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Vertrauen

Titel: Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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dem Versinken. Für ihn ist die Begegnung mit Jesus eine wirksame Therapie, um diese Angst zu überwinden. Denn Jesus ist nicht nur über das Wasser des Sees von Gennesaret gewandelt, sondern über die Wasser des Todes. In seiner Auferstehung hat er die Wasser des Todes überwunden. Als der Auferstandene ist Jesus der, der über den Wassern des Todes wandelt. Wer ihm im Glauben folgt, der hat keine Angst vor den Wassern des Todes, der schreitet im Vertrauen über alles Schwankende oder Brüchige in seinem Leben. Er schaut mitten in den Turbulenzen seines Lebens auf den, der den Tod besiegt hat. Das nimmt ihm die Angst vor dem Untergang in den Fluten seines Lebens.
    Aber hilft dieser Glaube wirklich dem, der von undefinierbaren dunklen Ängsten heimgesucht wird und in den Strudel und Sog unbewusster Strömung gerät? Für viele sind die Worte der Bibel leer, ohne Bedeutung. Ihre Angst ist zu groß, als dass sie durch den Blick auf Jesus oder durch die Meditation biblischer Geschichten aufgelöst werden könnte. Oft ist eine Therapie nötig, damit wir einen festen Halt finden, wir sind angewiesen auf einen Therapeuten oder eine Therapeutin, die keine Angst vor unseren inneren Turbulenzen haben. Der Glaube allein vermag uns in einer schwierigen Situation oft nicht von der Angst zu befreien. Doch wenn wir in einer Therapie oder in einer geistlichen Begleitung unsere Ängste anschauen, dann kann es doch eine Hilfesein, die Geschichte von Jesu Gang auf dem Wasser zu meditieren. Diese Geschichte spricht unsere tiefste Sehnsucht an, mit unserer Angst nicht völlig allein zu sein. Sie zeigt uns, dass es diesen Jesus gibt, der zu uns kommt in unserer Angst. Wenn wir es dann wagen, in unserer Angst auf diesen Jesus zu schauen, dürfen wir manchmal erfahren, mitten im Sumpf unserer Angst Halt zu finden. Oft gibt es auch kleine Hilfen. Manchmal hilft es, ein Kreuz zu umfassen, um diesen Halt auch leibhaftig zu spüren. Andere haben einen kleinen Engel bei sich, den sie mit ihren Händen umschließen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht allein sind. All das sind Hilfen für meine Angst. Aber es braucht zugleich die Demut, zugeben zu können, dass die Angst trotz all dieser Hilfen über mich hereinbrechen kann wie ein Wasserstrudel, der mich mit in die Tiefe zu ziehen droht. Es macht dann wenig Sinn, mir vorzuwerfen, dass mein Glaube zu schwach sei, und es hilft auch nichts, zu beklagen, dass alle Therapie habe nichts geholfen habe. Ich muss mich aussöhnen mit dieser bedrohlichen Angst. Nur dann kann ich mitten in der Angst nach einem Anker suchen, an dem ich mich festhalten kann. Für den einen ist es der Blick auf Jesus, für den andern die Berührung eines Menschen, der ihm Nähe schenkt, für den andern der Versuch, sich selbst zu spüren. Indem ich jetzt meine Hände spüre, vergewissere ich mich, dass dieser kleine Ort der Berührung nicht von der Angst bestimmt ist. Dort ist mitten im Strudel ein winziger geschützter Raum des Vertrauens.
Sich aufbrechen lassen von Gott
    D as Bild des Vertrauens verbinden wir mit etwas Festem, das in sich zusammen hängt, das Halt gibt. Aber die Erfahrung des Lebens zeigt, dass es nichts absolut Festes gibt, auf das wir uns verlassen können. Oft genug wird uns das zerbrochen, worauf wir unsere Hoffnung gesetzt haben. Henri Nouwen hat einmal gesagt: „Dort wo wir zerbrochen werden, dort werden wir auch aufgebrochen für Gott und aufgebrochen für unser wahres Selbst.“ Das Aufgebrochenwerden ist etwas Passives. Wir müssen nicht aufbrechen. Das Leben zerbricht etwas in uns und bricht uns auf diese Weise auf. Aber wir können das Aufgebrochenwerden nur dann als Segen erfahren, wenn wir ein Grundvertrauen in Gott haben, ein Vertrauen, das uns sagt, dass uns nichts widerfahren wird, was uns letztlich schaden kann. Zerbrochen wird das, was uns Sicherheit verleiht, aber auch das, was wir um uns herum aufgebaut haben, um uns abzusichern gegen neue Ideen. Wenn der Panzer zerbrochen wird, den wir um uns herum gelegt haben, dann wird etwas in uns lebendig.
    Es braucht Vertrauen, sich von Gott aufbrechen zu lassen. Aber durch das Aufgebrochenwerden kann auch Vertrauen wachsen. Wir spüren, dass wir uns nicht an Äußeres halten können. Halt gibt nur der Grund, auf den wir unser Lebenshaus bauen. Jesus spricht vom Felsen, auf den wir unser Haus bauen. Der Fels ist letztlich er selbst. Wenn unser Haus auf Fels gebaut ist, kann es nichts so leicht zum Einsturz bringen. Wenn es aber auf den Sand

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