Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
trinken.
Sie wollte mehr von ihm. Mehr als er ihr geben wollte. Er konnte sie nicht von seinem Blut trinken lassen. Er musste ja bald sterben, sie würden für immer getrennt werden. Und wenn Mira dann mit ihm ebenso eng verbunden war wie er mit ihr, würde ihr Schmerz über seinen Tod so viel größer und schlimmer für sie sein.
»Bitte«, keuchte sie. »Oh Gott … Kellan …«
Herr im Himmel! Mira war kurz vor ihrem Höhepunkt, und fast hätte er ihrem Bitten nachgegeben. Ihre Nägel fuhren scharf über seine Schultern, und sie schrie heiser seinen Namen hinaus, als ihre Lust dem Gipfel zustrebte und fast explodierte. Er wollte sein Blut geben für sie.
Doch mehr als alles andere wollte er sie in diesem Moment an sich binden und mit ihr diese tiefe Leidenschaft teilen, die sie ihm schenkte. Aber er hielt den Impuls zurück, auch wenn er fast schwach wurde und er selbst daran zweifelte, ob es wirklich ehrenvoll war, was er hier tat. Er drückte seinen Mund an Miras offene Ader, schloss die Bisswunden mit seiner Zunge und wartete, bis die Flutwelle ihres Orgasmus ihn mit sich riss. Jede noch so kleine Gefühlsregung brannte sich tief in seine Sinne ein. Sie kam mit ungezügelter Wucht, genauso wie sie fast alles andere in ihrem Leben tat. Die Schockwellen ihrer Lust schossen durch seine Adern, als wäre er selbst gekommen; er war nur verwundert, wie heftig und lustvoll ihr Orgasmus war.
Er konnte den Sturm, der sich nun in ihm zusammenbraute, nicht mehr zurückhalten. Miras Orgasmus war noch nicht in ihm verklungen, als Kellan selbst kam. Ein wilder Schrei drang ihm aus der Kehle, als sein Samen brennend heiß und ungestüm aus ihm herausschoss.
Und Miras süßer, einladender Körper nahm alles in sich auf, was er zu geben hatte.
Er hätte nicht sagen können, wie lange es dauerte, bis die Lustwellen, die durch seinen Körper brandeten, sich allmählich beruhigten. Vielleicht waren es nur wenige Augenblicke, vielleicht Stunden.
Miras leise Stimme brachte ihn zurück ins Hier und Jetzt.
Zurück in die Wirklichkeit, in der er sich Lucan und seinem Urteil stellen musste.
»Ich möchte nicht, dass du zum Orden gehst.« In dem dumpfen Schlag ihres Pulses konnte er spüren, wie besorgt sie war, und durch ihre neue Verbindung kroch auch der scharfe Geruch ihrer Angst in ihn. »Ich habe meine Meinung geändert, Kellan. Ich will nicht mehr, dass du dich vor Lucan verteidigst und versuchst, den Orden und den Rat davon zu überzeugen, dass sie dich begnadigen sollen. Ich will nicht, dass du auch nur in die Nähe von Washington gehst. Wir können beide nicht dorthin zurück.«
»Ach, Maus.« Er küsste ihre nackte Schulter, dann stützte er sich auf den Ellbogen, damit er in ihr besorgtes Gesicht sehen konnte. »Das sagst du jetzt nur so. Wegrennen und dich verstecken war noch nie deine Stärke. Das war immer mehr mein Spezialgebiet, nicht? Und jetzt siehst du auch, wohin es uns gebracht hat.«
»Es ist mir egal, wohin es uns gebracht hat«, sagte sie leise, aber mit einem trotzigen Unterton in der Stimme. »Lass uns einfach hierbleiben, genauso wie jetzt. Ich weiß, irgendwann finden sie uns, aber wir bleiben einfach zusammen, solange wir hier ausharren können. Lass es uns versuchen, egal, was es uns kostet.«
Er küsste sie wieder, und dieses Mal ließ er sich Zeit dabei und küsste sie zärtlich auf den Mund. »Ich möchte auch nicht, dass es hier endet. Nicht jetzt und überhaupt nie. Aber wenn es bedeutet, dass du gezwungen bist, dein Leben lang immer geduckt im Schatten zu schleichen, voller Angst, was hinter der nächsten Ecke lauert, dann will ich das nicht. Ich kann das nicht von dir verlangen, Mira. Und wir können auch nicht hierbleiben. Für niemanden von uns ist es mehr sicher hier. Wir müssen alle den Bunker verlassen und uns ein anderes Versteck suchen. Irgendwo außerhalb der Schusslinie.«
»Wo?«
»An einem sicheren Ort.«
Die Gefahr, dass der Orden schon näher rückte und sie bald einschließen würde, war immer noch real und machte ihm Angst. Jeden Moment konnte eine geheime Todesschwadron auftauchen, oder der Orden startete nach den Ereignissen gestern Abend einen Großangriff. Sie konnten nicht hierbleiben, das Risiko war zu groß. Bei dem Gedanken, dass Candice, Doc und Nina im Chaos einer Durchsuchung unter schweren Waffenbeschuss geraten könnten, wurde ihm das Herz schwer vor Schuldgefühlen. Seine Stammesgefährtin dagegen kannte Kellan gut genug: Er wusste, dass Mira bis zum Tod
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