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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Teil des Hörsaales, schaute auf die Uhr. Es fehlten nur noch zehn Minuten bis zum Beginn der Veranstaltung. Die Zuhörerreihen waren fast ausgefüllt. In einer Stadt, die zu einem Viertel aus Studenten bestand, konnte man so viel Interesse auch erwarten. Anna schien nicht sonderlich nervös. Aber vielleicht täuschte das auch. Vielleicht beherrschte sie sich nur sehr gut. Darin war sie ja geübt.
    Anna schaltete den Overheadprojektor an, der wiederum an ihren Laptop gekoppelt war. Vier Bilder erschienen auf der Leinwand vor dem Auditorium. Bild eins: Eine Anordnung von zwei übereinanderliegenden Käfigreihen, in denen man Primaten erkennen konnte. Bild zwei: Der Gesichtsausdruck eines dieser Primaten in seinem Käfig. Depressiv, apathisch. Bild drei: Ein Primat in unnatürlich verrenkter Körperhaltung in einer Versuchsanrichtung fixiert. Bild vier: Der geöffnete blutige Bauch eines abgemagerten Primaten in einem Abfalleimer. Nach Gebrauch weggeschmissen.
    Es ergab sich von selbst, dass Stille im Hörsaal eintrat. Anna wartete etwa zwanzig Sekunden, dann begann sie zu sprechen.
    »Dies hier sind Bilder, die ich aus dem Internet geladen habe. Bilder aus einem Versuchslabor in Münster. Sicher ein schwarzes Schaf der Branche. Wir wollen es jedenfalls hoffen. Aber ganz sicher auch kein Einzelfall. Wenn wir über Tierversuche sprechen, sprechen wir über Leid und Schmerzen von Tieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeiner der hier Anwesenden ernsthaft behaupten will, ein Tier, welches eine Substanz verabreicht bekommt, sei es nun durch Injektion oder auf irgendeine andere Art, empfände dies als angenehm und keinen Stress dabei.
    Im Jahr 2004 wurde in Deutschland alle vier Minuten ein Tier durch einen Wissenschaftler getötet. Das sind weit über zwei Millionen Tiere im Jahr. Nur 40.000 dieser Tiere gingen in Untersuchungen zur Diagnose von Krankheiten ein. Die anderen Versuchstiere verloren ihr Leben in der biologischen Grundlagenforschung, bei toxikologischen Untersuchungen oder einfach beim Test von Zusatz- und Farbstoffen für Kosmetika und Lebensmittel. Bei Tierversuchen sind schwerste Eingriffe ohne Narkose erlaubt und durchaus üblich. Labortiere werden mit Erregern von qualvollen, oft sogar tödlichen Krankheiten kontaminiert. In der Verhaltensforschung werden sie experimentell psychischem Stress ausgesetzt, werden verbrannt, verbrüht, mit Elektroschocks gequält, verletzt und verstümmelt. Man durchtrennt Versuchstieren ihre Stimmbänder, um ihre Schreie nicht mehr hören zu müssen. Die Ergebnisse aus Tierversuchen sind nicht auf den Menschen übertragbar. Nicht wenige, nach Tierversuchen zugelassene Zusatzstoffe in Lebensmitteln lösen Allergien beim Menschen aus. In Tierversuchen getestete Medikamente rufen lebensgefährliche Nebenwirkungen hervor. Der Blutfettsenker Lipobay und das Rheumamittel Vioxx sind aktuelle Beispiele dafür, dass Tierversuche gravierende Probleme, die schließlich zur Marktrücknahme von Medikamenten führen, nicht verhindern können. Viele Gesundheitsschäden durch Substanzen aller Art werden gar nicht erkannt oder können vom Geschädigten nicht bewiesen werden.«
    Es herrschte immer noch aufmerksame Stille im Hörsaal. Maike musste zugeben, Anna überraschte auch sie. Sie war sehr beeindruckt vom Aufbau in Annas Vortrag. Die Bilder und Fakten, welche sie, ohne sie viel zu kommentieren, aneinanderreihte, hinterließen nicht nur bei Maike ihre Wirkung.
    »Viele von Ihnen wissen, dass im Bereich der tierversuchsfreien Forschung in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte verzeichnet werden konnten. Es steht eine Vielzahl In-vitro-Verfahren zur Verfügung, im Reagenzglas durchgeführte Tests. Diese sind vor allem aussagekräftiger, aber auch reproduzierbarer als Tierversuche. Neue Arzneimittel können an menschlichen Zell- und Gewebekulturen, die zum Beispiel aus Operationen zur Verfügung stehen, getestet werden. Die hautreizenden Eigenschaften von Chemikalien und kosmetischen Stoffen können an künstlicher Haut getestet werden. Für die Untersuchung hinsichtlich fieberauslösender Substanzen in Medikamenten und Impfstoffen stehen Tests mit menschlichem Blut zur Verfügung. Alternativen gibt es also reichlich.
    Neben Reagenzglastests ist die Erforschung der wirklichen Ursachen unserer Krankheiten eine wesentlich sinnvollere, billigere und aussichtsreichere Methode der Erkenntnisgewinnung als das Tierexperiment. In Studien mit kranken und gesunden Menschen wurde

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