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Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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»Sie hatte es bestimmt erst ein paar Stunden. Wahrscheinlich wurde sie irgendwo in der Nähe des Einkaufszentrums tätowiert. Sie war sehr unglücklich deswegen.«
    »Wie sah diese Tätowierung aus?«, fragte er gespannt.
    Sie versuchte, sich das Bild wieder ins Gedächtnis zu rufen. »Es war ein seltsames Muster aus verschlungenen Zahlen und Linien. Cheryl hat mir erklärt, dass damit Frauen gekennzeichnet würden, die Drogen transportieren. Das Tattoo verrät demjenigen, der es entschlüsseln kann, welche Drogen die Betreffende bei sich trägt, von wem sie stammen und was sie kosten.«
    »Heilige Scheiße.« Reeses Augen glühten.
    Alice sah ihn dafür, dass er einen Kraftausdruck verwendet hatte, tadelnd an. »Ja, unglaublich, nicht wahr?« In den folgenden zwanzig Minuten spulte sie alle Geschehnisse des Tages noch einmal für ihn ab. Da Rowdy ihn schon über alles ins Bild gesetzt hatte, ließ sie kein Detail aus. Sie musste ihm die Motive für ihr Handeln unbedingt begreiflich machen.
    »Cheryl hat nicht freiwillig Drogen transportiert. Sie ist wegen eines Mannes hierhergezogen, in den sie verliebt war. Seinen Namen kenne ich nicht, sie hat ihn mir nicht verraten. Aber er hat ihr etwas vorgegaukelt, um sie hörig zu machen, und dann hat er von ihr verlangt, dass sie für ihn als Drogenkurier arbeitet, um ihm ihre Liebe zu beweisen.«
    Reeses Augen hatten sich verdunkelt. Sein Schweigen beunruhigte sie.
    »Reese, es gibt noch mehr Frauen wie sie. Cheryl meinte, dass Hickson – der Abschaum, den ich gefesselt in dem heruntergekommenen Hotel zurückgelassen habe – dafür zuständig ist, die Mädchen tätowieren zu lassen. Leider weiß ich nicht, für wen er arbeitet. Cheryl war völlig aufgelöst und fürchtete sich anfangs vor mir, weil sie glaubte, ich gehöre zu einem konkurrierenden Dealer. Mit ziemlicher Sicherheit werden die Mädchen gezwungen, Drogen zu befördern.« Alice wurde immer aufgeregter. »Ich bin fest davon überzeugt, dass sie auch die Tattoos gegen ihren Willen bekommen.«
    Reese schien verblüfft über ihre Rückschlüsse zu sein. Hielt er sie etwa für zu naiv, um eins und eins zusammenzuzählen? Man wusste wirklich kein Genie – oder Polizist – sein, um die Wahrheit zu erkennen.
    Sie erinnerte sich wieder daran, wie Cheryl versucht hatte, das Tattoo wegzureiben. Sie musste einfach etwas unternehmen. Alice beugte sich über den Tisch zu Reese. »Ich weiß noch, wie der Transporter aussah, mit dem sie zum Parkplatz gebracht wurde, und auch an den Truck, dem ich gefolgt bin, erinnere ich mich noch. Verflixt, leider habe ich vergessen, mir die Nummernschilder einzuprägen. Ich vermute, dass sie sich beim Einkaufszentrum getroffen haben, weil das Tattoostudio sich in der Nähe befindet.«
    Reese richtete sich alarmiert auf. »Sprich nicht weiter.«
    Doch Alice ignorierte seinen Einwurf und fuhr eifrig fort: »Ich könnte mich in der Umgebung ein wenig umsehen. Vielleicht entdecke ich die Autos ja.«
    »
Alice
…«
    »Diesmal werde ich kein Risiko eingehen«, versicherte sie ihm und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich sehe mich einfach nur nach Tattoostudios um.«
    Reese krallte sich an der Tischplatte fest. »Nein.«
    »Wenn ich fündig werde, könnte ich ja einen Blick hineinwerfen und nachsehen, ob ich ein Bild von dem seltsamen Muster finde …«
    Er schob ruckartig den Stuhl zurück. »Nein.«
    »Dann könnten wir Rückschlüsse daraus ziehen, zu welchem Tätowierer die Mädchen gebracht werden.«
    Reese sah rot. Er sprang von seinem Stuhl und baute sich bedrohlich vor ihr auf.
    Endlich bemerkte Alice seinen Zorn. »Bist du sauer auf mich?«, fragte Alice verwundert.
    Er klappte den Mund auf, schloss ihn jedoch sofort wieder, biss die Zähne fest aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Reese?«
    Er raufte sich die Haare. »Vergiss nicht, ich finde dich verdammt fantastisch«, fauchte er – ja, er
fauchte
tatsächlich.
    »Oh. Okay.«
Verdammt fantastisch?
Was sollte das denn bitte bedeuten?
    »Aber«, fuhr er in schneidendem Ton fort, »was du heute getan hast –
heute,
Alice, und nicht vor einem Jahr –, das war eine Riesendummheit.«
    Alice beobachtete ihn irritiert.
    Er störte sich nicht daran, dass sie die Helfershelferin eines widerwärtigen Menschenhändlers gewesen war, aber dass sie einem einzelnen Mädchen geholfen hatte, brachte ihn auf die Palme?
    Das Bewusstsein, dass er ihr keine Vorwürfe machte, hatte ihr neue Zuversicht verliehen. Er hatte

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