Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Familie, als er dreizehn gewesen war, und wie er und sein Großvater, Lazaro Archer, der Besitzer des Hauses, in dem sie nun Zuflucht gefunden hatten, sich unter den Schutz des Ordens begeben hatten. Er erzählte ihnen, wie er dort ein achtjähriges, weißhaariges, störrisches kleines Gör kennengelernt hatte, das nicht zuließ, dass er verdrossen allem nachtrauerte, was er verloren hatte, das ihn nicht aufgeben ließ und das ihn gezwungen hatte, es als seine Freundin zu akzeptieren. Er erzählte ihnen, wie das kleine Gör zu einer atemberaubenden Frau und beeindruckenden Kriegerin heranwuchs, wie er und Mira zusammen im Orden ausgebildet wurden und schließlich Mitglieder im gleichen Einsatzteam waren.
Und dann erzählte er ihnen, wie er sich letztendlich selbst eingestehen musste, dass er sich in Mira verliebt hatte, und wie sie beide schließlich dem Verlangen nachgaben, das sie füreinander empfanden. Wie er dabei seine Zukunft in ihren außergewöhnlichen Augen gesehen hatte und wie seine Welt in diesem kurzen Moment völlig aus den Fugen geraten war.
Er erzählte ihnen von der Explosion in dem Lagerhaus, die ihn eigentlich das Leben hätte kosten sollen, doch er hatte überlebt. Und was für ein Feigling er danach gewesen war, als er die, wie er damals dachte, einfachste Lösung beim Schopf packte und so schnell und weit wie möglich vor der furchtbaren Vision davonrannte. Dass er Mira und alle anderen, an denen ihm zu der Zeit etwas gelegen war, in dem Glauben ließ, er sei wirklich tot.
»Ich dachte, ich hätte hundertprozentig dafür gesorgt, dass sich unsere Wege nie wieder kreuzen.« Er stieß einen leisen Fluch aus. »Und dann kam der Anruf von dem Einsatz, nachdem die Entführung von Ackmeyer nicht wie geplant gelaufen war. Als ich hörte, dass wir ein Mitglied des Ordens geschnappt hatten … eine Kriegerin … da hätte ich euch die Wahrheit sagen sollen. Aber ich glaube, ich machte mir immer noch vor, dass ich dem Schicksal entkommen könnte. Dass ich dem, was unausweichlich kommen wird, irgendwie entgehen könnte.«
»Klingt, als hättest du schon aufgegeben, Boss.« Doc betrachtete ihn mit dem scharfen Blick eines Militärarztes, der mit einer tödlichen Verletzung konfrontiert ist. »Für mich hört sich das an, als ob du uns hierhergebracht hast, um dich zu verabschieden.«
»Ich musste tun, was ich konnte, damit ihr drei zumindest die Chance habt, unbeschadet aus dieser Sache rauszukommen«, sagte Kellan. Er war noch nicht bereit, über Abschiede zu reden. »Ich möchte, dass ihr alle euch überlegt, wie es mit eurem Leben weitergehen soll, wenn das alles hier vorbei ist.«
»Was wird aus dir und Mira?«, fragte Candice mit sanfter Stimme.
Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich muss wissen, dass auch sie in Sicherheit ist. Sie gehört zum Orden, das ist ihre Familie. Sie werden sich um sie kümmern. Sie werden ihr beistehen.«
Candice betrachtete ihn. Der weise Blick in ihren blaugrünen Augen durchschaute ihn. »Und du, Kellan? Was wird bei alldem aus dir?«
Er stöhnte und hob halb ironisch, halb resigniert die Schultern. »Ich bin wieder da, wo ich angefangen habe.«
Wenigstens hatte er jetzt diesen drei Menschen die Wahrheit sagen können. Wenigstens hatte er ein paar kostbare Tage und Nächte mit Mira gehabt, und sie waren ein Geschenk, das jeden Preis wert war, den er noch zahlen musste.
Er hatte ihre Liebe.
Sein Herz würde auf immer ihr gehören.
Kellan hörte einen dumpfen Schlag aus dem Schlafzimmer am Ende des Gangs, und durch die Blutsverbindung mit Mira durchfuhr ihn ein plötzlicher, scharfer Schmerz.
Nina sagte noch, »Sie ist endlich aufgewacht, glaube ich«, da war er schon aufgesprungen und auf dem Weg zu ihr.
Mit langen Schritten eilte er den Gang hinunter. Er öffnete die Tür; das Bett war leer, die Decke zurückgeschlagen. »Mira?«
Eine Moment später sah er sie auf dem Boden am Fuße des Bettes sitzen. Sie hielt mit beiden Händen ihr Schienbein. Kaum hatte Kellan die Tür ganz aufgerissen, da stieg ihm der überwältigende Lilienduft ihres Blutes in seine sich instinktiv weitenden Nasenlöcher. »Herr im Himmel. Was ist passiert?«
»N-nichts«, stotterte sie. Jetzt sah Kellan, dass sie am Bein aus einer Wunde blutete. »Ich hab noch halb geschlafen, als ich aufstehen wollte. Dabei hab ich mir das Schienbein an der Bettkante aufgeschlagen.«
»Ich hol dir was, das du auf die Wunde drücken kannst.« Er stürzte ins Bad, befeuchtete einen
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