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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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sie Anna um das Du?
    »Ich weiß, wir werden keine dicken Freundinnen, aber wir könnten ja wenigstens das Kriegsbeil begraben«, erläuterte sie ihren Vorschlag.
    »Was für ein Angebot.« Immer noch Zurückhaltung in Annas Stimme.
    »Ja. Das ist ein Angebot , kein Zwang«, betonte Maike. »Ein Vorschlag, der uns das Leben leichter machen kann.«
    »Leichter? Inwiefern? Ach so, es streitet sich leichter in der Du-Form.« Die Ironie in Annas Stimme war nicht zu überhören. Hast du erwartet, sie würde dir vor lauter Rührung um den Hals fallen? Maike bereute ihr Friedensangebot bereits.
    »Unter anderem«, erwiderte sie bissig. »Und keine Angst. Ich bestehe auch nicht auf den Freundschaftskuss.«
    »Na, wenn das kein Argument ist, das überzeugt. Und was, wenn ich darauf bestehe?« Anna lachte herzhaft. Wirklich! Sie lachte aus vollem Herzen. Das erste Mal, seit Maike Anna kannte, sah sie diese so unbeschwert lachen. Das Klingeln ihres Handys enthob Maike einer Antwort. »Roloff«, meldete sie sich. »Hallo, Claudia.« Maike stand auf, entfernte sich ein paar Schritte vom gemeinsamen »Pausenraum«. Sie drehte Anna den Rücken zu, um sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
    Nach dem Gespräch mit Claudia wandte Maike sich wieder zu Anna um. Doch die war gegangen. Maike hörte draußen den Betonmischer röhren, folgte dem Geräusch und sah Anna Sand in die Zentrifuge schaufeln. Sie ging zu ihr und half, die fertige graue Masse in die Schubkarre zu entleeren. Anna dankte es mit keinem Wort. Anschließend stiefelte Anna mit der vollen Schubkarre in den Stall, wo der neue Betonfußboden entstand. Maike folgte ihr. Anna entleerte die Schubkarre und gab Maike Zeichen, das andere Ende der langen Holzlatte zu nehmen. Sie verteilten den Beton, den Anna gerade ausgeschüttet hatte, grob über zwei Quadratmeter. Jetzt griff Anna zum Maurerbrett, ließ sich auf die Knie nieder und begann die Fläche glattzustreichen. Mit der Wasserwaage in der anderen Hand maß sie nach. Sie sah nicht auf.
    Maike kannte Anna gut genug, um zu wissen, dass ihr irgend etwas nicht passte. Und es gehörte nicht viel dazu zu erraten, was es war. Maike wartete geduldig, bis Anna den Beton glattgezogen hatte und aufstand. Jetzt musste sie an ihr vorbei. Maike hielt Anna an der Schulter fest. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Anna. Ich passe schon auf mich auf. Wirklich.« Sie duzte Anna einfach, nannte sie beim Vornamen, auch ohne ihre Zustimmung.
    »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte Anna unwirsch. »Ich habe Besseres zu tun. Mach du nur deine Erfahrungen. Aber komm hinterher nicht und sage, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Erleichtert stellte Maike fest, dass auch Anna zum Du überging und ihr weitere peinliche Erklärungsversuche ersparte. Sie lächelte. »Okay Wenn du dir keine Sorgen machst, dann entspann dich.« Immer noch lag ihre Hand auf Annas Schulter. Sie war ihr ganz nah. »Ich weiß, dass Claudias Gruppe kein harmloser Freizeitverein ist. Trotzdem. Nichts deutet darauf, dass ich mich in unmittelbarer Gefahr befinde. Und nicht zuletzt: Ich bin ausgebildet, mich in Gefahrensituationen zu behaupten. Also, kein Grund nervös zu sein.«
    Anna nickte. Reiß dich zusammen , mahnte sie sich. Warum benahm sie sich überhaupt so gluckenhaft? Maike war erwachsen. Sie wusste, was sie tat, konnte das Risiko abwägen. Sicher hatte sie Hunderte Fälle wie diesen bereits hinter sich und brauchte keinen Aufpasser. Sie löste sich von Maike, rang sich ein Lächeln ab. »Ach, was soll’s. Ich kann dir keine Vorschriften machen.«
    »Endlich wirst du vernünftig.«
    »Ja«, sagte Anna. Und dachte: Vernünftig, das war das Stichwort. Das war genau das, was sie sein musste. Wie Maike ihre Arbeit zu tun gedachte, war nicht ihre Angelegenheit. Sie sollte sich tunlichst aus allem heraushalten. Distanz wahren.
    Gerade als Anna an diesem Punkt der Überlegung ankam, spürte sie plötzlich etwas Warmes an ihrer Wange. Es waren Maikes Lippen, die dort entlang strichen. »Ich schulde dir noch einen Kuss«, flüsterte sie in Annas Ohr – und küsste sie auf den Mund, wenn auch eher freundschaftlich als erotisch. Aber eine Spur zu erotisch, um rein freundschaftlich zu sein.
    Anna spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Ihre Distanztheorie war natürlich bis ins Mark erschüttert. Sie versuchte sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Es war ihr absolut klar, das Maike sich der Wirkung ihres harmlosen Kusses auf sie nicht bewusst war. Wie

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