Vertrauen
unserem Innern in Berührung sind, vertrauen wir darauf, dass wir die richtigen Worte in uns fühlen. Jesus verspricht uns, dass in diesen Augenblicken der Geist Gottes selbst durch uns und in uns sprechen wird. Wir müssen uns nicht auf das Gespräch vorbereiten und alle Eventualitäten durchdenken. Vielmehr sollen wir einfach dem trauen, was in dem Augenblick in uns aufsteigt. Das befreit uns von der Angst. Wenn wir dem Geist trauen, der in uns spricht, dann hat der andere keine Macht über uns. Wir sind mit unserem Inneren in Berührung. Wir sprechen aus unserem Herzen und sind nicht fixiert auf den Mächtigen, vor dem wir uns beweisen wollen. Manchmal muss ich mir in solchen Fällen wieder und wieder vorsagen: Der andere hat immer nur soviel Macht über mich, wie ich ihm gebe.Und ich muss mir voller Kraft vornehmen: Ich gebe ihm jetzt keine Macht über mich. Ich traue dem Geist, der in mir spricht. Dann geht mich das Urteil des andern nichts mehr an.
Die Fixierung auf das Urteil von außen verstärkt nur unsere Unsicherheit und unsere Angst. Daher ist der Rat Jesu heilsam, sich von der Fixierung auf den andern, auf seine Erwartungen und Urteile, zu lösen und sich dem eigenen Innern zuzuwenden und dem zu trauen, was der Geist Gottes uns an inneren Impulsen schenkt.
Es gibt zwei Wege, von dieser Angst vor dem Urteil anderer frei zu werden. Der erste Weg ist: den andern erlauben, dass sie denken dürfen, was sie wollen. Ich brauche mir den Kopf nicht darüber zu zerbrechen, was für Gedanken sie sich machen. Ich bin nicht von ihrem Urteil abhängig. Ich stehe nicht vor ihrem Gericht und bebe nicht vor ihrem Richterspruch. Ich definiere mich nicht über ihre Bestätigung oder Zuwendung, über ihr Urteil oder ihre Verurteilung. Ich definiere mich über Gott. Ich bin in Gottes Hand. Der zweite Weg: Ich bin mit mir selbst in Berührung. Ich horche auf mein Inneres. Ich horche auf das, was in mir aufsteigt. Ich traue den Impulsen meines Herzens. Denn ich glaube, dass in diesen leisen Impulsen der Geist Gottes selbst zu mir spricht. Das befreit mich von dem Geist der Menschen um mich herum, der mir vielleicht feindlich gesinnt ist. Ich lasse mich nicht von der Gesinnung der andern bestimmen, sondern allein von Gott.
Sei wie du bist
D er Evangelist Matthäus erzählt uns, wie man einen Gelähmten auf einer Tragbahre zu Jesus bringt. „Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Mt 9,2). Jesus erkennt das Vertrauen, das die Träger offensichtlich haben. Sie vertrauen darauf, dass der Kranke geheilt wird. Und er spricht dem Kranken Vertrauen zu. Doch Jesus tut zunächst nicht, was die Träger und der Kranke erwarten. Er heilt ihn nicht, sondern er spricht ihm die Vergebung der Sünden zu. Offensichtlich sieht Jesus, dass seine Lähmung nicht rein körperlich ist, sondern von einer inneren Haltung herwirkt. Diese Haltung ist die Sünde. Sünde, wie ich sie hier gedeutet sehe, ist nicht in erster Linie eine Übertretung von Geboten, sondern die Verweigerung des Lebens. Und oft ist es die Angst, die uns dazu führt, uns zu verweigern, nicht das zu tun, was von uns gefordert ist, sondern lieber liegen zu bleiben und zu warten, bis die andern für uns das Nötige tun. Jesus spricht also zuerst die innere Haltung an. Aber er macht sie dem Gelähmten nicht zum Vorwurf, sondern er sagt ihm die Vergebung Gottes zu. Er ist angenommen, so wie er ist, auch mit seiner Lebensverneinung und Lebensverweigerung. Er darf vertrauen, dass Gott ihn bedingungslos annimmt. Diese innere Erfahrung einer bedingungslosen Daseinsberechtigung, einer Liebe, die dem Menschen gilt, so wie er ist, ist die Voraussetzung, dass unsere Lähmung sich löst.
Heilung der Angst muss die tief in der menschlichen Seele sitzende Angst vor dem Urteil anderer beruhigen. Unddas vermag sie nur, wenn wir uns der bedingungslosen Liebe Gottes bewusst sind. Die Vergebung, die Jesus dem Gelähmten zuspricht, ist letztlich die Zusage: Du darfst so sein, wie du bist. Es ist gut, dass du da bist. Erst wenn wir eine solche Zusage annehmen, beruhigt das unsere Angst.
Die Schriftgelehrten, die Jesus bei seiner Zusage der Sündenvergebung beobachteten, dachten, er lästere Gott: Nur Gott kann doch die Sünden vergeben. Sie sagen ihre Gedanken nicht laut. Aber Jesus erkennt sie. Und so reagiert er auf diese Gedanken, die ja wohl auch unsere Gedanken sind. Jesus ist nicht nur der Arzt, der körperlich
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