Vertrauen
sich an die Gotteserfahrung und an die Erfahrung von absolutem Vertrauen zu erinnern und der Sehnsucht nach diesem Vertrauen, die man im Herzen spürt, zu trauen. In der Sehnsucht nach Vertrauen ist schon Vertrauen. Ich kann dieser Sehnsucht in mir auf den Grund gehen. Dann werde ich auf dem Grund meiner Seele das Vertrauen entdecken, das in mir ist, ganz gleich ob ich von den Eltern genügend Vertrauen erfahren habe oder nicht. Es gibt ein Urvertrauen, das von Gott stammt und nicht von den Menschen. Es ist wie ein archetypisches Bild, das in mir ruht. Wenn ich mit diesem archetypischen Bild von Vertrauen und Sich-Fallen-Lassen in Berührung komme, dann wächst in mir das Vertrauen. Dann höre ich auf, zu jammern, ich hätte zu wenig Vertrauen in der Kindheit erfahren. Ich traue der Kraft des Vertrauens, die mir Gott selbst ins Herz gelegt hat.
Unverzagt ist unser Herz
I ch möchte Gott vertrauen. Aber es gelingt mir einfach „nicht. Zu stark ist das Misstrauen in mir, dass das Beten ja doch nicht hilft, dass Gott mich gar nicht hört oder dass er nicht zufrieden ist mit mir.“ Immer wieder höre ich diese Klage. Ich kann dem, der mir von seinem Misstrauen Gott gegenüber erzählt, nicht einfach Vertrauen einimpfen. Ich muss seine Worte erst einmal stehen lassen. Wenn ich dagegen spreche, wird der andere immer neue Gründe für sein Misstrauen finden. Ich kann nur fragen, warum er Gott nicht vertrauen kann. Ist er enttäuscht worden von Gott? Oder gibt es in ihm negative Gottesbilder? Oder ich versuche, konkret zu erfahren, in welchen Situationen er sich schwer tut, Gott zu vertrauen. Und ich frage nach seiner Sehnsucht. Wie stellt er sich denn das Vertrauen auf Gott vor? Wie und wo möchte er vertrauen? Im Gespräch können wir Anhaltspunkte finden, um Spuren des Vertrauens auf Gott in ihm zu entdecken. Zumindest ist in ihm eine Ahnung, wie das Vertrauen zu Gott aussehen könnte.
Und dann können wir im Gespräch uns darüber unterhalten, dass das Vertrauen auf Gott immer auch von Misstrauen begleitet ist. Das Misstrauen und der Zweifel sind der Stachel, der uns anstachelt, unser Vertrauen auf Gott tiefer zu gründen, es nicht in einem oberflächlichen Glauben zu belassen. Was heißt es wirklich: auf Gott zu vertrauen? Es ist nicht so einfach. Und es darf auch manchmal schwer sein. Vertrauen heißt, gegen alles Misstrauen immer wieder auf die Karte Gottes setzen, sich für Gott zu entscheiden. Pascalspricht von der Wette, die er auf Gott setzt. Manchmal bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Wette abzuschließen, dass ich auf Gott mein Vertrauen setze. Eine Hilfe kann sein, die Psalmen zu beten. Sie bringen dieses Hin- und Hergerissenwerden zwischen Misstrauen und Vertrauen immer wieder zum Ausdruck. Da denkt der Beter an die Feinde, die ihn bekämpfen, die darauf sinnen, ihm das Leben zu rauben. Aber mitten in dieser Anfechtung und Angst betet er: „Ich aber, Herr, ich vertraue dir, ich sage: Du bist mein Gott.“ (Ps 31,15) Er betet sich gleichsam in das Vertrauen hinein. Er weiß auch um die Angst: „Ich aber dachte in meiner Angst: Ich bin aus deiner Nähe verstoßen.“ (Ps 31,23) Doch er spricht sich selbst und den Freunden Mut zu: „Euer Herz sei stark und unverzagt, ihr alle, die ihr wartet auf den Herrn.“ (Ps 31,25)
Von guten Mächten wunderbar geborgen
G laube hat verschiedene Aspekte. Einmal sind wir in ein Glaubenssystem hineingewachsen, das nicht nur durch die Dogmatik der Kirche geprägt ist, sondern durch den gelebten Glauben unserer Vorfahren. In dieser Glaubenstradition haben wir eine gewisse Sicherheit mitbekommen. Diese Tradition ist schon eine gebündelte Form der Antworten auf Fragen, die Menschen immer gestellt haben. Sie zeigt uns, wie wir auf die Herausforderungen des Lebens reagieren können, auf Krankheit und Leid, auf Enttäuschung und Scheitern, auf Konflikte und Unsicherheit, auf die Erwartungen von außen und von innen. Dieser Glaube prägt unser Denken und Fühlen von innen her.
Ein anderer Aspekt liegt darin: Der Glaube deutet unsere Wirklichkeit. Glaubende sehen alles, was ihnen begegnet, im Licht des Glaubens, wie sie ihn von Eltern und Lehrern vermittelt bekommen oder wie sie ihn sich selbst durch Studieren und Lesen und Nachdenken zurechtgelegt haben. Die Frage ist, ob dieser Glaube der Wirklichkeit entspricht oder nicht. Glaube ist keine letzte absolute Gewissheit und er bietet keine letzte absolute Sicherheit. Es gibt keinen Glauben ohne Zweifel. Aber es gibt
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