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Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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die Frau, geschlagen worden zu sein.« Reese war anzusehen, wie sehr ihn die Sache beschäftigte. »Aber sie hatte überall Blutergüsse, und außerdem war da etwas in ihren Augen …«
    Alice konnte kaum noch schlucken. Sie kannte diesen Blick, hatte ihn bei zu vielen Frauen gesehen.
    Und sogar bei ihrem eigenen Spiegelbild.
    Er ballte eine Hand zur Faust. »Wir nahmen die Ermittlungen auf und stießen auf eine makabere Vorgeschichte von Knochenbrüchen und Gehirnerschütterungen.« Er ließ die Erinnerungen bewusst nicht mehr zu dicht an sich herankommen. »Sie hatte ihn mit gerade mal sechzehn geheiratet und zwölf Jahre lang seine gewalttätigen Ausbrüche ertragen.«
    »Ich hoffe, er wurde hart bestraft.«
    »Wenn du den Tod als hart genug empfindest.«
    Oh Gott. »Du hast doch nicht etwa …«
    Reese schüttelte den Kopf. »Der Mistkerl legte sich mit dem Nachbarn an, der uns verständigt hatte, brach betrunken in seine Wohnung ein und randalierte dort. Der Nachbar hat ihn erschossen. Notwehr. Er hatte einen Waffenschein. Gegen ihn wurde keine Anklage erhoben«, berichtete Reese und klang dabei recht zufrieden.
    Alice biss sich auf die Lippe. »Und die Frau?«
    »Soweit ich weiß ist sie zu ihrer Familie zurückgekehrt und hat sich in psychologische Behandlung begeben.«
    Alice hoffte aufrichtig, dass es der Frau jetzt besser ging. Und sie zweifelte keine Sekunde daran, dass Reese alles in seiner Macht Stehende dafür getan hatte. »Du bist sehr gut in deinem Job.«
    Er lachte auf. »Das will ich doch stark hoffen. Jedenfalls bemühe ich mich nach Kräften um Ehrenhaftigkeit.«
    »Das bist du, keine Frage.« Sie konnte sich keinen ehrenhafteren Mann vorstellen.
    »Danke für dein Vertrauen.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Du weißt, dass es in unserer Abteilung Fälle von Bestechlichkeit gab. Korrupte Cops verkomplizieren unsere Arbeit ungemein. Peterson hat die Lage inzwischen einigermaßen im Griff, aber durch ihre Säuberungsaktion sind wir derzeit stark unterbesetzt. Auf meinem Schreibtisch wartet ein Berg Arbeit auf mich.«
    »Verstehe.« Auch bei ihr war einiges liegen geblieben. »Am Montag müssen wir uns wohl beide wieder mit unserer Arbeit beschäftigen.«
    »Ich habe das Gefühl, dass ich mich eher mit dir beschäftigen werde.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, nach dem, was Rowdy mir erzählt hat, gibt es doch noch einiges zu klären. Vergiss nicht, ich bin Polizist.« Er schob sich die zweite Hälfte des Sandwiches in den Mund. »Apropos. Nachdem es dir jetzt ein bisschen besser geht, kannst du mir auch noch den Rest der Geschichte erzählen.« Er schubste ihren Teller in ihre Richtung. »Du kannst derweil ruhig weiteressen.«
    Dann hatte er ihr also etwas zu essen gemacht, damit sie sich wieder beruhigte? Wie aufmerksam und gleichzeitig praktisch. »Du willst wissen, was heute passiert ist?«
    »Genau.« Er verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Was zum Teufel sollte das?«, fragte er tadelnd.
    Sein unvermittelter Stimmungsumschwung irritierte und ärgerte sie. Wie konnte er ihr vergeben, was sie – unter Zwang oder nicht – getan hatte, und sich gleichzeitig daran stoßen, dass sie sich heutzutage für andere starkmachte? »Sie brauchte Hilfe«, erwiderte sie knapp.
    »Ja, das habe ich inzwischen verstanden. Aber du warst viel zu leichtsinnig. Durch dein kopfloses Handeln hättest du leicht diesen Verbrechern in die Hände fallen können. Damit wäre dieser Frau sicher nicht geholfen.«
    Da erzählte er ihr nichts Neues. »Ich weiß. Darum habe ich ja auch vor, mich in Zukunft besser auszurüsten und genauer zu planen, was ich unternehme.«
    Reese verschluckte sich. Er hustete und keuchte, hielt aber Alice mit einem Handzeichen davon ab, ihm zu helfen. Nachdem er einen Schluck Milch getrunken hatte, um das Sandwich herunterzuspülen, sah er sie aufgebracht an.
    Bevor er wieder zu Atem kam und zu einer Strafpredigt ansetzen konnte, sprach Alice eilig weiter. »Sie trug einen lockeren Verband am Arm. Reese, ich dachte, sie wäre verletzt.«
    Er starrte sie fassungslos an. »Und darum hast du beschlossen, dich Hals über Kopf ins Getümmel zu stürzen?«
    Na gut, aus seinem Mund klang das wirklich dumm. »Zum Glück stellte sich heraus, dass sie nicht verwundet war«, versuchte sie, ihn zu beschwichtigen. »Unter der Bandage befand sich nur eine frische Tätowierung.«
    Reese horchte auf. »Ein Tattoo?«
    »Ja, es war noch ganz rot und geschwollen.« Alice kaute bedrückt auf ihrer Unterlippe.

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