Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
kämpfen würde, wenn sie dachte, sie könnte ihn retten.
So wie er für sie kämpfen würde.
Und er würde für sie kämpfen müssen, in nur wenigen Stunden.
Er war seiner kleinen Gruppe von Rebellen kein besonders guter Anführer gewesen, allerdings hatte er auch nie vorgehabt, ein Rebellenführer zu sein. Doch auch für Mira war er kaum ein ebenbürtiger Gefährte gewesen, und das wünschte er sich von ganzem Herzen.
Aber ihm blieb noch Zeit, um jetzt das Richtige zu tun. Er konnte noch Maßnahmen ergreifen, damit das Risiko für seine Gefährtin und seine Freunde so gering wie möglich war und sie nicht ernsthaft der Gefahr von Verletzungen und Blutvergießen ausgesetzt werden würden. Erst dann konnte er guten Gewissens das tun, was er tun musste – sich dem Schicksal stellen, das unausweichlich am Ende des Pfads auf ihn wartete.
Kaum hatte er sich dazu durchgerungen, nahm ein Plan in seinem Kopf klare Gestalt an. Er ergriff Miras Arm und streichelte ihr über die vollständig verheilte Wunde in ihrer Handfläche. »Wir gehen noch heute Morgen. So früh wie möglich.«
Sie runzelte die Stirn und schaute zu ihm hoch. »Bei Tageslicht?«
»So früh, wie wir können«, sagte er noch einmal. Endlich wusste er, was er tun musste, und nun wollte er den Plan so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. »Nina hat Freunde, die uns ein Fahrzeug beschaffen können, ohne viele Fragen zu stellen. Ich setze mich hinten auf die Rückbank, wo mich keine Sonnenstrahlen treffen. Und jemand von meinem Team kann sich ans Steuer setzen. Nur ein paar Stunden, dann sind wir da.«
Mira starrte ihn an. Eine Frage lag in ihrem verschleierten Blick. »Du nimmst mich mit?«
»Ich will, dass du in Sicherheit bist.« Er hob ihr Kinn und küsste sie. »Du gehörst jetzt mir, vergiss das nicht.«
»Ja, ich bin die Deine.« Es brach Kellan fast das Herz, wie sie ihn so offen und voller Vertrauen anlächelte. Sie schmiegte sich eng an ihn, und ihre Kurven und Rundungen passten sich perfekt seinem muskulösen Körper an. »Verlass mich nicht, Kellan. Versprich mir, dass du mich nicht verlassen wirst.«
»Ich verlasse dich nicht, Maus.« Er legte die Arme um sie und küsste sie auf die Stirn, während sie sich noch fester an ihn kuschelte. Ihr Atem wurde ruhig und tief, sie lag zufrieden in seinen Armen.
In diesem Moment war Kellan froh, dass sie seine Gefühle nicht spüren konnte.
Denn wäre sie auch mit ihm blutsverbunden, dann würde sie unweigerlich spüren können, dass er nicht die Wahrheit sagte. Zu gerne hätte er sein Versprechen gehalten und sie nie mehr verlassen. Doch morgen, wenn das nächste Mal die Sonne aufging, würde Mira begreifen, dass sein Versprechen nur eine gut gemeinte Lüge gewesen war.
19
Mit dem Anbruch der Nacht trafen nicht weniger als zwölf Mitglieder des Ordens in Boston ein.
Nathan führte die Einheit an, die aus seinem Team mit drei Stammesvampiren und aus Miras Truppe bestand. Bal, Torin und Webb waren aus Montreal gekommen, um sie bei der Suche nach ihr zu unterstützen. Nathan und sein Team durchforsteten das alte North End nach Hinweisen auf die Rebellen, die sie entführt hatten. Die andere Seite der Stadt wurde von Nikolai durchsucht, zusammen mit Tegan, Hunter und Rio, die vom Hauptquartier in Washington, D. C., abgezogen worden waren. Zu ihnen gesellte sich noch Sterling Chase, der die Kommandozentrale in Boston leitete.
Alle ohne Ausnahme hatten sie geschworen, dass sie Mira spätestens bis zur nächsten Morgendämmerung zurück zu ihrer Familie und dem Orden bringen würden.
Dieser Schwur kroch Nathan wie Eis durch die Adern. Er und Rafe hatten sich von Eli und Jax und den drei Mitgliedern von Miras Team getrennt. Sie durchsuchten inzwischen Etablissements, die dafür bekannt waren, dass sie den Rebellen und ihresgleichen freundlich gesinnt waren. Der Club LaNotte stand ganz oben auf ihrer Liste. Rooster war immerhin Stammgast in der illegalen Kampfarena im Keller des Gebäudes, das früher einmal eine Kirche gewesen war.
Nathan und Rafe betraten den Club gemeinsam, und die beiden Krieger ließen ihre Blicke über die Menge gleiten. Über hundert Leute feierten im Innern eine Party, die meisten waren in schwarzes Leder gekleidet und stark mit Kajal geschminkt. Alle tanzten mit zuckenden Bewegungen zum wummernden Rhythmus einer Industrial Rockband, die auf der Bühne einen Song über Schmerz und Verrat brüllte. Grufti-Mädchen und Punks, die meisten Normalsterbliche. Alle harmlose
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