Vertrauen
sein, beruhigen. Das Licht Gottes, das in Jesus Christus aufgestrahlt ist, ist kein kaltes Licht, sondern ein barmherziges Licht, das in die Abgründe unserer Angst eindringen möchte. Es möchte das Dunkel in uns erhellen, um uns einen barmherzigen Blick in die Tiefen unseres Unbewussten ermöglichen und Frieden zu schließen mit allem, was in uns ist.
Jesus hat uns in seiner Predigt einen Weg zu diesem Frieden gewiesen. Wir sollen mit den Feinden unserer Seele Frieden schließen, anstatt sie zu bekämpfen. Wir sollen mit derAngst Frieden schließen. Dann wird sie zu unserem Freund. Jesus erklärt diesen Zusammenhang in dem Gleichnis von dem König mit den zehntausend Soldaten (Lk 14,31f). Wenn wir mit unseren zehntausend Soldaten, mit unserem Willen, unserer Disziplin, unserem Verstand, gegen die zwanzigtausend Soldaten der Angst kämpfen, reiben wir uns in diesem Kampf auf. Je mehr Energie wir in den Kampf gegen die Angst stecken, desto größer wird die Gegenkraft, die die Angst entwickelt. Sie wird uns dazu zwingen, unsere ganze Energie zu vergeuden, um Mauern aufzubauen, damit die Angst nicht in unser Herz eindringen kann. Die Energie, die wir in den Aufbau der Abwehr stecken, wird uns zum Leben fehlen. Wir werden unfähig, uns selbst zu spüren. Die Mauer, die wir aufbauen, wird uns auch vom eigenen Herzen trennen. Jesus lädt uns ein, Frieden zu schließen mit unserer Angst, aus der Angst als Feindin eine Freundin zu machen. Dann gehört die Kraft, die in der Angst steckt, zu uns. Die Angst wird uns auf unserem Weg begleiten. Sie wird uns aus der Enge heraus zu einer größeren Weite führen. Im Bild des Gleichnisses Jesu gesprochen: Wenn wir aus den Feinden Freunde machen, erweitert sich unser Land. Und wir haben, um im Bild zu bleiben, statt zehntausend nun dreißigtausend Soldaten zur Verfügung. Wir haben also mehr Kraft, als wenn wir uns im Kampf aufreiben. Die zwanzigtausend Soldaten der Angst werden uns helfen, das eigene Land aufzubauen und zu gestalten. Unser Leben wird reicher und bunter. Manchen macht es allerdings Angst, mit ihrer Angst Frieden zu schließen. Sie meinen, sie müssten sie besiegen. Doch erst wenn wir Frieden mit ihr schließen, wird sie zum Freund werden, der uns ein freies und intensiveres Leben ermöglicht.
Wir sind in seiner Zuneigung
V iele sind mit der Angst vor dem Verlassenwerden und vor dem Alleingelassensein geplagt. Wie damit umgehen? Jesus antwortet auf diese Frage mit einem überraschenden Bild: „Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.“ (Mt 10,29-31) Er sagt damit: Wenn Gott sich schon um die Spatzen kümmert, die kaum einen Marktwert haben, um wie viel mehr wird sich Gott um uns kümmern. Wir sind in Gottes Hand. Er weiß um uns. Er hat sogar die Haare auf unserem Kopf gezählt, so gut kennt er uns. Mit diesem Sinnbild will Jesus uns zeigen, wie sehr Gott um uns weiß und wie wichtig wir für ihn sind. Gott sorgt sich um uns. Er umgibt uns mit seiner Liebe und Fürsorge. Gott ist um uns wie eine liebende Mutter, zu der wir flüchten, und wie ein verlässlicher Vater, an den wir uns anlehnen können. Und er ist ein Vater, der um uns weiß. Von seiner Zuneigung zu wissen, gibt Halt und Sicherheit.
Es sind im Grunde zwei Wege, die uns Jesus hier weist. Der erste Weg ist, den eigenen Selbstwert zu erhöhen: Ich bin wertvoll, weil Gott mich geschaffen hat. Ich bin so wertvoll, dass Gott sogar die Haare auf meinem Haupt kennt. Die Erfahrung der eigenen Würde befreit mich von der Angst, allein gelassen zu werden. Denn wenn ich um meine Würde weiß, dann bin ich mir auch selbst wert, bei mir zu bleiben und mich auszuhalten. Ich verlasse mich dann nichtselber. Ich bleibe bei mir. Ich stehe mir selber bei. Ich bin in mir selbst wertvoll und muss mich nicht klein machen wie ein Kind, das zur Mutter flüchtet. Ich darf dankbar sein für den unendlichen Wert, den Gott mir zugemessen hat.
Der zweite Weg, den Jesus weist, bezieht sich auf die Sorge Gottes um mich. Gott umgibt mich, er lässt mich nicht allein. Für viele ist das kein Trost. Denn sie suchen bei Menschen Zuflucht, wenn sie nicht weiter wissen oder wenn sie sich bedroht fühlen. Doch unsere Erfahrung zeigt auch: Je mehr wir nach Menschen suchen, die uns die Angst nehmen, desto größer ist die
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