Vertrau mir
Geschichte erzählte. Anna! Du hast mir mit keinem Wort gesagt, dass Du ihr eine Abfuhr erteilt hast.«
»Aus gutem Grund.«
»Ach ja?«
»Allerdings«, beharrte Anna.
»Und der wäre?«
»Das weißt du genau.«
»Mach dich nicht lächerlich.«
»Sie hat dich auf ihre Seite gezogen. Ich wusste es. Und so was nennt sich Freundin. Weißt du was? Ihr könnt mich beide mal gernhaben.« Anna schmiss den Hörer auf. Es dauerte keine fünf Sekunden, da klingelte das Telefon erneut. Anna nahm ab.
»Wehe, du machst das noch mal«, warnte Greta sie. »Rede gefälligst mit mir.«
»Worüber?« fragte Anna bockig.
»Was dein Problem ist zum Beispiel. Willst du den Rest deines Lebens das Sensibelchen spielen, nur weil eine Frau dich mal hintergangen hat? Ich dachte, gerade du wüsstest, wie vielschichtig das Leben ist, und wie verschieden die Menschen. Mein Eindruck von Maike ist jedenfalls der, dass du ihr nicht gleichgültig bist. Im Gegenteil.«
Anna seufzte. »Greta, du meinst es sicher gut. Aber du kennst Maike doch gar nicht. Wie kannst du ihr mehr glauben als mir?«
Greta schniefte aufgebracht. »Weil ich unvoreingenommen bin vielleicht? Weil ich nicht durch verletzte Gefühle daran gehindert werde zu sehen und zuzuhören!«
Ich habe es nicht nötig, mir zweimal am Tag so was anzuhören, wollte Anna sagen. Und: Ihr könnt mich nicht zwingen, wider besseren Wissens zu handeln . Aber etwas hielt sie davon ab. Die Stimme in ihr, die fragte, ob nicht vielleicht doch sie es war, die sich auf dem Holzweg befand, wurde immer lauter.
»Was verlangst du von Maike?« fragte Greta. »Dass sie ihren Job aufgibt?«
»Warum nicht?«
»Ist das nicht ein bisschen viel verlangt?«
Natürlich war es das. Anna meinte das auch nicht ernst. Sie wollte nur . . . ja, was eigentlich? Absolute Gewissheit, dass Maikes Gefühle für sie echt waren. Ja. Aber wie wollte sie die bekommen? Welche Beweise sollte Maike abliefern? Am Ende lief es doch auf eines hinaus: Entweder vertraute sie ihr oder nicht. Das alles war eine einzige verdammte Zwickmühle!
Maike saß bei Greta im Salon. Diese hatte den Laden bereits geschlossen und ihnen Kaffee gemacht.
»Anna ist nicht von ihrer Idee abzubringen«, sagte Greta kopfschüttelnd.
»Was macht sie außer mich zu hassen sonst so?« fragte Maike fatalistisch.
Greta zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, sie arbeitet an ihrem neuen Projekt. Sie will den Hof erweitern, zusätzlich den Service einer Hundetagesstätte anbieten. Die Idee ist gut. Nur ob die Bank mitspielt, ist die Frage. Der letzte Kreditantrag wurde abgelehnt. Da fehlte dem Umbaukonzept aber auch die rentable Aussicht für die Zukunft. Mit der Idee der Tagesstätte ist das was anderes. Doch ob die zu erwartenden Einnahmen als Argument ausreichen? Immerhin sind die ja sehr begrenzt. Anna hofft, die entscheidenden Leute von ihrem neuen Konzept trotzdem zu überzeugen.«
»Die Banken wollen im Allgemeinen eine Sicherheit«, gab Maike zu bedenken. »Hat Anna die?«
»Eben nicht. Das macht die Sache ja so schwierig. Der Hof in seinem jetzigen Zustand ist nichts, woraufhin die Bank auch nur einen Cent auslegt. Und einen ordentlichen Vollzeitjob hat Anna auch nicht. Nur den Gelegenheitsjob in der Taxizentrale und den Vertrag mit dem Tierheim. Viel Arbeit ja, aber keine regelmäßigen Einnahmen, wie die Bank sie gern sieht.«
»Dann wird es wohl eher nichts mit dem Kredit beziehungsweise mit dem Projekt.«
»Das wäre wirklich schade«, meinte Greta. »Anna setzt große Hoffnung in die Sache.«
»Ich könnte Anna ein paar tausend Euro borgen. Als Beamtin verdiene ich nämlich ganz gut, nur bleibt bei meinem Job wenig Zeit, das Geld auszugeben. Aber garantiert nimmt sie es nicht an.«
»Das sehe ich auch so. Hat gar keinen Zweck, das Angebot zu machen.«
Maike kam eine Idee. »Und wenn du so tust, als wäre es dein Geld?«
Greta winkte ab. »Funktioniert nicht. Anna weiß, dass bei mir auch Flaute in der Kasse herrscht. Ich habe nämlich einen Kredit von der Bank bekommen und muss meine Raten zahlen.«
»Na ja, vielleicht genehmigt man Anna den Kredit ja auch. Zu wünschen wäre es ihr jedenfalls.«
»Ja, zu wünschen wäre es ihr«, wiederholte Greta. »Und was ist mit dir?«
»Mit mir? Was meinst du?«
»Wie verkraftest du die Trennung von Anna?«
Maike zuckte mit den Schultern. »Wie schon. Ich lerne damit zu leben.«
»Das hört sich an, als gibst du auf.«
»Manchmal denke ich wirklich, es hat keinen Sinn. Wenn
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