Vertrau mir
Was macht ihr so? Die Entführung der Norich-Manager. Habt ihr damit etwas zu tun?« Sie hoffte, Claudia so von ihrer Person abzulenken.
»Du bist doch nicht etwa Journalistin?« fragte Claudia scherzhaft. Ihre leicht zusammengekniffenen Augen signalisierten Maike jedoch, dass ihre Heiterkeit nur gespielt war. Kein Zweifel, sie beobachtete aufmerksam jede ihrer Bewegungen, achtete auf jede Nuance in Maikes Stimme.
»Ich? Nee«, antwortete Maike. Dabei brauchte sie sich keine Mühe geben, ehrlich zu klingen. Es war ja Gott sei Dank die Wahrheit. »Aber der Fall ist groß in der Presse. Man kann ihn kaum übersehen.«
»Ja. Das bringt wieder Fokus auf den Tierschutz. Genau das, was wir brauchen.«
Claudia antwortete so wenig auf Maikes Frage hinsichtlich der Beteiligung an der Entführung wie Maike auf die Frage Claudias, was sie eigentlich mache. Schnell brachte Maike das Thema wieder auf die ursprüngliche Bahn. »Was ist das nun für eine Aktion, von der wir reden?«
Claudia musterte sie eindringlich. Einen Augenblick zweifelte Maike, ob Claudia sie wirklich einweihen würde, was die Gruppe als Nächstes plante. Doch ihre Ängste waren unbegründet.
»Wir wollen jemanden in ein Transportunternehmen einschleusen. Dort ist in Kürze eine Aktion geplant. Um die erfolgreich durchführen zu können, müssen wir die Örtlichkeiten und Abläufe auskundschaften. Bist du interessiert?«
»Dieses Unternehmen führt Versuchstiertransporte durch?« riet Maike.
»Ja.«
Es lag auf der Hand, was Claudia und ihre Gruppe sich ausgedacht hatten. »Der Fuhrpark soll zerstört werden, nehme ich an.«
»Das auch. So gründlich, wie es nur irgend geht. Aber vorher kommt die eigentliche Aktion.« Claudia schaute Maike provokativ an. »Na, immer noch dabei? Oder ist dir die Sache zu schmutzig?«
Maike richtete sich in ihrem Stuhl auf. »Keineswegs«, sagte sie und fragte sich, was wohl der andere Teil des Planes beinhaltete.
»Gut.« Claudia erhob sich. »Dann melde ich mich bei dir, wenn es so weit ist.« Ein erneuter durchdringender Blick traf Maike. »Ach, noch eines: Wenn du Journalistin oder Bulle bist, kriegen wir es früher oder später heraus, und dann wird es sehr unangenehm für dich. Frag Anna. Sie weiß, wie wir mit Verrätern umgehen.«
Maike wurde heiß. Warum sagte Claudia das?
Die fuhr ruhig fort: »Wir wissen, es versuchen immer wieder welche, sich in unsere Gruppen zu schleusen. Die einen tun es für eine gute Story, die anderen für das, was sie Recht nennen. Ich sage das nur zur Sicherheit. Zu jedem der neu mitmacht. Dann kann hinterher niemand behaupten, er war nicht gewarnt.«
Claudia ging. Maike blickte ihr mit einem unguten Gefühl nach. Wusste Claudia, wer sie war, ahnte sie es, oder war ihre Warnung wirklich rein prophylaktisch?
Maike fuhr ins Büro und berichtete den Kollegen von ihren Fortschritten.
»Es ist Ihnen also wirklich gelungen, den Kontakt herzustellen«, sagte Wallbach. »Sehr gut. Wirklich, ich bin überrascht. Das hätte ich nicht erwartet. Diese Claudia, was wissen Sie über die?«
Maike nahm sich eine winzige Sekunde, ihren Triumph innerlich zu genießen. Dann konzentrierte sie sich sofort wieder.
»Claudia Schrader, ein Jahr wegen wiederholtem Hausfriedensbruch abgesessen, auch wegen Brandstiftung angeklagt, aber da nur zu einer Bewährung verurteilt. Sie ist Anna Ravensburg zufolge eine Radikale der härtesten Sorte. Durchaus möglich, dass sie etwas mit der Entführung zu tun hat«, fasste Maike Annas Erzählung und ihren Eindruck zusammen. »Die Frau ist absolut misstrauisch, und es wird sehr schwer sein, näher an sie ranzukommen.«
Wallbach kratzte sich am Kopf. »Dann ist es vielleicht Zeitverschwendung, dass Sie sich so intensiv mit ihr beschäftigen. Andererseits haben wir nicht sehr viele Alternativen.«
»Lassen Sie uns Frau Schrader überwachen«, schlug Grewe vor.
»Ja«, sagte Wallbach nickend. »Das müssen wir wohl tun, wenn wir weiterkommen wollen. Binder und Sie übernehmen das. Aber Vorsicht. Wenn sie Sie bemerkt, sind wir angemeiert. Dann zählt sie eins und eins zusammen und unsere hübsche Kollegin bekommt eine Menge Schwierigkeiten.« Wallbach sagte das in einem lockeren Ton. Maike wusste nicht, ob ihm klar war, wie recht er hatte. Claudias Warnung klang noch deutlich in ihren Ohren. Und sie nahm sie nicht auf die leichte Schulter. Nicht zuletzt eingedenk der Warnungen von Anna Ravensburg. Für Leute wie Claudia Schrader und ihre Gruppe ging es um sehr
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