Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
kommen, Krieger.«
Nathan konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. »Und wie, Mädchen, willst du mich daran hindern? Hast du vielleicht eine Armee von Leibwächtern, die in deinem Salon kampieren?«
Er hob den Fuß, um entschlossen einen Schritt vorwärtszugehen, und sie tat das Gleiche. Doch sie schob ihn nicht weg oder schrie um Hilfe. Nein, Jordana Gates tat etwas viel Erstaunlicheres.
Sie küsste ihn.
Ohne jede Vorwarnung waren ihre Lippen auf seinem Mund, sie packte seine Schultern mit beiden Händen und drückte ihre Brüste fest gegen seinen Körper.
Für einen langen Moment war Nathan wie erstarrt und völlig perplex. Ihr warmer Mund, ihr weicher Körper, ihre Lippen, die sich an die seinen schmiegten … alles zusammen löste einen Sturm der Gefühle in ihm aus, dem er selbst unter besseren Umständen nichts hätte entgegensetzen können. Ein Kampf Mann gegen Mann, heimliche Tötungsaufträge, damit hatte er kein Problem. Doch diese Situation traf ihn völlig unvorbereitet, auf diesem Gebiet besaß er weder Geschick noch Erfahrung.
Er war keine Jungfrau mehr – schon lange nicht mehr. Aber bei dem unpersönlichen Sex, den er bevorzugte, gab es keine Berührungen, keine Umarmung und keine Küsse.
Hätte Jordana Gates in diesem Moment die Neunmillimeter aus dem Holster an seinem Gurt gezogen und ihm direkt ins Herz geschossen – der Schock wäre für Nathan nicht größer gewesen.
Er bekam nicht einmal mit, dass sie nicht mehr alleine in dem Vorraum waren, bis er hörte, wie sich ein Mann hinter ihm räusperte.
Abrupt löste sich Nathan aus Jordanas Umarmung, trat rasch zurück und brachte einen größeren Abstand zwischen sie und ihn. Ihre meerblauen Augen waren weit aufgerissen, die Pupillen groß und dunkel. Ihr Blick, der vor dem Kuss noch in einem karibischen Azurblau geleuchtet hatte, loderte jetzt in einem stürmischen Türkis. Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund und lief davon, zur sicheren Seite des Vorraums, wo ihre Freunde an der Tür zum angrenzenden Wohnzimmer warteten.
Die schöne, elegante Carys Chase stand neben dem dunkelhäutigen, gefährlichen Rune. Sie hielten sich an den Händen. »Bist du in Ordnung, Jordana?«, flüsterte sie. Dann wandte sie sich an Nathan, und jede Freundlichkeit war aus ihrer Stimme verschwunden. »Was suchst du hier? Warum zum Teufel hast du gerade Jordana angefallen? Sag mir sofort, was hier los ist!«
Die andere Stammesgefährtin schüttelte stumm ihre weißblonden Locken. Sogar Nathan versagte für einen Moment fast die Stimme. Er maß Rune mit einem kühlen Blick. »Deswegen bin ich hier: Was zum Teufel ist hier los?«
Rune hielt seinem Blick stand, er blinzelte nicht einmal mit seinen dunklen Augen. »Ich besuche nur meine Freunde an einem meiner wenigen freien Abende. Ich nehme doch an, damit verstoße ich gegen kein Gesetz.«
»Sag jetzt nur nichts Falsches. Wir zwei unterhalten uns später darüber, wie du eigentlich dazu kommst, mit diesem Mädchen anzubändeln«, erwiderte Nathan. Er warf Carys einen finsteren Blick zu. »Und wir beide sind auch noch nicht fertig miteinander.« Worauf sie ihr Kinn eine Spur höher reckte, unverfroren und ohne jedes Schuldbewusstsein. »Aber im Moment bin ich hier wegen einer Freundin, mit der du dich gestern Nacht im Club unterhalten hast«, sagte Nathan, wieder an Rune gewandt.
Im Gesicht des Stammeskämpfers blitzte ein seltsamer Ausdruck auf, aber kaum einen Augenblick später hatte er sich wieder unter Kontrolle und setzte eine unbeteiligte Maske auf. »Ich hab keine Ahnung, wen du meinst.«
»Da hat mir Cassian aber etwas anderes erzählt, als ich vor ein paar Minuten bei ihm war«, entgegnete Nathan. »Er sagt, du hättest Besuch gehabt von diesem beschissenen Rebellenarsch namens Bowman.«
Rune lachte leise. »Da hat man dir was Falsches auf die Nase gebunden, Mann. Ich will gar nicht wissen, was für ein Spiel Cass mit dir treibt, aber ich habe nichts mit den Rebellen zu tun. Und ich kenne niemanden, der Bowman heißt.« Er klang ehrlich, soweit Nathan es beurteilen konnte.
»Wirklich?«, fragte er dennoch weiter. »Cassian hat mir erzählt, Bowman sei gestern Nacht mit Mira im LaNotte aufgetaucht.« Runes Züge schienen etwas härter zu werden, als Miras Name fiel. »Cassian sagt, du hättest dich mit den beiden eine ganze Weile lang in deiner Garderobe unterhalten.«
»Das ist eine Lüge«, mischte sich Carys ein. Ihre hellbraunen Haare fielen nach vorn, als sie heftig den Kopf
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