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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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zugegeben, Ehrgeiz ist mir nicht fremd. Manchmal entwickle ich auch zu viel davon. Aber niemals würde ich, egal mit wem, schlafen, damit ich beruflich weiterkomme. Für diese Annahme habe ich dir nie einen Grund gegeben.«
    »Nie einen Grund gegeben?« fragte Anna bitter. »Erinnerst du dich wirklich nicht daran?«
    Maike ahnte nicht, was Anna meinte.
    »Warst du es nicht, die in Erwägung zog, mit Claudia zu flirten, um an Informationen zu kommen, nachdem ich dir das nützliche Detail , wie du es nanntest, verriet, dass Claudia lesbisch ist?«
    Maike erinnerte sich an den Tag. »Ja, aber das war ein Scherz. Das habe ich dir doch anschließend auch gleich gesagt. Woraufhin du dachtest, ich mache mich darüber lustig, dass du lesbisch bist. Und ich traute mich nicht, dir zu sagen, dass ich keine Veranlassung habe, darüber zu scherzen, weil ich selbst Frauen mag.« So, nun war wenigstens das raus. »Zwischen uns stehen ständig irgendwelche Missverständnisse, weil die eine der anderen nicht so richtig traut oder sich selbst nicht. Warum hören wir nicht einfach auf mit diesem unnützen Misstrauen?«
    Annas Gedanken rasten. Sagte Maike ihr gerade, dass sie lesbisch war? Das hieße ja, es war gar nicht der Reiz des Unbekannten, der Maike in ihr Bett gezogen hatte. Mit dieser Vermutung lag sie also schon mal falsch. Galt das Gleiche auch für ihre Annahme, Maike habe nur mit ihren Gefühlen gespielt? Lag sie wirklich so daneben?
    Gerster und Maikes Kollege kamen zurück. »Ich habe die Spurensicherung angerufen«, sagte er zu Maike. Und an Gerster gewandt: »Und Sie machen mir die Liste mit den Namen der Personen, die Zugang zum Schrank haben.« Gerster nickte.
    Maike wandte sich an Gerster. »Kann man mit der entwendeten Menge Morphin einen Menschen töten?«
    »Ja. Bereits dreihundert Milligramm reines Morphin sind eine tödliche Dosis. Aber wenn es darum ging, haben wir wirkungsvollere Mittel im Schrank. Botulinumdoxin zum Beispiel. Ein bakterielles Gift, welches bereits im Nanogrammbereich tödlich wirkt. Zudem wäre es geeignet, einen Mord wie eine einfache Lebensmittelvergiftung aussehen zu lassen.«
    »Sie meinen das Morphin wurde von einem Drogenabhängigen gestohlen, der den Stoff für sich braucht oder einen Dealer, der ihn verkaufen will?«
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich. Aber wenn derjenige keine Ahnung von der Mischung hat, kann das für ihn oder einige seiner Kunden natürlich auch tödlich enden.«
    Maike nickte. »Danke, Professor Gerster. Wir sind dann hier fertig.«
    Sie und ihr Kollege verabschiedeten sich. Beim Hinausgehen streifte Maikes Blick Anna. Maikes Augen baten sie, ihr zu glauben.
    Gerster lächelte Anna entschuldigend an. »Unangenehme Sache«, sagte er. »Entschuldigen Sie die Unterbrechung.«
    »Nicht der Rede wert. Wir waren ja eigentlich auch fertig«, sagte sie. »Fehlten nur noch die praktischen Dinge. Welchen Hörsaal ich für meinen Vortrag benutzen darf und ab wann er frei ist.«
    »A 104 im neuen Sektionsgebäude wird normalerweise für so etwas benutzt. Welcher Tag passt Ihnen am besten?«
    »Montag in einer Woche?«
    Gerster schaute in den Computer. »Geht nicht. Da ist Kinoabend im Saal. Dienstag wäre frei. Sechzehn fünfundvierzig endet die letzte Vorlesung.«
    »Ich reserviere für neunzehn Uhr.«
    »Ist hiermit eingetragen.«
    »Danke, Professor.«
    Anna fuhr nach Hause. Dort wartete viel Arbeit auf sie. Abgesehen von den Tieren, die versorgt werden wollten, lag jede Menge Büroarbeit an. Sie war noch nicht sehr weit mit dem neuen Kreditantrag gekommen, brannte aber förmlich darauf, die Sache endlich richtig in Angriff zu nehmen. Die Kalkulation für das neue Projekt würde hieb- und stichfest sein und sogar den skeptischsten aller Sachbearbeiter überzeugen.
    Mitten in den Berechnungen klingelte das Telefon. Greta war dran. Anna legte deutliche Zurückhaltung in ihre Stimme, als sie auf Gretas Frage, was sie gerade tat, antwortete: »Sitze vor dem Computer.«
    »Was Wichtiges oder nur Zeitvertreib?«
    »Fragst du mich aus, um es hinterher Maike zu erzählen?« fragte Anna pikiert. »Dann kann ich nur sagen, dass ich es nicht sehr schätze, wenn man sich hinter meinem Rücken über mich unterhält.«
    Für ein paar Sekunden war Schweigen in der Leitung. Dann fand Greta ihre Sprache wieder. »Du wirst es nicht glauben, aber eigentlich ging ich zu Maike, um ihr meine Meinung zu sagen. Du kannst dir mein Erstaunen vorstellen, als sie mir ihre Version der

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