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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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ihm versammelt. Eine Weile hatten sie zugeschaut, wie er auf und ab ging. Erst jetzt merkte er, dass eine unangenehme Stille auf der Gruppe lastete. Zum Teil hatte ihr Schweigen mit den Ereignissen zu tun, die in den vergangenen vierundzwanzig Stunden geschehen waren – die Explosion in Ackmeyers Labor, die weltweit Schlagzeilen gemacht hatte, und die öffentlichen Unruhen, die daraufhin überall ausgebrochen waren; das feierliche letzte Geleit, das sie Chaz gegeben hatten; und nun die plötzliche Flucht zu einem Ort, von dem sie bis jetzt nicht einmal gewusst hatten, dass er existierte.
    Und dann hatte die Unruhe seines Teams mit der Ordenskriegerin zu tun, die für ihn ganz offensichtlich nicht nur eine gewöhnliche Gefangene war, die er gegen ihren Willen festhielt.
    Kellan schaute vom einen zum anderen. Sie waren durcheinander und argwöhnisch, weil sie sich unsicher waren, wer er wirklich war und was Mira ihm bedeutete.
    Die sorgenvollen Blicke, die sie ihm zuwarfen, ließen ihm keine Ruhe.
    Sie kannten ihn nicht, obwohl sie acht Jahre lang mit ihm zusammengelebt hatten. Sie hatten sein Geheimnis, dass er ein Stammesvampir war, nie verraten, aber er hatte ihnen dafür nichts zurückgegeben. Sie hatten ihm ihr Vertrauen und ihre Freundschaft angeboten, aber er hatte sie nicht an sich herangelassen.
    Schluss damit, entschied er.
    Diese drei Normalsterblichen – diese Menschen, Himmel noch mal – waren seine Freunde geworden. Sie waren seine Familie, und es brachte ihn fast um, dass er es erst jetzt wirklich verstand, wo er gezwungen war, sie bald für immer zu verlassen.
    »Ich war nicht fair zu euch«, sagte er und schüttelte voller Bedauern den Kopf. »Ich habe euch die ganze Zeit über angelogen. Ihr wisst nicht einmal meinen echten Namen. Ich heiße nicht Bowman, sondern Kellan. Mein Name ist Kellan Archer.«
    Doc verzog das Gesicht, und er runzelte argwöhnisch die schwarzen Brauen über seinen braunen Augen. Nina legte fragend ihren indigoblauen Schopf schief, wobei ihr beunruhigter Blick noch ernster wurde. Nur Candice erwiderte Kellans Blick ohne Misstrauen oder Überraschung. Die kluge, einfühlsame junge Frau hatte sich wahrscheinlich den Großteil seines Geständnisses schon selbst zusammengereimt, an dem Tag, als sie und Mira miteinander geredet hatten. Die beiden Frauen hatten sich auf Anhieb gut verstanden – und vielleicht wären sie Freundinnen geworden, wenn es die Umstände erlaubt hätten.
    Sie nickte ihm sanft zu, und er räusperte sich, bevor er weiterredete. »Ihr wusstet von Anfang an, dass ich ein Stammesvampir bin. Das war etwas, das ich nicht vor euch verheimlichen konnte. Candice und Doc, ihr habt es sofort gewusst, als ihr mich aus dem Mystic geholt und mir das Leben gerettet habt. Und du, Nina, du hast es seit Monaten gewusst. Ihr alle wart in mein Geheimnis eingeweiht, und ihr habt mich nie verraten.«
    »Wir sind deine Freunde. Freunde verraten sich nicht, Bow–« Doc brach abrupt ab und schüttelte heftig den Kopf, dann seufzte er schwer. »Freunde halten sich gegenseitig den Rücken frei. Das hast du auch für uns getan … Kellan?«
    Er nickte, als Doc ihn mit seinem wirklichen Namen ansprach. »Ich halte dir immer noch den Rücken frei, Javier. Solange ich am Leben bin, werde ich aufpassen, dass niemand euch in den Rücken fällt. Und ich will euch heute Nacht alles erzählen, keine Geheimnisse mehr. Keine Lügen mehr. Ich will euch die Wahrheit erzählen – die ganze Wahrheit. Und ein Teil von meiner Wahrheit schläft in dem Zimmer am anderen Ende des Gangs.«
    »Du liebst sie.« Der sorgenvolle Blick war aus Ninas Zügen gewichen, und sie schaute Kellan voller Verständnis an. Ihre Stimme klang leise und wehmütig, denn zweifellos dachte sie an ihre eigene Liebe, die sie erst vor so kurzer Zeit verloren hatte. Der Geliebte, der ihr von dem Unbekannten genommen worden war, der sich mit Jeremy Ackmeyers UV -Technologie aus dem Staub gemacht hatte. »Du liebst diese Frau schon ziemlich lange, nicht?«
    Kellan nickte. »Schon mein ganzes Leben lang. So kommt es mir wenigstens vor. Ich habe sie schon geliebt, als wir noch Kinder waren … als Mira und ich zusammen vom Orden aufgezogen wurden.«
    Niemand sagte etwas. Jetzt schaute ihn sogar Candice erwartungsvoll an. »Du bist ein Mitglied des Ordens?«, fragte sie schließlich.
    »Ich war einmal ein Mitglied«, korrigierte er sie. »Das ist lange her.«
    Er erzählte ihnen von der Zerstörung des Dunklen Hafens seiner

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