenz. Wer konnte ihnen verdenken, dass sie sich gegen Eindringlinge wehrten? Mittlerweile hatte Maike so viel über die autonome Tierschützerszene gehört und recherchiert, dass ihr einige Dinge klar waren. Die Bewegung war ihren Kinderschuhen entwachsen. Von den ersten naiven und schlecht geplanten Aktionen frustrierter Infoständler hatte man sich weit entfernt. Heute glichen die Aktionen generalstabsmäßig geplanten, gut vorbereiteten Manövern, die ihren Teilnehmern ein Höchstmaß an Anonymität und Sicherheit boten. Das war es, was es so schwer machte, an die Leute ranzukommen. Nichts wurde mehr am Telefon besprochen, niemand der Tierschützer hatte verräterisches Material oder gar Pläne zu Aktionen bei sich zu Hause herumliegen. Die Leute waren professionell in ihrer Arbeit. Und zu dieser Arbeit gehörte es auch, Verräter auszusieben und unschädlich zu machen.
    In diesem Moment ging Maike auf, dass sie bei ihrem Plan, sich in die Gruppe zu schleusen, eines nicht bedacht hatte: Wie schleuste sie sich da ohne Schaden wieder heraus? Dieser Gedanke beschäftigte sie eine Weile, weil sie keine andere Lösung fand, als sich nach Abschluss des Falles vorübergehend in eine andere Stadt versetzen zu lassen. Doch was war dagegen einzuwenden? Vielleicht konnte sie die Sache benutzen, einen Auslandseinsatz zu bekommen? Das machte sich sicher gut in ihrer Akte. Hatte sie eben noch leichte Bauchschmerzen wegen eventueller zu erwartender Repressalien, verspürte Maike bei diesem Gedanken fast schon wieder eine Art Hochgefühl.
    »Claudia ahnt etwas. Das liegt doch klar auf der Hand. Sie müssen blind sein, wenn Sie das ignorieren«, warnte Anna Maike eindringlich, nachdem die ihr von dem Gespräch mit Claudia berichtet und eröffnet hatte, sie würde die nächsten Tage die Rolle als Mithelferin auf Annas Tierhof spielen, um ihre Geschichte glaubhaft wirken zu lassen. Sie saßen wieder einmal in Annas Küche.
    »Das dachte ich auch erst. Aber jetzt glaube ich, sie ist nur sehr vorsichtig.«
    »Das sollten Sie auch sein«, sagte Anna mit Nachdruck. »Glauben Sie wirklich, Sie können einfach so dahermarschieren und schon sind Sie Mitglied einer radikalen Tierschützergruppe? Dann stellen Sie noch ein paar clevere Fragen, finden die Entführten, befreien sie und werden als Heldin des Tages gefeiert? So naiv können Sie nicht sein.« Machte die Karrieresucht diese Frau denn völlig blind für die Realität?
    »Sie glauben, ich bin so karrieregeil, dass ich die Gefahr nicht sehe«, erriet Maike Annas Gedanken. »Sie täuschen sich. Doch es gibt nicht viele Alternativen. Ich muss alles auf eine Karte setzen.«
    »Wer sagt das?« fragte Anna trocken. »Ihr Chef? Das kann ich mir kaum vorstellen.« Von der etwas verunsicherten Maike von gestern, die Anna sehr sympathisch fand, war nichts mehr übrig. Sie war zurückmutiert zur sich selbst überschätzenden, ehrgeizigen Kommissarin, die jetzt genervt sagte: »Wer sind Sie? Meine Mutter? Nun machen Sie mal keine künstliche Panik. Ich weiß, was ich tue.«
    » Sie haben mich um Hilfe gebeten«, erinnerte Anna. »Genauer gesagt, regelrecht gezwungen, weil ich mich in der Szene auskenne. Ich sage Ihnen, an der Sache ist etwas faul.«
    »Ich habe es gehört. Danke«, war die lapidare Antwort.
    Anna gab es auf. Was sollte sie gegen diese Ignoranz ausrichten? Sie war es auch leid. Ruckartig stand sie auf. »Machen Sie doch, was Sie wollen.« Damit verließ sie die Küche und ging zu den Tiergehegen. Sie wollte diese unfruchtbare Diskussion vergessen. Am besten auch Maike Roloff. Die war unverbesserlich leichtsinnig. Trotzdem machst du dir Sorgen um sie.
    Ja, das stimmte. Anna gab es sich notgedrungen zu. Aber das half ja nichts. Egal, was sie sagte, Maike Roloff war scheinbar darauf aus, genau das Gegenteil zu tun. Ihr blieb nichts anderes als zu hoffen, dass Claudia keinen Kontakt mehr zu Maike aufnehmen würde, weil die den Braten roch. Sollte Claudia was mit der Entführung zu tun haben, konnte sie – obwohl sie das Spiel sicher reizen würde – das Risiko nicht eingehen, sich eine neugierige Kommissarin auf den Hals zu laden. Damit gefährdete sie schließlich nicht nur sich, sondern auch die Sicherheit der anderen Gruppenmitglieder. Sicherheit war das oberste Gebot in der Szene. Man investierte eine Menge Zeit und Geld darauf, dass die Aktionen schnell und ohne Zwischenfälle

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