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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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über die Bühne gingen. Niemand wollte festgenommen werden.
    Nein, wenn Claudia einen Verdacht hätte, würde sie Maike nicht mehr kontaktieren. Fast wünschte Anna es sich. Dann würde diese leidige Geschichte endlich ein Ende haben. Wenigstens für sie. Maike Roloff würde aus ihrem Leben verschwinden und alles wäre wie vorher. Doch auch bei diesem Gedanken fühlte Anna sich nicht so richtig glücklich.
    Maike entging nicht, dass Anna ihr Arbeiten zuteilte, die hauptsächlich darin bestanden, aufzuräumen und den Dreck der Tiere wegzumachen. Sie hatte Anna im Verdacht, dass sie sich ein wenig an ihr rächen wollte, weil sie sich ihrem Rat so versperrte. Andererseits – wozu war sie sonst qualifiziert? Und Anna versuchte wenigstens nicht mehr sie umzustimmen. Seit ihrem letzten Gespräch hatte Anna es offensichtlich aufgegeben. Wenn sie zusammen arbeiteten oder eine Zigarette rauchten, unterhielten sie sich meist über die Tiere. Jedes hatte seine Geschichte. Cico und Cica zum Beispiel, die beiden Hunde, die Anna so oft begleiteten. Ein Geschwisterpaar, das vor vier Monaten hier angekommen war. Ihr früherer Besitzer war Alkoholiker und unberechenbar. Einmal behandelte er die Hunde sanft und zärtlich, dann wieder schlug er blindlings auf sie ein. Sie wurden extrem misstrauisch, spürten Bedrohung, wo keine war – und bissen zu. Der Besitzer bekam die Auflage, ihnen Maulkörbe anzulegen, hielt sich aber nicht daran. Die Hunde bissen erneut zu. Daraufhin beschlagnahmte die Polizei die Tiere. Sie galten als gefährlich, knurrten jeden an, der sich in ihre Nähe begab. Eigentlich war das ihr Todesurteil. Doch die Polizei gab ihnen eine letzte Chance, brachte sie – jeden mit zwei Maulkörben geknebelt – im Streifenwagen zum Tierheim, von wo aus man sie direkt zu Anna schickte. Anna erkannte, wie sie sagte, hinter der wütenden Fassade die panische Angst und Unsicherheit der Hunde, die im Grunde nur eines wollten: ein wenig Zuneigung und Liebe. Mit viel Geduld fand sie Zugang zu den Tieren, gewann ihr Vertrauen. Sie wurden freundliche, zufriedene, ausgeglichene Artgenossen, mit neuer Sicherheit und neuem Selbstwertgefühl. Aber da sie sich in der Zeit ihres Leides so sehr aneinander gebunden hatten, war es unmöglich, die Hunde zu trennen. Das machte die Vermittlung sehr schwer, nahezu unmöglich.
    Anna fühlte nicht nur mit dem Schicksal dieser beiden Tiere mit. Das war unübersehbar. Maike konnte es manchmal schlicht nicht fassen, was sie hörte, so herzlos waren die Menschen gegen die Tiere vorgegangen. Während Anna über die vielen Schicksale der Tiere erzählte, wechselten in ihrem Gesicht die unterschiedlichsten Emotionen einander ab. Zorn über verantwortungslose Tierhalter, Mitgefühl mit den geschundenen Tieren und Zufriedenheit, wenn die am Ende ein neues Heim fanden. Die Wärme in Annas Augen wurde dann so tief, dass Maike ihren Blick kaum von ihnen lösen konnte. Hier saß sie mit einer ganz anderen Anna zusammen als der, die sie immer nur ermahnte. Eine Anna, die mit leiser Stimme sprach, die traurig sein, aber auch wunderbar lächeln konnte. Maike genoss die Ruhe, die zwischen ihnen eingekehrt war. Und auch Anna ging es so. Sie hörte interessiert Maikes Erzählungen über den ein oder anderen Fall, stellte Fragen, besonders mit Hinblick darauf, inwieweit bei der Verurteilung das Verständnis für den Schuldigen eine Rolle spielen durfte. Darüber kamen sie schon mal rege ins Diskutieren. Beide konnten sie dabei sehr hitzig werden. Argumente und Gegenargumente flogen durch die Luft. Keine wollte ihren Standpunkt aufgeben. Dennoch kamen sie einander näher. Nicht so sehr in ihren Meinungen über die Dinge, dafür in ihrer Meinung über die jeweils andere. Während einer gemeinsamen Pause, als sie wie üblich in dem kleinen, extra dafür eingerichteten Verschlag im Stall saßen, sagte Maike: »Ich finde es ganz schön blöd, dass wir uns Siezen. Also wenn Sie, wenn du nichts dagegen hast – ich heiße Maike.«
    Anna drückte umständlich ihre Zigarette an der umgedrehten Bierkiste aus, auf der sie saß. Sie zögerte sichtlich. Wirkte verwirrt. »Was soll das werden?« fragte sie skeptisch.
    Nervös rutschte Maike auf dem alten, wackligen Stuhl hin und her, der ihr als Sitzgelegenheit diente. In was für eine peinliche Lage hatte sie sich da wieder gebracht? Jetzt musste sie Anna erklären, warum ihr etwas daran lag, dass diese sie, wenigstens ein kleines bisschen, mochte. Warum sonst bat

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